Seit beinahe drei Jahren sind die Türen der Wiesentheider Mauritiuskirche geschlossen. Diesen Sonntag, 20. März, ab 14 Uhr, öffnen sie sich wieder für alle Interessierten, damit sie sich ein Bild über den Stand der aufwändigen Sanierung des Gotteshauses machen können. Pfarrer Peter Göttke und Kirchenpfleger Paul Schug werden dabei Erläuterungen zum Stand der Renovierung geben.
Als nächster Schritt der aufwändigen Innensanierung wird in Kürze die Restaurierung der Deckenfresken im Kirchenschiff beginnen. Die Vergabe für die mehrere tausend Quadratmeter umfassende Fläche erfolgt demnächst. Deswegen steht nahezu das komplette Kirchenschiff voller Gerüstteile, die nicht an den Wänden befestigt werden dürfen. Dank des Gerüstes ließ sich die Decke der Barockkirche aus nächster Nähe unter die Lupe nehmen. „Es wurden weniger Schäden festgestellt, als man befürchtet hatte“, fasst Pfarrer Göttke das Ergebnis zusammen. Gleichzeitig wurde die alte Dämmung im Dach ausgebaut, alles gereinigt und ersetzt.
In der Kirche sind derzeit eine Kirchenmaler-Firma und ein Stuckateur am Hochaltar zu Gange. Die Kirchenmaler aus Bütthard waschen mit einer speziellen Seife behutsam die Säulen, Figuren und Verzierungen am Hochaltar ab, die danach um einiges heller werden. Wie die griechischen Bildhauer vor mehr als 2000 Jahren gehe man hier vor, sagt Stuckateur Peter Kurowski aus Pfronten im Allgäu. Er ergänzt fehlende und schadhafte Teile an den mit Stuck-Marmor verkleideten Säulen.
Um das Ganze möglichst originalgetreu wieder herzustellen, hat sich der auf Restauration spezialisierte Kurowski intensiv mit der Arbeitsweise der um 1730 dafür zuständigen Künstler auseinandergesetzt. So mit der von Christian Mayer, der am Altar gearbeitet hat und später in der Hofkirche in Würzburg tätig war und wohl der Wessobrunner Schule zuzuordnen ist. Im oberbayerischen Kloster Wessobrunn wurden einst viele Kunsthandwerker ausgebildet. „Das war ein Profi. Man sieht, dass hier Routiniers am Werk waren“, sagt Kurowski beinahe ehrfurchtsvoll. „Diese Präzision damals, das ist Wahnsinn“, ist er von seinen Vorgängern begeistert.
Die Holzstufen am Hochaltar sind abgebaut, sie werden restauriert. Stuckateur Kurowski lässt den Blick schweifen. „Grundsätzlich ist der Altar für seine Größe und sein Alter in sehr gutem Zustand im Vergleich zu anderen Kirchen aus der Zeit“, hat er festgestellt. Alles habe einen gemauerten Aufbau, nur die obersten Teile sind aus Holz verkleidet.
Der Untergrund hat auch in der Mauritiuskirche schon einiges erlebt, was für den Altar und die Säulen nicht einfach gewesen sei. So lag der Boden im Chorraum einst um eine Stufe höher, er wurde abgesenkt. Eine Betondecke und eine Fußbodenheizung wurden um 1896 eingebaut, was Folgen hat: Ein Stein arbeite in seinem Inneren, genauso wie Holz, erklärt der Stuckateur.
Wenn Kurowski am Stuckmarmor Stellen ausbessert, dann geschieht das nicht nur mit der alten Technik, sondern auch mit speziellem Material, möglichst originalgetreu. „Stuckmarmor ist teurer als Marmor, weil er als Handwerk hergestellt wird“, erklärt er. Verschiedene Schichten mischt er gekonnt zusammen, bis es passt. Zunächst schaut er, wie das Original gemacht wurde. Unterste Schicht ist eine Haftgrundierung, dann folgt eine selbst angemischte Masse, in die Farben gegeben werden.
„Das ist wie ein Teig, wie beim Kuchenbacken. Der wird dann zusammen geschoben“, sagt Kurowski. Abschließend werde die Oberfläche verschliffen.
Zu tun haben wird Stuckateur Kurowski noch einiges in der Wiesentheider Kirche. „Es sind unzählige Risse hier. Der Sandstein in den Säulen ist viel stabiler, als die Beschichtung, die darauf ist“, hat er fest gestellt. Kurowski mag seinen Beruf wegen der Abwechslung. Immer auf Achse ist er. So schaffte er unter anderem am Schloss im norwegischen Oslo. Derzeit eben in Wiesentheid, wo die auf fast fünf Millionen Euro geschätzte Sanierung der Kirche wohl auch noch das nächste Jahr in Anspruch nehmen wird.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!