Man schrieb das Jahr 1949: Wenige Jahre nach Kriegsende, als die Menschen gerade ihr Leben neu einordnen mussten, begann die 14-jährige Volkacherin Maria-Luise Laymann ihr Ehrenamt als Organistin in der Volkacher Stadtpfarrkirche. "Das ist noch heute im Pfarrbuch nachzulesen!", sagt sie. Ein Jahr zuvor hatte sie die hohe Kunst an dem schwierigen Instrument bei einer Musiklehrerin erlernt.
"Ich spielte an vielen Orten die Orgel. Organisten waren zur damaligen Zeit sehr begehrt", sagt sie. Und die Orgel hat sie dann ihr ganzes weiteres Leben eng begleitet. Nach einem Pharmazie-Studium wurde sie zuerst in Würzburg Apothekerin, fand aber immer wieder Möglichkeiten, am Wochenende in Volkach (Lkr. Kitzingen) zu spielen. An die Zeiten, als Orgeln noch mit einem Blasebalg zum Klingen gebracht wurden, kann sie sich noch gut erinnern: "Da mussten ein paar Ministranten her, die den Balg getreten hatten. Das war auch schwer, da die Burschen im Takt treten mussten, damit die Luft nicht nachlässt."
Ihre Kinder haben die Liebe zur Musik geerbt
Die Liebe zur Orgel hat die Virtuosin über die Liebe zur Musik erlangt. "Ich hatte eine Veranlagung dazu, die man allerdings pflegen musste" meint sie bescheiden. "Orgelschüler selbst ausgebildet habe ich nicht. Dazu hatte ich gar keine Zeit." Wo Not am Mann war, sprang sie ein. Nichts war ihr zuviel. Ihre drei Kinder haben die Liebe zur Musik übernommen. Ein Sohn ist Kirchenmusiker.
Bei der Frage zu ihren Hobbys ist sie zurückhaltend. "Mit dem Alter reduziert sich alles." Dennoch strahlt ihr Gesicht, wenn sie von ihren Enkelkindern erzählt. "Meinen Kindern und Enkeln gehört die Zeit, die ich sonst für ein Hobby verwendet hätte."
Im Jahr 2014 entschied sie sich aufzuhören, nach 65 Jahren als Organistin in der Volkacher Stadtpfarrkirche. Schluss war aber noch lange nicht, denn seit 2004 spielte sie auch auf der Vogelsburg bei Volkach in der Kirche Mariä Schutz die Orgel. Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement erhielt sie 2017 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten.
Sie war die Zuverlässigkeit in Person
Für Pfarrer Bernhard Stühler von der Würzburger Stiftung Juliusspital, die die Vogelsburg vor einigen Jahren übernommen hat, war die Zeit mit Maria-Luise Laymann als Organistin etwas ganz besonderes. Immer wieder konnte sie Anstöße zu einmaligen Gottesdiensten bringen. Und: "Man hatte sich auf sie verlassen können", sagt Stühler.
Schwester Hedwig, die Priorin der Augustinusschwestern, die für den Kirchenbetrieb auf der Vogelsburg zuständg ist, ergänzt: "Ich habe sie sehr geschätzt. Wir hatten ein gelingendes Miteinander."

Im Auftrag des Würzburger Bischofs Franz Jung überreichte der Pfarrer Maria-Luise Laymann dieser Tage eine Dankesurkunde sowie die Ehrennadel des Bistums. Eine ausgefallene Idee hatte Diözesanmusikdirektor Gregor Frede, der für die gesamte Kirchenmusik im Bistum zuständig ist. Er brachte als Abschiedsgeschenk eine hölzerne, funktionsfähige Orgelpfeife mit. "Dies soll den besonderen Verdienst der Organistin hervorheben", erklärte er. "Eine solche Persönlichkeit werden wir wohl nicht mehr kriegen", meinte Rainer Sauer, Vorsitzender des Freundeskreises Vogelsburg. Er kann aber versichern, dass der Gottedienstbetrieb auf der Vogelburg nicht gefährdet ist.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!