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EUERFELD: Wahre Feuerwehrschätze wiederentdeckt

EUERFELD

Wahre Feuerwehrschätze wiederentdeckt

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    Die Spritze der Euerfelder Feuerwehr ist jetzt ein Museumsexponat: Stellvertretender Kommandant Bernhard Mack (von links), Vereinsvorsitzender Philipp Weippert, Leiter des Deutschen Feuerwehrmuseums Rolf Schamberger, Kommandant Stephan Weippert, Jugendwart Florian Mack und Schriftführer Jan Speth kurz vor dem Verladen der historischen Feuerwehrspritze und einer alten Krankentrage.
    Die Spritze der Euerfelder Feuerwehr ist jetzt ein Museumsexponat: Stellvertretender Kommandant Bernhard Mack (von links), Vereinsvorsitzender Philipp Weippert, Leiter des Deutschen Feuerwehrmuseums Rolf Schamberger, Kommandant Stephan Weippert, Jugendwart Florian Mack und Schriftführer Jan Speth kurz vor dem Verladen der historischen Feuerwehrspritze und einer alten Krankentrage. Foto: Fotos: Jan Speth

    Zwei historische Feuerwehrspritzen aus den Jahren 1832 und 1891 fristeten Jahrzehnte relativ unbeachtet ihr Dasein im früheren Euerfelder Rathaus. Jetzt verkaufte die Stadt Dettelbach das Gebäude und forderte die Feuerwehr per E-Mail zur schnellen Räumung auf. Diese machte aus der Not eine Tugend: Die ältere Spritze und eine Krankentrage werden Exponate im Deutschen Feuerwehrmuseum. Für die zweite Spritze wird noch eine feste Bleibe gesucht.

    Fast schon einem kleinen Museum glich das alte Spritzenhaus im Untergeschoss des ehemaligen Rathauses, als Mitglieder der Feuerwehr das Tor nach Jahrzehnten wieder öffneten: Das Inventar umfasste eine tragbare Handdruckspritze, eine vierrädrige Saug- und Druckspritze mit Zubehör, eine hölzerne Schlauchhaspel, einen Feuerlöscher von 1952 und eine Krankentrage. Mit der Einweihung des Feuerwehrhauses in der Kaiserstraße im Jahr 1970 waren die Geräte in Vergessenheit geraten. Lediglich in den 1980er Jahren wurde die fahrbare Spritze zuletzt bei einer Schauübung präsentiert.

    Viel Zeit blieb den Floriansjüngern nicht, eine neue Bleibe für die Spritzen zu finden: Ende Juli hatte die Stadtverwaltung den Verein dazu aufgefordert, den Raum innerhalb einer Woche zu räumen, um das Gebäude veräußern zu können. Der Käufer will ein Wohnhaus daraus machen. Außerdem lag im alten Rathaus ein Aktenschrank mit Unterlagen aus den vergangenen 150 Jahren bis zur Eingemeindung nach Dettelbach. Die Akten gingen an die Stadt, die sie im Archiv auf dem Dachboden des Rathauses sicher verwahrt.

    Eifrig nach Bleibe gesucht

    Die Feuerwehr hat über ihre WhatsApp-Gruppe fieberhaft nach neuen Unterstellmöglichkeiten für die alten Geräte gesucht – ohne Erfolg. Schließlich wandte man sich in einem Hilferuf an Feuerwehr- und Freilandmuseen. Beim Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda stieß man auf offene Ohren: Museumsleiter Rolf Schamberger, traute seinen Augen kaum, als er die Bilder von den voll funktionsfähigen Spritzen sah. Als „einen seltenen Glücksfall“ bezeichnete er die Tatsache, dass die Spritzen Weltkriege, Notzeiten und „oftmals gut gemeinte Restaurierungswut“ überstanden hätten.

    Für sie wird noch eine Bleibe gesucht: Die vierrädrige Saug- und Druckspritze der Feuerwehr Euerfeld wurde 1891 in der Nürnberger Feuerlöschgeräte- und Maschinenfabrik AG Justus Braun gefertigt und ist noch voll funktionstüchtig.
    Für sie wird noch eine Bleibe gesucht: Die vierrädrige Saug- und Druckspritze der Feuerwehr Euerfeld wurde 1891 in der Nürnberger Feuerlöschgeräte- und Maschinenfabrik AG Justus Braun gefertigt und ist noch voll funktionstüchtig. Foto: Jan Speth

    Der originale Zustand, die authentischen Farbfassungen, das vollständige Zubehör – der Museumschef sprach von „wahren Feuerwehrschätzen“. Alleine die vierrädrige Spritze habe den Wert eines Kleinwagens – ideell sei dieser gar nicht erst messbar.

    Spritze und Krankentrage kamen sofort ins Museum

    Schamberger sicherte schnelle Hilfe zu und versprach, die kleinere Spritze und eine Krankentrage sofort in sein Museumsinventar in Fulda aufzunehmen. Eine „bedingte Schenkung“ wurde vereinbart. „Das Museum kann die Spritze nicht weiterverkaufen und wir können sie nach wie vor zu bestimmten Anlässen ausleihen. Sollte das Museum mal schließen müssen, gehen Spritze und Trage wieder dauerhaft in unser Eigentum über“ , zeigte sich Kommandant Stephan Weippert zufrieden.

    „Es ist beruhigend, dass ein Teil der Gerätschaften jetzt in guten Händen ist“, freute sich Vorsitzender Philipp Weippert über die Abmachung. Durchschnittlich 25 000 Besucher jährlich zählt das Museum mit 1600 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Ein Schild wird auf die bedingte Schenkung hinweisen. Glücklich zeigte sich der Vorsitzende auch darüber, dass die größere Feuerwehrspritze bei einem Euerfelder zumindest eine vorübergehende Bleibe gefunden hat.

    Platz ist zu knapp

    Dem Deutschen Feuerwehrmuseum fehlt für die große Spritze schlichtweg der Platz: „Ich hätte diese sonst mit Kusshand genommen“, sagte Schamberger, der die neuen Exponate am vergangenen Samstag in Euerfeld abholte und sich unter Kollegen umhören will. Denn es wird noch nach einer dauerhaften Unterstellmöglichkeit gesucht – entweder in Euerfeld oder in einem Museum. Einen Verkauf an Privat schließen die Feuerwehrverantwortlichen allerdings aus.

    Diese historischen Geräte räumte die Euerfelder Feuerwehr aus ihrem ehemaligen Domizil, dem früheren Rathaus:

    • Handdruckspritze, auch als Buttenspritze bezeichnet, laut Feuerwehr-Chronik aus dem Jahr 1832. Die Spritze wurde von vier Personen an Tragegriffen zur Einsatzstelle getragen und hatte folglich keine Räder. Eine Besonderheit der Spritze: Ein integrierter Windkessel sorgte für einen kontinuierlichen Wasserstrom beim Pumpen. Diese steht künftig im Feuerwehrmuseum. • Fahrbare Saug- und Druckspritze, laut Aufschrift und Chronik von 1891. Die gefederte, vierrädrige Spritze wurde von vier bis sechs Personen zur Einsatzstelle gezogen. Mit der Spritze konnte aus Gewässern Wasser angesaugt werden, alternativ wurde der Wasserbehälter über eine Eimerkette gefüllt.

    Diese Krankentrage ist womöglich aus dem Ersten Weltkrieg. Sie kommt ebenfalls ins Museum nach Fulda.
    Diese Krankentrage ist womöglich aus dem Ersten Weltkrieg. Sie kommt ebenfalls ins Museum nach Fulda. Foto: Foto: Jan Speth

    Bei der Euerfelder Spritze fehlen lediglich eine Glocke und eine Laterne. • Fahrbare Schlauchhaspel, hergestellt Ende des 19. Jahrhunderts. Die Haspel konnte an die Spritze angehängt werden. • Krankentrage: Laut Recherche der Feuerwehr stammt sie möglicherweise aus dem Ersten Weltkrieg und kommt jetzt ins Fuldaer Museum.

    Euerfelder Feuerwehrhäuser Bis 1970 befand sich hinter unscheinbaren Holztoren im Erdgeschoss des alten Rathauses der Gemeinde Euerfeld (Eingemeindung: 1. Mai 1978) das Gerätehaus der Feuerwehr. Untergestellt waren dort die alten Spritzen sowie ein Tragkraftspritzen-Anhänger (TSA) mit der Bachert-Pumpe. Am 7. Juni 1970 bezog die Feuerwehr eine ehemalige Gemeindescheune in der Kaiserstraße. Der TSA wurde im Vorjahr veräußert und durch ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) ersetzt. Der Rheinstahl-Hanomag mit Cabrio-Dach wurde 1984 durch ein Löschgruppenfahrzeug 8 abgelöst, das immer noch im Dienst der Euerfelder Wehr steht. Das neue Feuerwehrhaus am Dorfplatz wurde im Mai 1998 eingeweiht. Das alte Rathaus wurde zum 31. Juli 2017 von der Stadt verkauft.

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