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GEMÜNDEN: 14 Pakistani hoffen in Gemünden auf Asyl

GEMÜNDEN

14 Pakistani hoffen in Gemünden auf Asyl

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    Funktionelle Ausstattung: Die Zimmer im Gemündener Asylbewerberwohnheim sind für die Neuankömmlinge hergerichtet.
    Funktionelle Ausstattung: Die Zimmer im Gemündener Asylbewerberwohnheim sind für die Neuankömmlinge hergerichtet.

    „Kein Vergleich zu früher!“ – Mit Erleichterung nahmen Nachbarn und alle, die noch die früheren Zustände im Asylbewerberwohnheim kennen, die Sanierung und Modernisierung des vierstöckigen Hauses in der Gartenstraße zur Kenntnis. Die Regierung von Unterfranken als Hausherr hatte am gestrigen Donnerstagnachmittag die Nachbarschaft und die Medien zur (Wieder-)Eröffnung eingeladen.

    14 Pakistani haben das Haus bereits bezogen; sie teilen sich jeweils zu siebt die zwei Wohnungen im obersten Geschoss. Auch sie sind nach ihren Angaben, wie die ersten Flüchtlinge in Gemünden vor 30 Jahren, Anhänger der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft und deswegen in ihrer Heimat verfolgt.

    Zweckmäßige Einrichtung

    Die Wohnungen sind einfach und zweckmäßig eingerichtet. Ein Badezimmer, eine zweite Toilette und eine Küche teilen sich die Bewohner. In den Zwei- bis Dreibettzimmern stehen gebrauchte Stahlrohrbetten und verschließbare massive Bundeswehrspinde, Stühle, ein Tisch mit je einem Satz Koch- und Essgeschirr sowie ein kombinierter Kühl- und Gefrierschrank. Im Keller befinden sich Industriewaschmaschinen und -trockner. Luxus im Vergleich zu früher, als sich bis zu sieben Personen ein Zimmer teilten und es kaum einen Schrank gab.

    Auch einige wenige Einzelzimmer könnten für psychisch angeschlagene oder kranke Bewohner gestellt werden, erläuterte Hans-Georg Rüth, Direktor der Abteilung Soziales an der Regierung von Unterfranken. Er begründete, warum die Regierung die Flüchtlinge nach Möglichkeit nicht in Einzelwohnungen, sondern in Gemeinschaftsunterkünften unterbringt: Das sei familienfreundlich, ermögliche den Erhalt von Nationalverbänden und beuge der Vereinsamung vor. Des Weiteren seien die Bewohner bei Fragen zu ihren Asylverfahren besser erreichbar.

    Caritas und Gemündener helfen

    Außerdem erleichtere die Gemeinschaftsunterkunft die soziale Betreuung. Rüth dankte den Vertretern der Caritas Lohr, die sich um die Gemündener Flüchtlinge kümmern will. Zur Unterstützung wollen außerdem Gemündener Bürger wieder einen Verein gründen. Im Wohnheim gibt es einen Hausmeister, stundenweise wird eine Verwaltungsmitarbeiterin vor Ort sein.

    Eine menschenwürdige Unterbringung sei gelungen, bedankte sich Hans-Georg Rüth bei Simon Englert von der WohnTraum GbR, der Eigentümerin. Englert gab den Dank an die heimischen Handwerker weiter, die den umfassenden Umbau in der kurzen Zeit seit August 2011 geschafft haben. Die Außenanlage werde noch verschönert, ein Fahrradstellplatz und ein Kinderspielplatz kämen noch hinzu. Das Gebäude wurde vollwärme-isoliert, erhielt neue Fenster und eine Heizanlage, die auch Strom erzeugt; der 44 000-Liter-Öltank dient jetzt als Regenwasserzisterne für die Toilettenspülungen.

    Gemündens Bürgermeister Georg Ondrasch, dem Rüth wie auch dem Stadtrat für die „kritische und vertrauensvolle Begleitung“ gedankt hatte, wünschte, „dass wir als Bürger mit dem entsprechenden Anstand und der entsprechenden Würde mit den Asylbewerbern umgehen (...) dass wir ein friedvolles Miteinander pflegen“. Internationale Konflikte kämen nun nach Gemünden, hier müsse der humanitär-christliche Gedanke der Verfassung umgesetzt werden: „Wir sollten uns der schwierigen Situation stellen.“

    Beim Rundgang begrüßte Hans-Georg Rüth die Bewohner, die gut Englisch sprechen. Froh seien sie, erzählten sie dem Direktor, nach der Ankunft im Dezember im „schmutzigen und engen“ Aufnahmelager in Zirndorf jetzt im „schönen“ Gemünden zu sein. Zwei der Pakistani haben Verwandte in Deutschland, die vor Jahren ebenfalls geflohen waren: Die Großeltern des einen sind in Groß-Gerau, die Angehörigen des anderen warteten ebenfalls in Gemünden auf die Asyl-Anerkennung.

    Gemeinschaftsunterkunft

    Das Asylbewerberwohnheim in Gemünden ist das älteste in Unterfranken. Das Mehrparteienhaus in der Gartenstraße 51 hatte die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Franken (Würzburg) errichtet und von 1978 bis 2007 an die Regierung von Unterfranken vermietet. Waren dort anfangs bis zu 85 Asylbewerber vor allem aus Pakistan untergebracht, so waren es zuletzt nur noch 35 Personen aus Serbien, Russland, Sri Lanka und Syrien.

    Nach der Schließung übernahm die WohnTraum GbR Seifriedsburg das renovierungsbedürftige Haus. Da die Asylbewerberzahlen wegen der instabilen Lage in Vorder- und Südasien wieder steigen, mietete die Regierung 2011 das Gebäude erneut an. Für Oktober war der Bezug angekündigt, jedoch verzögerten sich die Sanierungsarbeiten bis jetzt.

    Bis zu 60 Personen – vor allem Männer aus dem Irak und Afghanistan – werden künftig hier auf den Ausgang ihrer Asylverfahren warten, was zwei bis acht Jahre dauern kann. Als erste zogen jetzt 14 Pakistani ein, die meisten im Alter von 20 bis 30 Jahren. Zurzeit leben in Unterfranken nach Angaben der Regierung rund 1600 der 45 000 Flüchtlinge in Deutschland. 810 Neuankömmlinge musste die Bezirksregierung 2011 unterbringen, 2010 waren es 751 und im Jahr zuvor 343. (lies)

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