
Egal, wo auf der Welt Fußball gespielt wird, der Ball kommt in der Regel aus Pakistan. 800 Betriebe gibt es dort, weiß Ilse Krämer, die Agenda-21-Beauftragte des Landkreises Main-Spessart. In den meisten Betrieben sind die Arbeitsbedingungen schlecht. 12-Stunden-Schichten und Kinderarbeit sind üblich. Daher hat der Landkreis schon vor einiger Zeit Sportbälle geordert, die in einem Fairtrade-Betrieb produziert worden sind. Dort erhalten die Näher- und Näherinnen zumindest den nationalen Mindestlohn.
"Diesen Ball zum Spielball bei Meisterschaftsspielen zu machen, ist uns nicht gelungen", sagt Krämer. Da gebe es Probleme mit dem Bayerischen Fußballbund, die ihre Verträge mit Sponsoren haben. Das sei schwierig. Bislang werden daher die Bälle bei Veranstaltungen vom Landrat als Geschenk verteilt.
Keine Dampfplaudereien
Für Ilse Krämer ist dies aber ein Beispiel für ein Projekt, das in einem der Agenda-Arbeitskreise geboren und umgesetzt wurde. Seit jetzt genau 20 Jahren ist Krämer Agenda-Beauftragte des Landkreises Main-Spessart. 1999 wurde sie von Landrat Armin Grein eingestellt. Krämer erinnert sich noch an dessen Worte: "Ich will keine Dampfplaudereien, sondern konkrete Ergebnisse", habe dieser gesagt. Auch Krämer sieht ihre Aufgabe darin, Projekte für den Landkreis auf dem Weg zu bringen, die die Umwelt und das Klima schonen und die bürgerfreundlich sind.
Gestartet ist Krämer mit einer großen Auftaktveranstaltung, aus der sich die Agenda-Arbeitskreise Umwelt, Soziales und Ressourcen bilden. Letzteren hat mittlerweile Michael Kohlbrecher, der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises, übernommen. Hinzu gekommen ist vor ein paar Jahren die Steuerungsgruppe Fair-Trade. Die Arbeitskreise treffen sich alle vier bis sechs Wochen an wechselnden Orten im Landkreis.
Folgende Projekte wurden beispielsweise von den Arbeitskreisen entwickelt:
Streuobstinitiative Main-Spessart: "Das war unser erstes Projekt, das wir unterstützen", erinnert sich Krämer. Immer mehr Streuobstwiesen verschwanden, die früher meist die Orte abrundeten. Zum einen mussten sie Neubaugebieten weichen, zum anderen konnte kein Ertrag mit ihnen gemacht werden. Zumindest letzteres wollte die Streuobstinitiative ändern. Sie fand eine Kelterei und kümmerte sich um die Vermarktung unter dem Label "Streuobst aus Main-Spessart". Ziel war die Erhaltung, Pflege und Förderung der Streuobstwiesen. Das habe geklappt. Mittlerweile hat sich die Streuobstinitiative Main-Spessart aufgelöst, ein Teil der Mitglieder sind bei der Main-Streuobst-Bienen Genossenschaft untergekommen.
Frische aus Main-Spessart: In dieser Aktionsgemeinschaft haben sich Gastronomen, Erzeuger und Direktvermarkter zusammengeschlossen, um frische, ökologisch wertvolle Lebensmittel aus der Region anzubieten und zu verarbeiten. "Zwei Ziele hat das Projekt", sagt Krämer. Zum einen dem Gast regionalen Besonderheiten anzubieten, zum anderen die heimische Landwirtschaft zu stärken. Dazu gibt es auch immer eine kulinarische Reise. Der nächste Termin ist am Freitag, 25. Oktober, im Gasthaus "Grüner Baum" in Frammersbach unter dem Motto "Die tolle Knolle".

Fairtrade-Kreis Main-Spessart: Der Landkreis wurde im Jahr 2014 zum ersten Fairtrade-Kreis in Bayern. Darauf ist Krämer besonders stolz. Zu den Kriterien, die zu erfüllen waren, gehört unter anderem ein gutes Fundament an Weltläden im Landkreis. Dies konnte nachgewiesen werden. Ein weiteres Kriterium ist, dass bei Sitzungen des Landkreises Fair-Trade-Produkte angeboten werden. Zum Beispiel gibt es einen Apfel-Mango-Saft, der zu 20 Prozent Mango-Mark von den Philippinen enthält.
Filme und Dokumentationen im Agenda-21-Kino
Agenda-21-Kino: Hier werden Filme in den Kinos Mühlbach und Marktheidenfeld gezeigt, die nicht dem Mainstream entsprechen. "An einem Abend sogar mit Diskussion", sagt Krämer. Derzeit läuft die dritte Staffel. Von 5. bis 15 September wird wechselnd in den Kinos der Film "Liebesgeschichten aus der Zukunft" gezeigt. Dieser behandelt die Frage, wie wir mit künstlicher Intelligenz zusammenleben wollen.
Schüler-Coaching: Dies war ein Projekt, das zunächst gut gestartet, aber wieder eingestellt ist. Die Idee ist, wie können Mittelschüler beim Übergang von der Schule ins Berufsleben begleitet, wie ihre soziale Kompetenzen verbessert werden. Krämer berichtet, dass sich an den Mittelschulen in Lohr und Karlstadt genug Paten gefunden haben, die gerne Schützlinge coachen und ihnen beispielsweise bei Bewerbungen helfen. Leider ist aus organisatorischen Gründen das Projekt ausgelaufen.
"Manche Teilnehmer der Arbeitskreise sind seit Beginn dabei", sagt Ilse Krämer. Dennoch würde sich über weitere engagierte Mitglieder freuen. Wer Lust hat, mitzuarbeiten, kann sich unter der Telefonnummer (09353) 793-1758 bei Ilse Krämer melden.
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