Achim Höfling ist ein überraschender Bürgermeisterkandidat. Nicht nur sein CSU-Konkurrent Thomas Obert hatte nicht mit ihm gerechnet, auch Höfling selbst hatte noch im Sommer 2019 keine Ahnung, dass er sich wenige Monate später im Kommunalwahlkampf in seiner Heimatgemeinde befinden würde. Im Juli 2019 war der 46-Jährige noch Deutschlehrer in Wuhan in China.
Dort erreichte ihn ein Brief von Peter Utsch, Ortsvorsitzender der Freien Wähler Eußenheim, mit dem Angebot, für die FW anzutreten. Und nach seiner Heimkehr konnte sich Höfling immer mehr mit dem Gedanken an eine Kandidatur anfreunden. "Ich habe zunächst wieder in meinem Elternhaus gewohnt. Bei der Fahrt zu meiner neuen Schule in Mellrichstadt durchquere ich täglich den Bachgrund", erzählt Höfling. Dabei wurde mir klar, wie schön es hier ist. Dafür würde ich gerne meine Kraft einsetzen."
Stärke: Systematisch entscheiden
Und obwohl ihm politische Erfahrung fehlt, ist der Gymnasiallehrer davon überzeugt, dass er imstande wäre "ein guter Bürgermeister" zu sein. "Ich habe einen frischen Blick und kann die Dinge neutral und ohne Vorbehalte betrachten", so Höfling. "Ich glaube, dass es eine Stärke von mir ist, systematisch zu entscheiden." Es sei aber auch "völlig klar, dass wir im Gemeinderat diskutieren werden". Er bilde sich nicht ein, "für alles eine Patentlösung zu haben".
Grundsätzlich stehe die Gemeinde Eußenheim gut da. "Die größten Themen der nächsten Jahre seien gesetzt", weiß Höfling und verweist auf den Neubau der Grundschule in Aschfeld, die Pläne zu einem Dorfgemeinschaftshaus in der früheren Gaststätte "Zur Linde" in Eußenheim und die Umgestaltung der alten Scheune im Dorfzentrum von Bühler. Zu diesen und anderen Themen habe er sich mit einer Vielzahl von Personen getroffen und unterhalten, von Bürgermeister Dieter Schneider über Gewerbetreibende, Senioren, Schulleiter, Kindergarten-Verantwortliche, Förster, Holzrechtler, Feuerwehrlern und Vereinsvertreter. "Das war gar nicht so geplant, aber es hat sich so ergeben und war sehr interessant."
Der Kandidat sieht einige Entwicklungsmöglichkeiten für die Kommune. "Ein Mehrgenerationen-Haus wie in Binsfeld könnte ich mir gut vorstellen", sagt Achim Höfling. Es gebe in keinem der Eußenheimer Ortsteile ein Jugendzentrum oder ähnliches. "Die meisten sind mit ihren Hütten und Bauwagen ganz zufrieden, aber in Hundsbach sind die Jugendlichen an eigenen Räumlichkeiten interessiert. Das würde ich gerne umsetzen." Er wisse allerdings, dass er nichts versprechen könne, ohne die Gemeindefinanzen genauer zu kennen.
Tipps von Anna Stolz
Höfling sieht "gesellschaftliche Trends", die Gemeinden wie Eußenheim Chancen bieten. "Wir haben mit der Kirchenburg, schönen Rad- und Wanderwegen Tourismus-Potenzial, das wir besser vermarkten könnten", so Höfling. Auch ein besonderer Spielplatz, "vielleicht ein Wasserspielplatz", und Biergärten könnten Besucher anlocken. Zudem ermögliche die zunehmende Digitalisierung, dass "viele berufliche Aufgaben auch von zu Hause erledigt werden können". Davon könnte "eine lebenswerte Gemeinde wie Eußenheim profitieren".
Zu einer Kandidatur ohne politische Erfahrung habe er sich mit Staatssekretärin Anna Stolz, der früheren Arnsteiner Bürgermeisterin, unterhalten. Sie habe ihm empfohlen, authentisch zu sein, präsent und offen für Ideen. "Das fällt mir nicht schwer", sagt Achim Höfling, der für die Eußenheimer Bürger als "Zuhörer und Kümmerer" da sein wolle. Er betont, dass er seine Kandidatur als Angebot verstanden wissen wolle.
Falls er gewählt würde, würde er sogar von einer lieb gewonnen Gewohnheit Abschied nehmen. "Ich höre sehr gerne Musik. Das Schöne am Lehrerberuf ist, dass ich das auch während der Arbeit tun kann – beim Korrigieren von Klausuren oder der Unterrichtsvorbereitung", sagt Achim Höfling. Im Rathaus würde er sich da zurückhalten, verspricht er.
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