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ROTHENFELS: Alte Stauferburg quicklebendig

ROTHENFELS

Alte Stauferburg quicklebendig

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    Michael Hombach ist der wirtschaftliche Leiter auf Burg Rothenfels. Mathilde Schaab-Hench hat den Vorsitz in der 1000 Mitglieder zählenden „Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels“.
    Michael Hombach ist der wirtschaftliche Leiter auf Burg Rothenfels. Mathilde Schaab-Hench hat den Vorsitz in der 1000 Mitglieder zählenden „Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels“. Foto: Foto: Karlheinz Haase

    Baubeginn der Burg Rothenfels war im Jahr 1148. Und gebaut wird heute immer noch. Gerade deshalb ist sie eine der am besten erhaltenen Stauferburgen Deutschlands. Das hat sie dem umtriebigen Verein „Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels e.V.“ zu verdanken. Dieser sorgt für ihren Unterhalt. Woher der Verein das Geld nimmt? Er betreibt dort ein Tagungshaus und eine Jugendherberge, gekoppelt mit umfangreichen Bildungsprogrammen. Deshalb ist auf der Burg immer etwas los.

    Müssen heute historische Gebäude saniert werden, ist es oft ein Problem, eine Nutzung dafür zu finden. Bei der Burg Rothenfels hatte sich das schon vor fast 100 Jahren „ergeben“. Der Verein der Quickbornfreunde hatte 1919 – in der Zeit der jugendbewegten Wandervögel – eine Wiese vom Fürsten zu Löwenstein kaufen wollen. Dort sollte gezeltet werden. Doch der Fürst wollte die Wiese weiter nutzen. „Stattdessen verkaufte er den Quickbornern lieber die arg angegriffene Burg“, berichtet Mathilde Schaab-Hench.

    Die Aschaffenburger Ärztin ist die Vorsitzende der rund 1000 Mitglieder zählenden Vereinigung der Freunde der Burg. Diese kommen auch aus dem angrenzenden Frankreich, der Schweiz und Österreich.

    Die Quartiere bieten einfachen Standard, aber das in einem besonderen Ambiente. Wer einen Blick in den Speisesaal für die Schulgruppen wirft, erblickt Tische ohne Tischdecken und schwarz gepolsterte Bänke ohne Lehnen. In Berlin würde das als Hipster-Ambiente durchgehen. Auf Rothenfels war das schon immer so. Im Speisesaal der Tagungsgäste gibt es etwas mehr Komfort, beispielsweise Tischdecken, aber auch dort geht es noch eher einfach zu.

    Die Unterkünfte reichen von Zwölfbett- bis zu Einbettzimmern. Nasszellen gibt es jedoch in keinem der Räume, nur Waschbecken. Schaab-Hench: „Bei dieser historischen Bausubstanz ist es undenkbar, in jedes Zimmer Duschen einzubauen.“ Außerdem würde das wertvollen Platz kosten, der für die 300 Betten und Tagungsräume benötigt wird.

    Immer mehr Schulklassen entdecken die Burg als Schullandheim. Inzwischen machen sie mehr als ein Drittel der Übernachtungsgäste aus. Ein weiteres Drittel sind Menschen, die an den Bildungsprogrammen der Burg teilnehmen. Die übrigen Besucher gehören vorwiegend festen Gästegruppen an: Chöre und Orchester halten Probenwochenenden ab. Pfarrgemeinderäte, der BdKJ und viele andere Vereinigungen treffen sich. Und dann gibt es Rad- und Wandertouristen, die in der Burg nächtigen.

    Die Vorsitzende sagt: „Leider werden die Schulen immer einheitlicher in ihrer Organisation“, und meint damit, dass alle zu etwa denselben Zeiten auf die Burg wollen. Am begehrtesten sind die Zeiten um Ostern und Pfingsten sowie nach dem Schulanfang. Manchmal müssen da sogar Absagen erteilt werden, dann wieder gibt es Leerstand.

    Bei 40 000 Übernachtungen pro Jahr bleiben die Gäste durchschnittlich 2,1 Nächte. „Das ist nicht mehr so lange wie früher, was den Aufwand für Organisation und Reinigung erhöht“, bedauern die Vorsitzende und der wirtschaftliche Leiter Michael Hombach. Der Mühlbacher hat diese Stelle auf Burg Rothenfels vor einem Jahr angetreten. Er ist neben der Gäste-Akquise auch für das 45-köpfige Personal zuständig.

    Attraktiv für Schulen ist die Burg, weil es 40 unterschiedliche, vorgefertigte Module für Schülergruppen gibt. „Das entbindet die Lehrer von der Vorbereitungsarbeit“, preist Hombach an. Zusammengestellt werden solche Module von den beiden festangestellten Bildungsreferenten für die Jugendbildung und das allgemeine Programm, das sich an alle Altersgruppen wendet. Beide sind Theologen, denn die Burg steht auch heute in der Tradition der katholischen Jugendbewegung Quickborn.

    Die Module für Jugendliche beschäftigen sich viel mit der Natur. Der Spessart liegt vor der Tür, das Thema Bauernhof liegt nahe. Kürzlich wurden zum Beispiel Äpfel selbst gekeltert. Klar, dass auch Burgthemen eine wichtige Rolle spielen – von der Falknerei übers Bogenschießen bis zur Wappenkunde. Weiterhin gibt es Module für Religionslehrer ebenso wie für Kommunion- und Konfirmationsleiter.

    Beim allgemeinen Bildungsprogramm reicht die Palette von religiösen und politischen Themen über Gospelsongs und höfischen Tanz bis zum Jonglier-Wochenende. Viele Gruppen gestalten aber auch selbst ihr Programm. Musikensembles finden optimale Bedingungen. Auf der Burg gibt es fünf Flügel und zwei Klaviere. Es stehen ausreichend Räume zur Verfügung, um einzelne Stimmen separat zu üben. Das reicht vom Zehn-Personen-Raum bis zum Rittersaal, der 300 Teilnehmer fasst. Oder Firmen kommen mit ihren Azubis zur Teambildung hierher.

    Die beiden Bildungsreferenten arbeiten mit dem zehnköpfigen Burgrat zusammen. Dessen bundesweit verteilte Mitglieder entscheiden über die Themen und helfen bei der Suche nach Referenten.

    Ökologie und Naturschutz hat sich der Verein auf die Fahne geschrieben. So bezieht die Burg Strom aus regenerativen Quellen, die Wärme kommt aus einer Hackschnitzelheizung.

    Etwa 200 000 Euro können die Freunde der Burg Rothenfels zu deren jährlichem Erhalt beisteuern. Wichtig sind darüber hinaus externe Geldgeber. Einen Spitzenwert von 90 Prozent Zuschuss erhält die Burg gerade vom Landesamt für Denkmalpflege für die Sanierung von Außen- und Stützmauern. Dabei geht es um ein Auftragsvolumen von mehr als einer Million Euro. Wenn die Arbeiten wie geplant im November fertig sind, geht es mit der Statik der Gebäude weiter. Derzeit laufen die Voruntersuchungen. Baubeginn wird wohl 2020 sein. Dann muss der Betrieb trotzdem voll weiterlaufen. „Eine Operation am offenen Herzen“, sagt Mathilde Schaab-Hench.

    Vorher aber feiert die Burg, dass sie vor 100 Jahren aus einer ehemals kriegerischen Anlage zu einem Hort der Bildung und Begegnung wachgeküsst wurde. Am 23. Februar wird der Festakt sein. Am 8. März gibt es einen Vortrag über den Verkauf der Burg in der NS-Zeit und ihren Wiedergewinn, von 7. bis 10. Juni eine Jubiläums-Pfingsttagung mit dem Titel „Über die Freundschaft“. Unter dem Motto „Herkunft und Zukunft“ wird von 26. bis 28. Juli ein Jugendfestival mit Musik, Poetry-Slam, Workshops und Jugendgottesdienst stattfinden. Und von 7. bis 10. November 2019 geht es in der theologischen Jubiläumstagung um „Essenzen künftigen Christseins“.

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