Der Autoverkehr in der Lohrer Altstadt soll in Zukunft nicht viel anders fließen als bisher. Das ist der Wunsch einer knappen Mehrheit der Lohrer Stadträte. Sie erteilten in der Sitzung am Mittwochabend einer Simulation umfangreicher Eingriffe in die Verkehrsströme der Innenstadt eine Absage. Dahinter steht die Befürchtung, dass solche Eingriffe die Attraktivität Lohrs als Einkaufsstadt mindern könnten.
Das von der Stadt zur Erarbeitung eines Verkehrskonzepts zu Rate gezogene Stuttgarter Fachbüro BrennerPlan soll nun lediglich untersuchen, ob sich durch Veränderungen an verschiedenen Knotenpunkten rund um die Altstadt der Durchgangsverkehr aus der Innenstadt raushalten und der Tangentenring stärken lässt.
Tempo 20 auf alter Mainbrücke?
Außerdem soll die Folge einer deutlichen Tempobeschränkung auf 20 Stundenkilometer in Bereichen wie Alte Mainbrücke, Vorstadtstraße, Jahnstraße oder Haaggasse simuliert werden. Nicht untersucht wird nun hingegen, wie sich die Umkehr verschiedener Einbahnstraßen sowie geänderte Abbiegegebote an etlichen Stellen auswirken würden.
Bürgermeister Paul zeigte sich nach der Abstimmung enttäuscht. Es sei "sehr bedauerlich", dass eine Mehrheit der Räte "keine faktenbasierte Diskussion führen" wolle. Man habe bei der Suche nach einer zukunftsfähigen Umgestaltung der Lohrer Verkehrsflüsse eine "große Möglichkeit vertan", so Paul.
Er hatte offenbar geahnt, dass viele Räte gegen größere Veränderungen im Lohrer Verkehrsfluss sind. Auffallend lange warb er zu Beginn für eine umfangreiche Verkehrssimulation. Nur so erhalte man eine vielfältige Datenbasis, um "drängende Fragen verkehrlicher Art zumindest planerisch zu behandeln", so der Bürgermeister.
Auch Thomas Nischalke (SPD) plädierte für die Simulation vieler Szenarien. Nur so erfahre man, an welchen Stellschrauben man drehen müsse, um gesteckte Ziele wie die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs zu erreichen. Die Entwicklung der Gemündener Innenstadt in den vergangenen 20 Jahren führte Nischalke als abschreckendes Beispiel dafür an, "was passiert, wenn nichts passiert".
Röder: Keine Denkverbote
Ulrike Röder (Grüne) warb dafür, auch "extrem erscheinende Eingriffe" simulieren zu lassen. Es dürfe keine Denkverbote geben. Röder sprach davon, dass es vor Jahrzehnten auch bei der Einführung der Lohrer Fußgängerzone Widerstand gegeben habe, weil sich manche den Nutzen nicht hätten vorstellen können.
Als jedoch Matthias Schneider (CSU) das Wort ergriff, war schnell klar, wie die Abstimmung ausgehen würde. Er sprach im Namen der Fraktionen von CSU, Freien Wählern, Bürgerverein und FDP und berief sich dabei auf eine Stellungnahme der Akademie Imakomm. Sie berät die Stadt seit einiger Zeit beim Thema Citymanagement. Tenor der Stellungnahme sei, so Schneider, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt nicht beeinträchtigt werden dürfe. "Entschleunigung statt Sperrung" müsse daher die Devise lauten.
Auch die Lohrer Werbegemeinschaft hatte sich im Vorfeld per Stellungnahme gegen große Eingriffe in den Verkehrsfluss ausgesprochen. Eine "gesperrte Straße ist ein falscher Willkommens-Gruß", hieß es dabei. Überhaupt habe das Büro BrennerPlan in seiner Analyse des Ist-Zustands festgestellt, dass Lohr eigentlich kein großes Verkehrsproblem habe, so die Werbegemeinschaft. Der Lohrer Verkehr sei "kein Experimentierfeld zu Ungunsten der Existenz vieler Händler".
Appell der Werbegemeinschaft
Auch diese Aussagen der Werbegemeinschaft dürften dazu geführt haben, dass am Ende 14 Räte gegen eine umfangreiche Simulation verschiedenster Eingriffe votierten, nur zehn dafür. Einstimmig beschloss der Stadtrat hingegen, dass im weiteren Verlauf erste Ergebnisse der Simulation nicht in einem internen und als Videokonferenz durchgeführten Workshop diskutiert werden.
Stattdessen soll es eine öffentliche Stadtratssitzung geben. In dieser Sitzung sollen die Sprecher der in den Prozess eingebundenen bürgerschaftlichen Arbeitskreise Rederecht erhalten. Mit dem Zusammenstreichen des Umfangs der Verkehrssimulation spart sich die Stadt rund 8000 Euro.
Bürgermeister Paul kündigte abschließend jedoch an, dass er bei der Regierung von Unterfranken erfahren werde, ob das nun deutlich reduzierte Programm dazu führen könnte, dass die Stadt staatliche Zuschüsse verliert, die ihr für das Verkehrskonzept zugesagt sind.
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