Die meisten Schüler meinen, ein bisschen Haut zu zeigen sei „nicht so schlimm“. So auch die 15-jährige Hannah von der Karlstadter Realschule: „Die Schulen reagieren bei so was echt über. Wenn man an einem heißen Tag mal Hot-Pants trägt, ist das doch nicht schlimm.“ Doch sie fügt hinzu: „Aber manche Mädels übertreiben es.“
Unterwäsche soll nicht rausblitzen
Ihre Freundin Isabella (15) pflichtet ihr bei: „Schulterfreie Tops sind auch noch in Ordnung, aber wenn man bei einigen den BH oder die Unterwäsche rausblitzen sieht, ist das für die Schule nicht mehr ok!“ Anna (12) will anziehen, was sie will. „Die Schule reagiert hier wirklich über!“
„Mädchen können auch sexy aussehen, wenn sie nicht allzu viel Haut zeigen“
Die Schüler Kevin und Hannes
Doch manche Mädchen lehnen es auch klar ab, in zu aufreizender Kleidung zur Schule zu kommen, wie die 15-jährige Lena vom Gymnasium: „Die Jungs kommen ja auch nicht oben ohne in die Schule und außerdem will ich nicht, dass mich jeder anstarrt!“
Bei den Jungs gibt es geteilte Meinungen. Einige sind davon überzeugt, dass es überhaupt nicht ablenkt, wenn Mädchen kurze Shorts oder Röcke tragen. Ihrer Meinung nach sollte die Schule das Ganze nicht so eng sehen. Und bei schlanken Mädchen sehe ein kurzer Rock doch auch schön aus.
Röcke, kurz wie Gürtel
„Ich finde kurze Röcke gut“, sagt der Realschüler Julian. „Röcke, die aussehen, wie breite Gürtel, sind aber zu kurz, es ist einfach unangebracht auf diese Weise in die Schule zu kommen!“, meinen hingegen Alex und sein Freund (beide 16). „Oft übertreiben es die Mädels mit ihrer Kleidung“, sagt auch Thorsten (14). Kevin und sein Freund Hannes (beide 16) finden, dass jede so rumlaufen sollte, wie es ihr gefällt. „Mädchen können aber auch sexy aussehen, wenn sie nicht allzu viel Haut zeigen!“
Direktoren und Lehrer sehen das Thema mit kritischem Blick und sind sich einig: In letzter Zeit würden zu kurze Oberteile oder Tops, die zu tiefe Einblicke gewähren, immer häufiger getragen. Das sei in der Schule nicht angemessen, betont Rektor Georg Rödel von der Realschule Karlstadt.
„Die Schule ist ein Arbeitsplatz, hier kann man nicht wie in seiner Freizeit herumlaufen. Da die Schüler das oft schlecht unterscheiden können, müssen die Eltern darauf schauen, wie sich ihre Kinder kleiden!“, ergänzt eine Kollegin Rödels. Jedoch würden Lehrer unpassend gekleidete Schülerinnen auf ihre Outfits ansprechen. Jene seien dann auch einsichtig. Außerdem habe sich das Ganze gebessert, seit die Realschule ihre Schul-T-Shirts anbietet.
Auch Rektor Wolfgang Leipold von der Hauptschule ist der Meinung, Freizeitbekleidung in der Schule müsse nicht sein, aber es sei selten, dass Schülerinnen an seiner Schule durch anstößige Kleidung negativ auffallen. Sollte dies doch einmal passieren, würden die Mädchen heimgeschickt, um sich umzuziehen. Hinterher hätten die Schülerinnen daraus gelernt und würden es vermeiden, sich derartig zu kleiden.
Lehrerinnen greifen ein
Alfred Häusler, Direktor des Karlstadter Gymnasiums, erzählt: „Es gibt Schülerinnen, die die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten. Wenn das der Fall ist, werden weibliche Lehrkräfte zu den jeweiligen Schülerinnen geschickt, um diese darauf hinzuweisen, passende Kleidung zu tragen.“ Häusler weiter: „Die Schule hat einen Erziehungsauftrag, deswegen muss die Kleidung der Situation entsprechen. Man zeigt anderen gegenüber deutlich Respekt, indem man Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt.“