Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

GEMÜNDEN: Das Restaurant "4 Elemente" schließt aus finanziellen Gründen

GEMÜNDEN

Das Restaurant "4 Elemente" schließt aus finanziellen Gründen

    • |
    • |
    Pierre Weber und Katharina Wilts vor der Rückseite ihres Restaurants 4 Elemente, das am Samstag zum letzten Mal geöffnet hatte. Dort, wo sich das Vordach befindet, hätte der Balkon entstehen sollen.
    Pierre Weber und Katharina Wilts vor der Rückseite ihres Restaurants 4 Elemente, das am Samstag zum letzten Mal geöffnet hatte. Dort, wo sich das Vordach befindet, hätte der Balkon entstehen sollen. Foto: Foto: Pia Lehnfeld

    Zum letzten Mal stand Pierre Weber am Samstag in seiner Küche, zum letzten Mal bediente Katharina Wilts am Samstag ihre Gäste. Zum letzten Mal war ihr Restaurant 4 Elemente in der Mühltorstraße – das ehemalige Schubert – am Samstag geöffnet. Das junge Paar musste schließen – aus finanziellen Gründen.

    Der Grund: „Im Sommer machen wir kaum Einnahmen“, erklärt Geschäftsführerin Katharina Wilts. Das Gemündener Traditionsgasthaus, das die 26-Jährige 2012 von ihrem Vater Hermann Wilts übernommen hatte, verfügt über keine Sitzplätze im Freien. Das hält vor allem im Sommer die Gäste fern, sagt Wilts. Schon ihr Vater habe deshalb einen Balkon für das Restaurant bauen wollen. Ex-Bürgermeister Georg Ondrasch hatte ihm das schriftliche Einverständnis zu dem geplanten Bau gegeben. Katharina Wilts hat das Schreiben vom 28. April 2009 aufbewahrt. Darin heißt es: „Die Stadt Gemünden stimmt nurmehr der geplanten Überbauung der städtischen Fläche, wie in Ihrem Plan vorgesehen, zu.“

    Die Zusage haben sie ernst genommen, einen Kredit aufgenommen, um den Balkon finanzieren zu können, erzählen sie. Ein Architekt wurde beauftragt, einen Bauplan zu entwerfen. Der Balkon war für die Rückseite des Hauses gedacht. Etwa 2,20 Meter breit sollte er werden, um „wenigstens ein paar Tische“ unterzubringen, erzählt Katharina Wilts. Mit dem Blick auf den Mühlgraben erhofften sich die gelernte Hotelfachfrau und der gelernte Koch, ihren Gästen einen schönen Ausblick bieten zu können. Sie reichten den Antrag auf Baugenehmigung am 13. März 2012 bei der Stadt Gemünden ein.

    Bauantrag wurde abgelehnt

    Doch dann kam es anders. Der Bau eines Balkons wurde in der Bauausschusssitzung vom 14. Mai 2012 abgelehnt. Die Begründung: Der Balkon mache eine Feuerwehrzufahrt auf der Max-Josef-Straße am Mühlgraben nicht mehr möglich, ferner rage der Balkon „maßgeblich ins Lichtraumprofil der Max-Josef-Straße“, die eine „Gemeindestraße“ sei. Zudem habe ein Grundstücksnachbar dem Vorhaben nicht zugestimmt.

    Im Dezember 2014 folgte die förmliche Ablehnung des Landratsamtes. Der Anbau eines Balkones sei aus bauplanungsrechtlicher Sicht unzulässig, heißt es in der Begründung; denn gemäß der Baugestaltungssatzung vom 10. April 2006 für die Altstadt Gemünden seien straßenseitige Balkone nicht zulässig.

    Die Gründe sind für Katharina Wilts und Pierre Weber nicht nachvollziehbar. „Gucken Sie sich um, hier sind doch überall neue Balkone“, sagt Weber und zeigt auf die Häuser nebenan. In der Tat mutet die Begründung, die Feuerwehr könne aufgrund des Balkons nicht mehr zum Löschen anrücken, seltsam an. Auch Herbert Hausmann, damaliger Kreisbrandinspektor, versteht das nicht: „Ein Balkon ist aus Sicht der Feuerwehr sogar von großem Vorteil, vor allem, was die Rettungsmaßnahmen betrifft. Denn sollte es brennen, ist es viel leichter, die Menschen über den Balkon zu retten.“ Er sei damals nicht konsultiert worden, sagt er. Als der Antrag dann abgelehnt wurde, befand sich Hausmann allerdings nicht mehr im Amt.

    Fast vier Jahre haben Katharina Wilts und Pierre Weber gekämpft, wie sie sagen – ohne Erfolg. Dreimal hätten sie den Bauplan ändern lassen. Sie seien körperlich am Ende. „Wir haben es mit Biegen und Brechen versucht“, so der 29-jährige Koch.

    Ohne Gäste im Sommer ist der Familienbetrieb nicht mehr zu halten. „Im Sommer haben wir oft große Gruppen von Campern, die bei uns essen wollen. Wenn sie erfahren, dass sie bei uns nicht draußen sitzen können, dann gehen sie sofort wieder“, erzählt Wilts. Den Gästen nimmt das Paar das nicht übel. „Wir verstehen das; wir sind ja im Sommer selbst lieber draußen.“

    Zimmer werden noch vermietet

    Um sich über Wasser halten zu können, ging Katharina Wilts zusätzlich im Sommer in Würzburg arbeiten. Als Unterstützung hatte das Paar lediglich eine 400-Euro-Kraft. Mehr Angestellte konnte sich die 26-Jährige nicht leisten. Für sie ist klar: Ohne Balkon besteht keine Chance, dass sich die Situation bessert. Jetzt ziehen sie die Notbremse. Nur die Fremdenzimmer werden sie weiterhin vermieten, wie lange noch, wissen sie nicht. Katharina Wilts hat die Zimmer gerade erst renoviert.

    Von der Stadt Gemünden fühlt sich das Paar im Stich gelassen. Sowohl Bürgermeister Jürgen Lippert als auch Peter Interwies von der Bauabteilung waren zum Zeitpunkt der Ablehnung des Bauantrages noch nicht im Amt. Auf die Entscheidung des Bauausschusses hatten sie daher keinen Einfluss. Die Vorwürfe des Paares weisen beide von sich. Er habe mehrfach das Gespräch gesucht, sagt Interwies. Das Paar hätte den Antrag zurückziehen und einen neuen Bauantrag mit anderen Formalitäten stellen müssen, erklärt er. Auch mit der Feuerwehr habe er gesprochen.

    Peter Interwies ist sich sicher: Eine Einigung wäre möglich gewesen. Das Paar sei der Aufforderung, entsprechende Bauunterlagen vorzulegen, jedoch nicht nachgekommen. Bürgermeister Lippert betont: „Wir sind keine Verhinderer. Wenn immer möglich, versuchen wir, eine Lösung zu finden. Aber wir können nun einmal keine Gesetzte außer Kraft setzen.“ Und Peter Interwies ergänzt: „Wir sind nicht nachtragend. Aber der Antrag muss nun einmal von der anderen Seite kommen.“ Er weiß: Am Ende entscheidet der Bauausschuss; der sei der „oberste Souverän“.

    Jürgen Lippert bedauert, dass das Restaurant nun geschlossen ist. Er sei dort gern zum Mittagessen hingegangen, sagt er. „Ich würde mir wünschen, dass sich in der Geschichte noch etwas ändert.“ Und er ergänzt: „Der Zug ist wahrscheinlich abgefahren.“

    Pierre Weber zumindest hat von der Gastronomie genug. Er hofft, eine Umschulung machen zu können. Zu was, weiß er noch nicht. Es muss ja weitergehen. Irgendwie.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden