Diesem Tag haben die Frammersbacher lange entgegengefiebert. Nach nur anderthalb Jahren Bauzeit wurde das neue Pflegeheim nach dem BeneVit-Hausgemeinschaftskonzept am Freitag feierlich eingeweiht. Mit der Verkündung des Namens, der im Rahmen eines Wettbewerbes ausgeguckt wurde, wurde zudem ein Geheimnis gelüftet: Die Einrichtung wurde „Haus Lohrtal“ getauft. Bereits im Oktober werden die ersten 15 Senioren einziehen.
24 Einrichtungen, so zählte BeneVit-Geschäftsführer Kaspar Pfister auf, habe er in den letzten zehn Jahren bereits eröffnet. Dabei würden Umfragen doch immer wieder belegen, dass Pflegeheime schlichtweg out seien. „Niemand will ins Pflegeheim.“
Das Konzept geht auf
Doch, so fragte Pfister: „Warum hat sich der Markt Frammersbach dann so ins Zeug gelegt, um ein solches Haus zu bekommen und warum investiere ich rund 5,5 Millionen Euro hier im Lohrtal?“ Die Antwort sei einfach: Es gebe Bedarf. In seinen Häusern mit 1400 Pflegeplätzen herrsche eine Auslastung von 99,9 Prozent. Und das liege am Konzept. „Dieses Haus ist ein Pflegeheim und kein betreutes Wohnen. Aber ein Pflegeheim, in dem man wohnt, lebt und vor allem sich wohlfühlt.
“ Dies würden zwar alle Heime von sich sagen, doch hier erfahre diese Beschreibung eine neue Wertigkeit. „Unsere zentrale Prämisse ist, dass sich die Bewohner zuhause fühlen.“ Jeder könne tun und lassen, was er möchte – anpacken oder auch nicht. „Alltag als Therapie“, so Pfister.
Dass in eine moderne Gemeinde nicht nur ein Kindergarten und eine Schule, sondern auch ein Seniorenheim gehöre, sagte Bürgermeister Peter Franz. Er habe die letzten Monate von seinem Dienstzimmer aus den Baufortschritt beobachten können und sei stolz, dass Frammersbach nun eine solche Einrichtung habe. Ältere Menschen daheim zu pflegen, sei anstrengend. Irgendwann komme der Zeitpunkt, an dem dies nicht mehr möglich ist. Nun könne man die Senioren ruhigen Gewissens im Pflegeheim betreuen lassen – mitten im Ort. Als Einweihungsgeschenk hatte Franz eine gerahmte Jubiläumsmedaille mitgebracht, die daran erinnern soll, dass das Pflegeheim im Jahr der 700-Jahr-Feier der Marktgemeinde bezugsfertig war.
Architekt Norbert Saur hob hervor, dass die Einrichtung nicht „auf der grünen Wiese“, sondern mitten im Ort und somit mitten im Leben gebaut wurde. Er überreichte Kaspar Pfister symbolisch den Schlüssel für das Pflegeheim und stellte das Haus vor. Die Einrichtung mit rund 3500 Quadratmetern Grundstücksfläche bietet in vier Wohnungen Platz für 54 Menschen. 13 bis 14 Bewohner werden hier in einer Wohnung gemeinsam leben. Es gibt 46 Einzel- und vier Doppelzimmer.
Neben den Bewohnerzimmern verfügen die Wohnungen über eine eigene Küche, Esszimmer, Wohnzimmer mit Kaminofen, Balkon oder Terrasse. Im Dachgeschoss sind die Gemeinschaftsräume und die Verwaltung untergebracht, sowie zwei Einliegerwohnungen, die unabhängig vom Pflegeheim gemietet werden können. Im Erdgeschoss wurde ein Café eingerichtet.
Lange eigenständig bleiben
Die Segnung erfolgte durch den katholischen Pfarrer Bernhard Albert und den evangelischen Pfarrer Heiner Spittler. „BeneVit ist ein Name, der Gutes verheißt und ich bin sicher, er ist auch Programm“, sagte Albert. Er wünschte, dass die Senioren dort dem Namen entsprechend ein gutes Leben haben und lange fit bleiben – eben BeneVit.
Spittler sagte, beim Hausgemeinschaftskonzept stünden Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit im Mittelpunkt. Die bei den Menschen vorhandenen Ressourcen würden dabei für die Gemeinschaft eingesetzt.
Dass die Gemeinde viel Herzblut in die Umsetzung des Projektes gelegt hat, sagte Landrat Thomas Schiebel. Früher seien solche Einrichtungen abseits der Dorfbevölkerung entstanden, heute gebe es andere Konzepte. BeneVit versuche, mehrere Ansätze in einem Haus unter einen Hut zu bekommen, die Senioren sollen dort so lange wie möglich ihre Eigenständigkeit bewahren.
Der Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab bezeichnete die Einrichtung als Begegnungsstätte für mehrere Generationen, sein Kollege Günther Felbinger bezeichnete sie als weiteren wichtigen Mosaikstein im Wandel Frammersbachs. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Kindergarten St. Elisabeth sowie Jochen Rüth und Richard Scherer.