"Wer dieses Buch gelesen hat, wird mit anderen Augen durch Lohr gehen." Das hat Wolfgang Vorwerk, der Vorsitzende des Geschichts- und Museumsvereins, im alten Rathaus bei der Vorstellung des Werks "Lohrer Häusergeschichten und geschichtliches Allerlei" von Josef G. Harth versprochen. Es ist nach den Worten seines Autors "ein Kilo Stadtgeschichte auf 368 Seiten".
Das Buch basiert auf einer Artikelserie über die Geschichte Lohrer Häuser im Lohrer Echo, die vom Autor überarbeitet, ergänzt und berichtigt wurde. Dass das Buch überhaupt entstanden sei, so berichtete Harth, verdanke er dem Redakteur Hans Lembach, der zu ihm gesagt habe: "Schreib doch mal was über Lohrer Häuser." Harth war geschäftsleitender Beamter der Stadt Lohr und verantwortlich fürs Stadtarchiv.
In Kellern und auf Dachböden
Viel zu verdanken habe er den Hausbesitzern und -bewohnern: "Ich durfte manche Keller besuchen und bin auf Dachböden herumgeklettert, um neue Informationen zu finden." Harth deutete an, dass in Zukunft mit weiteren Häusergeschichten zu rechnen ist, das brauche aber seine Zeit. Mit dem Buch will der Autor nach eigenen Worten auch dazu inspirieren, in die Archive zu gehen und selbst Nachforschungen anzustellen.
Als er gefragt worden sei, ob er die Festrede halten wolle, habe er sofort zugesagt, erzählte Alexander Wolz, der Leiter des Staatsarchivs Würzburg. Zu Anfang seiner beruflichen Karriere habe er von 2013 bis 2014 ein Jahr lang auf einer befristeten Stelle im Lohrer Stadtarchiv gearbeitet, um bestimmte Bestände zu ordnen. Dabei habe er Harth kennengelernt, so Wolz, der von einer "schönen und lehrreichen Zeit" sprach.
Ein Archiv sei das "Gedächtnis einer Stadt". Das Problem sei aber, dass die Informationen verpackt und in verschiedenen Quellenarten eingeschlossen seien. Wolz nannte Grundsteuerkataster, Grundbücher, Baugenehmigungsakten und "Rechnungen", eine Art Haushaltspläne der frühen Neuzeit, die von der Lohrer "Kellerei" erstellt worden seien, so etwas wie einem herrschaftlichen Finanzamt.
Akten "zum Sprechen bringen"
Diese Akten müssten "zum Sprechen gebracht" werden. Das habe Harth mit seinem Buch getan. Um aus den verschiedenen Quellenarten die Informationen zu den Häusern herauszuholen, brauche es "Zeit und mühsame, harte Arbeit", so Wolz. Häuserbücher gebe es bereits in vielen anderen Städten, nun auch für Lohr.
Harth habe dafür "historische Grundlagen im besten Wortsinn aus Archiven und Quellen geschöpft". Erstmals würden Informationen zu einzelnen Häusern gebündelt, so dass sie künftigen Forschern zur Verfügung stünden. Das Buch sei für alle historisch Interessierten eine spannende Lektüre.
In seinem Buch nehme Harth den Leser mit auf eine "Stadtführung der ganz besonderen Art", erklärte 3. Bürgermeisterin Ruth Steger. Er führe sie in eine Zeit, als Lohr noch von Handwerkern und Händlern geprägt gewesen sei und sich ein erheblicher Teil des Lebens in einem von 36 Wirtshäusern abgespielt habe. Dabei habe er die wechselvolle Geschichte der Häuser mit den Menschen verknüpft, die darin lebten.
"Genial", wie der Leser mitgenommen wird
Nach den Worten von Kreisheimatpfleger Theodor Ruf ist die Lohrer Geschichte relativ gut bekannt. Die Geschichte der Häuser oder der Menschen, die darin gelebt hätten, stehe den heutigen Leserinnen und Lesern aber näher als die lange zurückliegende Geschichte wie etwa die der Grafen von Rieneck. Das Buch sei somit "ein Stück Heimat".
Für den Geschichts- und Museumsverein, in dessen Schriftenreihe das Buch erschienen ist, sagte Vorsitzender Vorwerk, es sei genial, wie Harth den Leser mitnehme. Das fange schon mit dem Titelbild an, dem Eckhaus Uhrmachergasse/Hauptstraße, vor dem viele Lohrer während der Corona-Pandemie auf das Ergebnis ihres Tests gewartet hätten. Es werde in seinem Zustand als Spezereihandlung von Jakob Sopp und Familie abgebildet. Harth habe sich um die Stadtgeschichte verdient gemacht.
Für den musikalischen Rahmen der Buchvorstellung sorgte Georg Ludwig Hegel mit mehreren Altlohrer Liedern. Das Buch entstand im Lohrer Unternehmen G-Medien. Unterstützt wurde der Druck von der Raiffeisenbank und dem Geschichts- und Museumsverein. Die Auflage beträgt 100 Stück. Zu bekommen sind sie im Direktverkauf in der Raiba-Geschäftsstelle an der Hauptstraße und in der Touristinformation.