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MARKTHEIDENFELD: Farbfernsehen: Alles viel schöner in bunt

MARKTHEIDENFELD

Farbfernsehen: Alles viel schöner in bunt

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    Der Showmaster Vico Torriani mit seinen Assistentinnen Ina (links), Barbara (Mitte) und Alexandra in der ZDF-Show „Der Goldene Schuss“. Mit der Sendung kam vor 50 Jahren die farbige Fernsehwelt in die deutschen Wohnstuben.
    Der Showmaster Vico Torriani mit seinen Assistentinnen Ina (links), Barbara (Mitte) und Alexandra in der ZDF-Show „Der Goldene Schuss“. Mit der Sendung kam vor 50 Jahren die farbige Fernsehwelt in die deutschen Wohnstuben. Foto: Foto: Giehr

    Ab und zu bunt statt nur schwarz-weiß: Vor einem halben Jahrhundert, am 25. August 1967, begann in Deutschland die Zeit des Farbfernsehens.

    Der Start erfolgte während der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin (West). Die Bundesrepublik war nach den USA und Japan das dritte Land der Erde, in dem die Fernsehbilder nicht nur schwarz-weiß, sondern bunt „flimmerten“. Viele Farbfernsehgeräte gab es allerdings 1967 noch nicht. Angeblich waren es in ganz Deutschland nur rund 6000 – kaum nennenswert im Vergleich zu 13 Millionen Schwarz-Weiß-Fernsehern.

    Vielleicht erinnern Sie sich: In den Schaufenstern und Ausstellungsräumen von Radio- und Fernsehhändlern standen zu Werbezwecken Farbfernseher. In denen konnte man spezielle „Testsendungen“ und reguläre Sendungen (wenn sie denn in Farbe übertragen wurden) farbig sehen.

    Die Firma Udo Lermann, 1967 mit ihrem Haupthaus noch am Marktplatz ansässig, hatte in der Luitpoldstraße einen Ausstellungsraum, in dem Farbfernseher gelaufen seien, steuert eine „alte“ Marktheidenfelderin bei. Der Ausstellungsraum befand sich gegenüber dem heutigen Kaufhaus. Das Areal zwischen dem Anwesen der Arzt-Familie Dr. Oskar Herzog und der Metzgerei Schumacher wurde später in den Neubau der Sparkasse einbezogen.

    Im katholischen Pfarrheim St. Laurentius sei ebenfalls zum Start des Farbfernsehens ein Gerät zu Werbezwecken aufgestellt gewesen, ergänzt die Marktheidenfelderin ihre Erinnerung. In der Untertorstraße konnte man im Schaufenster der Firma Elektro-Schneider erste Fernsehübertragungen in Farbe sehen.

    Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Farbfernsehen in Deutschland“ blickt auch Berthold Schwab aus Windheim, der seinerzeit als Radio- und Fernsehtechniker bei der Firma Udo Lermann beschäftigt gewesen ist, zurück: „Ich kannte schon die Euphorie aus der Zeit, als das Schwarz-Weiß-Fernsehen auf Sendung gegangen ist. Bei der Einführung des Farbfernsehens war man auf die Farbwiedergabe fokussiert. Man konnte sich nicht vorstellen, wie aus den drei Farben Rot, Grün und Blau ein fotoähnliches Bild auf den Bildschirm zu bringen wäre.

    “ Für die TV-Händler sei es wichtig gewesen, zum Start präsent zu sein und genügend Farbfernsehgeräte vorrätig zu haben. Auch die technischen Voraussetzungen der Empfangsanlagen seien zu berücksichtigen gewesen, hätte doch das Farbfernsehen ein stärkeres Antennensignal benötigt, um ein brillantes Farbbild zu zeigen.

    Schwab beschreibt die Situation weiter: „Kurz vor dem Sendestart am 25. August 1967 wurden die neuen Fernsehgeräte in den Ausstellungsräumen und Schaufenstern in den Start-Modus gebracht. Zu den angekündigten Sendezeiten versammelten sich viele Menschen vor dem Schaufenster, die Kinder kamen in Scharen und drückten ihre Nase gegen die Schaufensterscheibe, um das Wunderwerk der Technik zu bestaunen.“ Sogar beim Ausstrahlen des Testbildes mit einem Muttertagsstrauß und bunten Papageien hätten Zuschauer applaudiert, so Schwab.

    Zusammen mit seinen Kollegen fuhr Schwab damals in die Städte und Gemeinden des Umlandes, bis an den bayerischen Untermain, um Vorführmöglichkeiten zu finden. Mancherorts sei ein regelrechtes Wetteifern unter den Gastronomen entstanden, denn jeder habe seine Gastwirtschaft voll haben und die Stammgäste halten wollen. „Bei Sportereignissen und Unterhaltungssendungen ging es am Abend in die Dorfkneipe“, sagt Schwab.

    Seine Gedanken an die Zeit vor 50 Jahren ziehen größere Kreise: „Der abendliche Treff in der Dorfkneipe hatte einen positiven Effekt, denn die Dorfgemeinschaft rückte näher zusammen. Leider ging diese Gemeinschaft später wieder verloren, als das Farbfernsehgerät die heimischen Wohnzimmer eroberte.“ Wegen eines Preises von rund 2200 D-Mark für einen Fernseher samt Antennen-Anlage habe das aber einige Zeit gedauert. Manchmal sei sogar der „Familienrat“ einberufen worden, um die Entscheidung zu treffen, und Oma und Opa hätten ihren Obolus zur Anschaffung leisten müssen, so Schwab.

    Sport ließ Nachfrage steigen

    Zwei sportliche Großereignisse in West-Deutschland ließen die Nachfrage nach Farbfernsehern steigen: die Olympischen Sommerspiele 1972 und die Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Schon Anfang der 1970er Jahre wurden jährlich bis zu 1,4 Millionen Farbfernsehgeräte in der Bundesrepublik verkauft.

    Die Firma Udo Lermann warb in Marktheidenfeld im August 1972: „Unsere Rundfunk- und Fernsehabteilung lädt während der Laurenzi-Messe ein zur großen ,Olympia-Umtauschaktion‘. Ihr Altgerät wird beim Kauf eines neuen Schwarzweiß- oder Farbfernsehgerätes zu Höchstpreisen in Zahlung genommen.“ Sie ergänzte: „Alles viel schöner in Farbe.“ Ein Farbfernsehgerät „Loewe-Opta“ mit 61 cm-Bildröhre wurde 1972 für 1798 D-Mark angeboten.

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