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STEINBACH: Finnisches Flair im Kindergarten

STEINBACH

Finnisches Flair im Kindergarten

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    Yksi, kaksi, kolme: Einen guten Monat verbrachte der finnische Lehramtsstudent Sami Anttila als Praktikant im Steinbacher Kindergarten. Dabei brachte er den Kindern auch bei, auf Finnisch zu zählen.
    Yksi, kaksi, kolme: Einen guten Monat verbrachte der finnische Lehramtsstudent Sami Anttila als Praktikant im Steinbacher Kindergarten. Dabei brachte er den Kindern auch bei, auf Finnisch zu zählen. Foto: Foto: Yvonne Vogeltanz

    „Yksi, kaksi, kolme, neljä, viisi, kuusi, seitsemän, kahdeksan, yhdeksän....“: hochkonzentriert sitzt ein Mädchen auf einem der kleinen Stühle im Steinbacher Kindergarten. Nach und nach tippt sie auf jeden ihrer Finger. „... Kymmenen!“, berührt sie den Letzten und strahlt: „Das hat mir Sami gelernt. Ich kann jetzt auf Finnisch bis zehn zählen!“

    Finnisch im Kindergarten? Seit gut einem Monat ist das in Steinbach nichts außergewöhnliches mehr. Denn seitdem sorgt Sami Anttila dort für nordisches Flair. Sami kommt aus Finnland, ist Lehramts-Student und noch bis Ende der Woche als Praktikant im Steinbacher Kindergarten zu finden.

    Es ist nun 15 Jahre her, dass Sami Anttila den Beruf des Kulturproduzenten ergriffen hat und viel mit dem Bereich Theater zu tun hatte. Doch seine Berufung sollte eine andere sein. Schnell war klar, dass in dem quirligen Finnen ganz andere Talente schlummern. Sami Anttilas soziale Kompetenz war so gut, dass er in ein völlig anderes Gebiet wechselte: er arbeitete als Lehrer.

    „Das hat mir Sami gelernt. Ich kann jetzt auf Finnisch bis zehn zählen!“

    Ein Mädchen aus dem Steinbacher Kindergarten

    Und das, obwohl er dafür gar keine Ausbildung hat. Doch anscheinend hat er seinen Job in verschiedenen Grundschulen, in denen er fünf Jahre lang Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren unterrichtete, gut gemacht. „Viele Schulen wollten mich haben“, blickt er zurück und erzählt fast beiläufig, dass er besonders zu Problemkindern stets einen guten Draht hatte. Problemklassen wandelten sich innerhalb kürzester Zeit Dank Anttila in normale, umgängliche Klassen.

    Nach und nach reifte in dem heute 34-Jährigen die Idee, den Beruf „richtig“ zu lernen. Nach einer Aufnahmeprüfung ist er nun seit einem Jahr Lehramtsstudent an der Uni Helsinki. Doch wie kam nun die Verbindung nach Lohr? 1998 lernte Sami Anttila in Helsinki Erno Hirvelä kennen und eine Freundschaft war geboren. Hirvelä, selbst Finne, ist mittlerweile mit einer Steinbacherin verheiratet und wohnt seit 2003 in dem Lohrer Stadtteil. Sami besuchte seinen Freund Erno in den vergangenen Jahren regelmäßig im Spessart.

    Bei einem dieser Besuche begleitete der Finne seinen Freund in den Kindergarten. „Sami kam sofort gut mit den Kindern klar, alle waren begeistert von ihm“, erinnert sich Erno Hirvelä. Und so kam man auf die Idee, dass Sami Anttila sein Praktikum, das er während des Studiums in einem Kindergarten oder einer Vorschule machen muss, in Deutschland, genauer gesagt im Kindergarten Steinbach, absolvieren könnte.

    Doch leichter gesagt als getan. „Es war ein großer bürokratischer Aufwand. Ich musste ein halbes Jahr kämpfen, bis ich die Genehmigung für das Auslandspraktikum bekommen habe“, erzählt Anttila. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Seit dem 8. März arbeitet er nun im Steinbacher Kindergarten – und ist der erste Student in der Geschichte der Universität Helsinki, der ein solches Praktikum im Ausland macht.

    „Ich kann nicht sehr gut Deutsch“, sagt der Finne, der in seiner Ausbildung zum Kunstproduzenten ein Jahr lang einen Deutsch-Kurs besucht hat. Doch trotzdem habe es mit den Kindern keine Verständigungsprobleme gegeben. „Ich spreche einfach, was ich kann und es wird immer mehr.“ Erno Hirvelä fügt hinzu: „Die Kinder kamen sofort auf ihn zu. Er ist einfach sehr offen, da braucht man keine Sprache dazu.“

    „Er ist einfach sehr offen, da braucht man keine Sprache dazu.“

    Erno Hirvelä über seinen Freund Sami Anttila

    Mit den Erwachsenen, so gesteht Anttila, sei es für ihn schon etwas schwieriger, Deutsch zu sprechen. Daher weicht er im Kindergarten bei Gesprächen mit den Erzieherinnen schon einmal auf Englisch aus.

    Im Steinbacher Kindergarten wurde der Gast aus dem Norden mit offenen Armen empfangen. Und die Kinder zeigen sogar Interesse an der finnischen Sprache. „Moi, Sami“, winken sie ihm am Morgen zu, begrüßen ihn mit einem „Hallo Sami“ auf finnisch. Oder verabschieden sich mit „Moi moi, Sami“ (Tschüß, Sami). Auch ein finnisches Lied hat er den Mädchen und Jungs gelernt. Mit Begeisterung sind sie dabei, wenn Sami Anttila die Gitarre auspackt und die ersten Takte des Kinderliedes „Ratti, ritti, ralla“ anstimmt. Und auch bis zehn zählen, das können mittlerweile einige der Kinder.

    Über die ist Sami Anttila übrigens voll des Lobes. „Mir gefällt die ruhige Atmosphäre hier. Die Kinder hören zu, konzentrieren sich, sind motiviert.“ Ebenso hat er beobachtet, dass die Erzieherinnen im Umgang mit den Kindern sehr bedacht sind. „Die Lehrmomente und wie die Erzieherinnen mit den Kindern umgehen, das ist einfach super. Sie sind mit den Kindern verbunden, alles ist sehr harmonisch.“

    Seine Freizeit verbringt Sami gern in der Natur. Er macht viel Sport, joggt gerne und „besteigt“ die „Berge“ in der Umgebung rund um Lohr. „Es gibt so viel zu sehen“, sagt er. Und wie gefällt ihm Steinbach? Demonstrativ klopft er sich auf die Brust, wo auf einem braunen T-Shirt in weißen Lettern der Name des Stadtteils abgedruckt ist. „Das ist der Himmel für mich“, strahlt er.

    Doch bereits in dieser Woche ist sein Praktikum beendet und er muss wieder zurück nach Finnland, wo seine Frau und die elfjährige Tochter auf ihn warten. „Es war so schön hier, ich bin gern hier“, sieht er dem Abschied mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch der Abschied wird nicht für lange sein. Schon im Sommer plant er, zurück nach Lohr zu kommen. Für diese Zeit ist er noch auf der Suche nach einem Arbeitsplatz, nach neuen Herausforderungen. Getreu seinem Motto: „Immer geradeaus.“

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