Das Schicksal der von der Hochwasserflut heimgesuchten Menschen im niederbayerischen Deggendorf berührt Florian Breitenbach. Nach dem Transport der von ihm gesammelten Hilfsgüter sagt der 27-Jährige: „Es war sehr anstrengend, aber äußerst lehrreich.“ Eine Erkenntnis, die er mit seiner Hilfsaktion gewonnen hat, ist: „Es ist schade, dass immer etwas Schlimmes passieren muss, damit die Menschen näher zusammenrücken und sich gegenseitig helfen.“
„Den Menschen helfen wieder ein geregeltes Leben aufzubauen“, das hatte sich Florian Breitenbach mit seiner beispielhaften Aktion vorgenommen (die Main-Post berichtete). Auf die Idee, hier tätig zu werden, haben ihn die Berichte aus dem Überschwemmungsgebiet gebracht. Die Bilder und Berichte von den vielen Menschen, die um ihre gesamte Habe gebracht wurden, haben ihn stark berührt. „Es muss für die Menschen furchtbar sein“, sagt er nach seiner Rückkehr.
Anlaufstelle Kreisjugendring
Besonderen Eindruck auf den Gemündener Verwaltungsangestellten hat der Aufruf des Deggendorfer Kreisjugendrings (KJR) gemacht. Der KJR hat in einem Parkhaus eine Sammelstelle eingerichtet, in der sich die Bevölkerung mit dem Nötigsten eindecken kann. Das war auch Breitenbachs Anlaufstelle.
Helfen wollte er, doch welchen Beitrag konnte er leisten? Wiederum mit Hilfe der Medien und unterstützt durch die Stadt Gemünden, entschloss sich der 27-Jährige vorige Woche spontan, eine eigene Aktion zu starten. Er wusste, dass es besonders an Elektrogeräten wie Mikrowellenherde, Wasserkocher, Staubsauger, Gefriertruhen, Kühlschränke, Spülmaschinen und Wäschetrockner, aber auch Putzutensilien, Gummistiefeln, Schlafsäcken, Besen und Schaufeln mangelt.
Hohe Spendenbereitschaft
„Einer brachte eine funkelnagelneue Waschmaschine“, freut sich der Initiator noch nachträglich über die Spendenbereitschaft. Die Firma TVG spendete einige Elektrogeräte. Der Hagebaumarkt Schaufeln, Besen, Eimer und Handwerksgeräte. 40 Paar neue Gummistiefel kamen von einem ehemaligen Schuhhaus in Wernfeld. Privatleute brachten Wäsche, Handtücher und jede Menge Reinigungsutensilien – genau das, was die Menschen in Deggendorf am dringendsten brauchen.
Die Autoverleihfirma Metzger aus Lohr stellte kostenfrei einen Kleintransporter zur Verfügung, der mit Hilfe von Freunden und Bekannten beladen wurde. „Um 4 Uhr in der Frühe sind wir losgefahren“. „Wir“, das sind Florian Breitenbach und sein Bruder Marcus. Ohne Stau war das Duo am Freitag schon gegen 8 Uhr an der Sammelstelle im Hilfsgebiet. „Dort lief alles sehr routiniert ab; alles war straff organisiert“, berichtet er: Zunächst zur Anmeldung. Danach Entladen. Eine Reihe von Freiwilligen half dabei. Sauber sortiert wurde alles auf Paletten gestapelt und sofort in das zum Lager umfunktionierten Parkhaus gebracht. Einige Teile, wie ein Staubsauger, fanden noch an der Abladestelle einen neuen Besitzer. „Wie in einem großen Kaufhaus“, konnten sich die Menschen mit den Einkaufswagen alles das holen, was sie für ihren persönlichen Neuanfang brauchten.
„Wir hatten noch Glück, dass wir schnell waren“, so der Verwaltungsangestellte, denn gleich nach ihm kam ein 40-Tonner-Sattelzug. Den halfen Florian und sein Bruder noch abladen. Dann ging es zunächst erst einmal in das in einer ruhigeren Ecke eingerichtete Bistro. Nicht unmittelbar vom Hochwasser betroffene Deggendorfer kochten hier Kaffee, versorgten die Helfer mit den von Geschäften gespendeten Getränken oder reichten belegte Brötchen und Kuchen. Mit direkt vom Hochwasser Betroffenen ist Florian Breitenbach nicht in Kontakt gekommen. Was er aber an Schäden gesehen hat, hat ihn erschüttert. Da waren vom Einsturz bedrohte Häuser oder solche, denen nicht nur das Hochwasser zugesetzt hat, sondern auch ausgetretenes Heizöl. „Da muss vieles abgerissen werden.“
Rückblickend auf seine Hilfsaktion meint der couragierte Helfer: „Es ist alles gut gelaufen, war aber auch so ein bisschen ins Blaue geplant.“ Organisatorisch würde er eine solche Aktion beim nächsten Mal „etwas anders machen“, zeigte sich aber mit dem Ergebnis der ersten sehr zufrieden. Nachdenklich gemacht hat den 27-Jährigen jedoch das Verhalten einiger Politiker, die jetzt im Nachhinein um die Finanzierung der entstandenen Schäden pokern. Ohne große Debatte würden Milliarden Euro, die oft irgendwo verschwinden, für sogenannte Rettungsschirme ausgegeben, würden marode Banken und Firmen unterstützt. „Das Geld bleibt doch im eigenen Land!“, sieht er im Fall der Hochwasseropfer eine sinnvolle finanzielle Investition. Dieses Geld werde in der Region ausgegeben und schnell dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt: Handwerker und Firmen, die den Wiederaufbau bewerkstelligen und damit Arbeitsplätze in der gebeutelten Region sichern.
Hilfe für Deggendorf
Wer die Flutopfer in Deggendorf direkt finanziell unterstützen möchte, kann nach Rücksprache mit dem dortigen Kreisjugendring (KJR) Geld auf das Konto 380 000 539 bei der Sparkasse Deggendorf (741 500 00) unter dem Stichwort „Hochwasserhilfe Deggendorf“ überweisen. Für Beträge bis 200 Euro reicht für einen steuerlichen Abzug der Überweisungsbeleg zur Vorlage beim Finanzamt. Bei höheren Spenden sollte die vollständige Anschrift angegeben werden, damit eine Spendenquittung ausgestellt und zugeschickt werden kann. Der KJR war auch für Florian Breitenbach die Kontaktstelle.