Ein umjubeltes Konzert hatte das international erfolgreiche Ensemble German Brass am Freitagabend in der Scherenberghalle gegeben (wir berichteten am Montag). Doch damit war das Gastspiel der renommierten Blechbläser – Solisten aus Orchestern und Hochschulprofessoren – in Gemünden noch nicht zu Ende: Vier Mitglieder der Gruppe blieben zu Workshops für Blechbläser an der Musikschule und gaben ihr Können und ihre Erfahrung an etwa 20 Blasmusiker aus der Region weiter.
Musikschulleiter Mathias Weis freute sich über die fachkundige Unterstützung von vier Spitzenmusikern, die teilweise als Hochschuldozenten, Kapellmeister und Solisten in renommierten Orchestern und Ensembles tätig sind. Gerade für junge Schüler sei die Begegnung mit solchen Weltklasseleuten sehr bedeutend. Diese vermittelten einige, manchmal auf den ersten Blick ganz banale Kenntnisse, beispielsweise wie man ein Mundstück ansetzt, die aber sehr wichtig sind und grundlegend für den weiteren Lernfortschritt. Außerdem setzen die Musiker Impulse und motivierten die Workshop-Teilnehmer.
Offen für alle Kartenbesitzer
Die Workshops standen allen offen, die das Konzert am Vorabend besucht hatten. Als Teilnahmeberechtigung diente die Eintrittskarte. Weil man deshalb nicht genau wusste, mit wie viele Teilnehmern man rechnen konnte, gab es auch keine festgelegten Vorgaben für das Training in Bezug auf Alter und Leistungsstand und auch nicht für die Inhalte, die vermittelt werden sollten.
Es sei jedenfalls kein Unterricht im klassischen Sinne vorgesehen gewesen, sondern die Vermittlung von Grundlagen in lockerer Atmosphäre, dazu Expertentipps sowie der Austausch von Erfahrungen, sagte Weis. Die Arbeitsgruppen gliederten sich nach den Instrumenten in Trompeten, Waldhorn, tiefes Blech und Schlagzeug.
Schulleiter Weis bedauerte, dass an der Musikschule der Schwerpunkt weniger auf den Blechblasinstrumenten liege, aber man habe bei den Klavierspielern, Holzblas- und Saiteninstrumenten oder Schlagzeug einfach mehr Zulauf und somit mehr Schüler, die auf einem höheren Level spielen. Den Grund dafür sieht Weis generell beim demografischen Wandel sowie bei der hohen Beanspruchung der Schüler, die während der Woche kaum noch Zeit für Freizeitbeschäftigungen wie Sport und Musik haben. Außerdem bilden gerade bei den Blechblasinstrumenten viele Kapellen der Region den Nachwuchs selbst aus.
Posaunist Fritz Winter entlockte in seiner oberbayerischen Heimat, in Wolnzach, in der örtlichen Blaskapelle dem Tenorhorn die ersten Töne. Er studierte Musik, belegte Fortbildungs- und Meisterkurse und ist unter anderem seit 20 Jahren als Soloposaunist des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München tätig.
Gute Lehrer von Anfang an
Winter antwortet auf die Frage, was er als Ziel eines Workshops dieser Art ansieht, spontan: „Freude am Musizieren vermitteln, auf einzelne eingehen und Tipps mit auf den Weg geben.“ Es sei absolut wichtig, am Anfang einen guten Lehrer zu haben, damit sich keine Fehler einschleichen, die man dann weiter pflegt oder nur mit viel Aufwand wieder zu korrigieren sind. Außerdem sollten die Schüler möglichst frühzeitig zusammen mit anderen musizieren. Wenn man schon Noten lesen könne, sei das auch kein Nachteil, sagte Winter.
Bei der späteren, praktischen Übung zum richtigen Ansatz des Mundstücks, erklärt Winter die Physiognomie des Kiefers und die Zusammenhänge mit dem Ringmuskel rund um den Mund: „Das ist schlecht, wenn man den beim Ansatz nach hinten zieht.“
Während die Spieler der tiefen Instrumente nach der Einweisung das Anhalten der Töne üben, ist es im Ballettsaal noch ruhig. Dort sitzt Uwe Köller zehn Trompetern gegenüber, lässt sie zunächst ohne Instrument nur durch das Mundstück blasen und gibt Tipps zur Atmung. Köller begann seine Solotrompeter-Karriere als Stipendiat der Herbert-von-Karajan-Stiftung im Sinfonischen Theater Berlin. Von 1991 bis 1999 spielte er an der Deutschen Oper Berlin, seit 1997 lehrt er an der Universität für Musik in Graz, leitete verschiedene Ensembles und ist als Musiklehrer und Kapellmeister tätig.
Um die Bedeutung der Atmung zu demonstrieren, legt er einem auf dem Rücken am Boden liegenden Teilnehmer einen Notenständer auf den Bauch und lässt ihn unter Anleitung ein- und ausatmen. An dem sich auf- und abbewegenden Notenständer können die Schüler gut sehen, wie sich die Unterstützung durch das Zwerchfell auf die Bauchmuskulatur auswirkt.
Nach dem Seminar waren sich die Teilnehmer übereinstimmend einig, dass die Tipps und Unterweisungen sehr wertvoll waren und gut in der weiteren Ausbildung anzuwenden sind. „Schon in der ersten halben Stunde habe ich Dinge erfahren, die ich noch nie so gehört habe“, sagte Stefan Betz aus Wolfsmünster, der seit 40 Jahren Trompete spielt.