Seit 1984 hat eine Gruppe Lohrer Hausfrauen um Sprecherin Adele Hauck rund 560 000 Euro für die Welthungerhilfe gesammelt. In der diesjährigen Woche der Welthungerhilfe, die am Sonntag begonnen hat, werden erstmals seit 36 Jahren keine Straßensammlerinnen der Hausfrauengruppe in Lohr unterwegs sein. Der Grund ist die Corona-Pandemie.
"Leider, leider", so Hauck im Gespräch mit der Redaktion, habe man sich entschließen müssen, in diesem Jahr mit der Straßensammlung auszusetzen. Die rund 20 Mitglieder der Gruppe seien alle älter und somit gefährdet. Zudem scheine es sinnlos, mit einer Mund-Nase-Bedeckung vor dem Gesicht Leute auf der Straße ansprechen zu wollen.
"Das geht nicht", so Hauck. Statt dessen rufe man die treuen Spender und Lohrer Mitmenschen dazu auf, auf das seit 1984 bestehende Sonderkonto "Lohrer Welthungerhilfe" unter Iban DE64 7905 0000 0042 2802 22 Spenden zu überweisen. An diesem Montag will Hauck in der Schalterhalle der Sparkasse am Marktplatz einen Ständer mit Informationsmaterial und Überweisungsträgern aufstellen.
Werbung in sozialen Medien
Die Tradition sei durch die Corona-Pandemie "jäh unterbrochen" worden, bedauerte die Gruppensprecherin, "aber unser Engagement ist ungebrochen". Mitglieder mit Zugang zu den sozialen Medien wollten ferner Werbung fürs Spenden machen. Man habe auch darüber nachgedacht, in der Fußgängerzone einen Stand aufzubauen. Aber das wäre wegen der Hygienebedingungen zu aufwendig, der mögliche Effekt zu klein.
Das Projekt, das die Hausfrauengruppe derzeit unterstützt, heißt laut Hauck "Lesen, Schreiben und eine warme Mahlzeit" in Burundi. Dabei würden in dem ostafrikanischen Land die Bildung und Schulspeisung von Kindern gefördert, um ihnen eine Zukunft im eigenen Land zu ermöglichen.
Eine weitere Aktion der Hausfrauengruppe ist der Verkauf selbst von gebastelten Deko-Artikeln und Marmeladen in der Vorweihnachtszeit. "Wir sind noch am Überlegen, ob wir das in diesem Jahr machen", sagte Hauck. Der Klärungsprozess sei nicht ganz einfach, weil man die Gruppe nicht in einem Raum versammeln wolle und sich deshalb telefonisch absprechen müsse.
Bei anderen Hilfsorganisationen, die Straßensammlungen veranstalten, sieht es ähnlich aus. Das Bayerische Rote Kreuz habe in diesem Jahr wegen Corona die Straßensammlungen ausgesetzt, war von der Gemündener Kreisgeschäftsstelle zu erfahren. In Lohr gebe es einen engagierten Straßensammler, der jedoch zu einer Risikogruppe gehöre.
VdK nur in wenigen Dörfern
Von den 49 Ortsverbänden des Sozialverbands VdK im Kreis veranstalteten wegen der Corona-Krise nur sechs Straßensammlungen, informierte auf Anfrage Kreisvorsitzender Franz Wolf (Lohr). Dabei handle es sich um Dörfer, wo sich die Leute gut kennen. In Lohr sammle der VdK seit längerem nicht mehr auf der Straße, weil das wegen der Größe der Stadt zu anonym sei.
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