Der Zweite Weihnachtsfeiertag in der Rupert-Mayer-Klinik war ein ganz hässlicher: Im Raucherraum der Lohrer Forensik schlägt und tritt ein 22-jähriger Patient einen 55-jährigen Mitpatienten dermaßen, dass dessen Verletzungen lebensbedrohlich sind.
Acht Wochen später hat die Redaktion nun nachgefragt, wie es dem Opfer geht. Die Auskunft der Staatsanwaltschaft ist ernüchternd: "Der Zustand des Geschädigten ist unverändert kritisch", antwortete Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach auf Anfrage. "Er ist derzeit nicht ansprechbar beziehungsweise vernehmungsfähig." Ob und in welchem Umfang Folgeschäden zu erwarten sind, könne "derzeit nicht sicher vorhergesagt werden". Dem Vernehmen nach soll der 55-Jährige im Wachkoma liegen.
Die einzig gute Nachricht ist: Der Beschuldigte befindet sich wegen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen dauern jedoch noch an, führt Seebach aus. Insbesondere sei eine aktuelle Begutachtung des Beschuldigten beabsichtigt. Je nachdem, wie dieses Gutachten ausfällt, werde entweder Anklage erhoben oder ein weiterer Antrag auf Unterbringung gestellt.
Schon einmal wegen versuchten Totschlags verurteilt
Auf das Motiv des 22-Jährigen, warum er den 55-Jährigen so brutal verprügelt hat, geht der Oberstaatsanwalt nicht ein. Wohl aber auf dessen Vorgeschichte. Demnach hatte das Landgericht Aschaffenburg ihn am 1. Juni 2017 im Bezirkskrankenhaus Lohr untergebracht - wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.
Grundlage dafür ist der Paragraf 63 des Strafgesetzbuches, wonach das Gericht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus anordnen kann, wenn jemand eine rechtswidrige Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit begangen hat und zu erwarten sie, dass er infolge seines Zustandes für die Allgemeinheit gefährlich ist.
Daneben erfüllt die Forensik Lohr auch die Funktion einer Entziehungsanstalt für Straftäter, die nach Paragraf 64 des Strafgesetzbuches verurteilt wurden.
- Das könnte Sie auch interessieren: Warum beide forensischen Krankenhäuser in Unterfranken überfüllt sind.
Die Rupert-Mayer-Klinik für forensische Psychiatrie im Bezirkskrankenhaus Lohr - ausgelegt für 118 Patienten, belegt von über 180 - ist eine von zwei Einrichtungen dieser Art im Bezirk Unterfranken. Daneben hat auch das Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck zwei forensische Abteilungen mit - ausgelegt für 44 Patienten, belegt von 88.
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!