Im nichtöffentlichen Teil seiner Sitzung beschloss der Kreistag Main-Spessart am Freitag in Karlstadt die Auflösung des Krankenhausstandorts Karlstadt zum 1. Oktober diesen Jahres. Die Entscheidung erfolgte im Einvernehmen mit den beteiligten Belegärzten. Diese Information gaben Landrat Thomas Schiebel und der Klinikreferent Gregor Bett bei einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag bekannt.
„Wir haben jetzt vier Monate Zeit, für die Transferierung und können so eine lückenlose qualifizierte Patientenversorgung sicherstellen“, versicherte Bett. Bis dahin bleibe allerdings der gegenwärtige Stand uneingeschränkt erhalten. Nach der Entscheidung des Kreistags habe er zunächst ein Gespräch mit den Mitarbeitern und den betroffenen Ärzten geführt und sich dann an die Öffentlichkeit gewandt.
Bis Oktober sei die Ertüchtigung des Brandschutzes in Lohr abgeschlossen und das dortige Klinikum könne leicht alle Patienten aufnehmen. Im April seien in Karlstadt durchschnittlich 17,9 Personen zur Behandlung gewesen, so Bett.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
Allen rund 120 Mitarbeitern aus Karlstadt werde eine Stelle entsprechend ihrer Qualifikation angeboten, zusätzlich könnten Schüler der Pflegeschule übernommen werden, da in Lohr mehr Personal gebraucht werde. Es gebe mit Sicherheit keine betriebsbedingten Kündigungen.
Übereinstimmend erklärten sowohl Dr. Bett, als auch der anwesende Dr. Michael Dobler, die bestehenden ärztlichen Praxen in Karlstadt würden nicht geschlossen. Vielmehr werde Professor Dr. Peter Langmann künftig seine Praxis am Tiefenweg weiterführen, im dann ehemaligen Klinikum aber Endoskopien und andere Behandlungen mit den Geräten der Klinik durchführen. Die Rheumatologie und Kardiologie der Doktores Turin und Dobler würden weiterhin in ihrer Praxis ausgeübt.
Dobler sah die jüngste Entwicklung mit einer tüchtigen Portion Wehmut, schließlich habe er 20 Jahre lang im Karlstadter Krankenhaus gewirkt. Doch bevorzugte er „lieber ein Ende mit Schrecken gegenüber einem Schrecken ohne Ende!“ Für die Zeit bis Herbst sah er sogar wegen des Personalüberhangs gewisse Vorteile.
Man habe keine Wahl, sondern müsse sich anpassen
Gregor Bett verteidigte nochmals die harte Entscheidung. Es sei eine reine Kopfentscheidung gewesen, denn die gegenwärtige „große Politik“ mache es kleinen Krankenhäusern schwer. Man habe keine Wahl, sondern müsse sich anpassen, sagte er. Im Jahr 2016 habe es ein Defizit von 2,6 Millionen Euro gegeben, für die Zukunft erwartet er eine deutlich bessere Entwicklung. Zusätzlich zu diesen Defiziten hätten in Karlstadt noch massive Investitionen angestanden.
Mit Nachdruck wollen Bett und sein Team das Nachnutzungskonzept für Karlstadt vorantreiben. Für die veröffentlichte Informationsmappe hätten sich bereits zehn Interessenten gemeldet und es habe fünf Besichtigungen gegeben, berichtete der Klinikreferent.
Für die Heroldstiftung sah Landrat Schiebel auch möglichen Raumbedarf, zumal künftig die angestrebte Einzelzimmerquote mehr Platz erfordert. Er hätte gerne eine derartige Nutzung auf dem Gebiet des Landkreises, betonte aber, dass jetzt nachhaltige Konzepte für ein bis zwei Generationen nötig seien.
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