
„Eine runde Sache“ war das Thema des Kunstpreises der Stadt Marktheidenfeld vor zwei Jahren. Ein Blick in die Ausstellung der Preisträgerin Ulrike Scheb (Zellingen) und des Publikumslieblings Bernd Liebisch (Aschaffenburg) zeigt, dass Jury wie Besucher ihre Wahl gut trafen. Die Gemeinschaftsausstellung der beiden Künstler ist wiederum zu einer „runden Sache“ geworden.

Dabei haben die beiden Preisträger eine Chance im hinteren Ausstellungsbereich des städtischen Kulturzentrums sogar aus der Hand gegeben. Für eine wirkliche Gemeinschaftsausstellung haben sie sich bei der Präsentation auf den drei Ebenen offenbar nicht entscheiden können. Deutlich sind die Räume gegeneinander abgegrenzt. Ulrike Scheb bestückt mit ihren wenigen Plastiken und abstrahierenden, farbstarken Frauenakten die Eingangsebene und das Untergeschoss mit den Bruchsteinwänden.
Städteaquarelle
Die filigraneren Landschafts- und Städteaquarelle von Bernd Liebisch sowie dessen fotografische Arbeiten findet man, abgesehen von einem Vorgeschmack in Eingangsnähe, auf den weißen Galeriewänden im Obergeschoss. Vielleicht sind die künstlerischen Herangehensweisen von Scheb und Liebisch aber auch zu unterschiedlich, um sie zusammendenken zu können und einander direkter zu konfrontieren.
„Grüß Gott, Marktheidenfeld – ich freue mich hier zu sein“, rief Bernd Liebisch bei der von Rainer Streck auf Posaune und Trompete mit Jazz-Standards musikalisch umrahmten Vernissage am Freitag beinahe wie ein Popstar. Der Aschaffenburger dankte für die Unterstützung, die er in Marktheidenfeld erhalten habe, als er einige Bilder der Stadt erarbeitete, die man nun in der Ausstellung bewundern könne: Sei es eine Tasse Kaffee, Arbeitslicht bei einer Nachtstudie oder den Hausschlüssel der Volkshochschule, um einen ganz besonderen Blickwinkel auf den Marktheidenfelder Marktplatz vor Augen zu haben.
Liebisch hat sich in einigen Arbeiten mit der Stadt befasst. Seine Aquarelle zeigen einen perspektivisch verzerrten Blick für besondere Situationen in der Landschaft und der Architektur. Die kräftigen Farben lassen sie uns noch deutlicher ins Auge springen und dabei sorgen Krakeluren, ausfransende Bildränder und Kleckse für einen Eindruck der Vergänglichkeit, des Vergangenen in einer Stadt des steten Wandels.
Hanne Vollmer vom Neuen Kunstverein Aschaffenburg führte in die Ausstellung ein und befand den weiblichen Akt seit der Malerei der Renaissance als eine Kunstgattung, die meist durch den männlichen Blick des Andersseins geprägt worden sei. Ulrike Scheb schaffe in ihren Gemälden mit hoher Plastizität die weibliche Gegenposition des So-seins, oft in einer Bildaktion zweier Körper zueinander. Auf dunklen Hintergründen wirkten seelische, atmosphärische Figuren von hoher Lumineszenz. Je stärker die Abstraktion anwachse, umso mehr schweife der Blick suchend über das Feld geführt von lebhafter Farbigkeit.

Sie könne es kaum glauben schon wieder da zu sein, schmunzelte Ulrike Scheb bei ihren Dankesworten. In der Tat verbindet sie inzwischen viel mit dem Franck-Haus und Marktheidenfeld. 1998 und 2004 war sie schon in die Auswahl der Jury des Kunstpreises gekommen. Ein Gemälde des Franck-Hauses, das 1998 hoch in der Publikumsgunst des Kunstpreises stand, wurde von der Stadt Marktheidenfeld erworben und schmückt seitdem ein Amtszimmer. 2003 konnte Scheb im Franck-Haus eine Einzelausstellung zeigen und 2008 errang sie den Kunstpreis selbst. So dankte sie der Stadt Marktheidenfeld besonders und nannte das Franck-Haus eines der schönsten, wenn nicht sogar das schönste kommunal betriebene Ausstellungshaus in Unterfranken.
Gespräch mit den Künstlern
Die Preisträger des städtischen Kunstpreises 2008 Ulrike Scheb („Von Kopf bis Fuß – Bilder und Skulpturen) aus Zellingen und Bernd Liebisch („Neue Perspektiven – Aquarelle und Foto-Installationen“) stellen bis zum Ostermontag, 5. April, aus.
Öffnungszeiten von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr im hinteren Ausstellungsbereich des städtischen Kulturzentrums „Franck-Haus“ (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld zu sehen. Ulrike Scheb ist an den beiden Sonntagen 14. und 28. März und Bernd Liebisch an den beiden Sonntagen 7. und 21. März von 14 bis 18 Uhr persönlich zu Gesprächen in der Ausstellung anwesend.
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