"Merken Sie sich das Wort 'Stöckelschuh' und zählen Sie, wie viele Buchstaben das Wort 'Sturzprävention' hat." Mit solchen Gedächtnisspielen hat Friederike Döring am vergangenen Freitag ganz praktisch gezeigt, was beim neuen Projekt "ProfiL 80+" der Rummelsberger Diakonie passieren soll. Döring leitet die Beratungs- und Kontaktstelle "RuDiMachts" in Marktheidenfeld und stieß im Oktober vergangenen Jahres das Projekt zur ambulanten geistigen Aktivierung und Sturzprävention an. Dadurch soll es eine noch spezieller ausgerichtete Alltagsbegleitung für ältere Menschen und Menschen mit Demenz geben. Die ersten Absolventinnen und Absolventen des Schulungsprogramms für "Profil 80+" erhielten bereits ihre Zertifikate.
Im Mai begannen die Schulungen, insgesamt 24 Stunden dauert das Programm. Danach sollen die Geschulten im Alltag Unterstützung bieten, und zwar für ältere Menschen mit und ohne Demenz oder für jüngere Menschen mit einer Demenzerkrankung. Ganz konkret heißt das: Gedächtnisübungen machen, Kraft und Balance trainieren und Sturzprävention betreiben. Dazu sei auch Beratung möglich, beispielsweise zu Ernährung oder zu Sturzfallen in der Wohnung.

Die Schulung kann laut Döring jeder mitmachen, der möchte. Voraussetzung ist eine 40-stündige Schulung zum Alltagsbegleiter oder zur Alltagsbegleiterin. Die nächste gibt es im September, Schulungen für "ProfiL 80+" werde es nächstes Jahr im Mai wieder geben. Zunächst läuft das Projekt für drei Jahre mit einer Förderung des Bundesfamilienministeriums und vorwiegend im Raum Marktheidenfeld.
Ziel im Landkreis: Prävention
Das Ziel sei laut Döring aber, das Projekt auf den Landkreis zu übertragen und nach den drei Jahren Förderzeitraum weiterlaufen zu lassen. Dafür sind sie und ihr Team schon auf der Suche nach Kooperationspartnern und Kooperationspartnerinnen. Bis dato unterstützen unter anderem neun Arztpraxen, das Klinikum Lohr, das Gesundheitsamt und das Regionalmanagement sowie die katholische Gemeinde Marktheidenfeld. "Bei den Sportvereinen sind wir gerade dabei, die an Land ziehen zu können", sagte Döring.
Bei der Auftaktveranstaltung erhielten Gisela Diener, Gabi Burkhart, Marga Stegerwald, Sara Chege, Jan Gardiewski, Christel Pfenning, Patrick Nietzke und Hannelore Lampert ihr Zertifikat. Später überreicht wird es noch Sabine Klein, Ulrike Nietzke und Michaela Erhalt, die nicht vor Ort sein konnten.

"Das ist genau das Modell, das wir die nächsten Jahrzehnte in unserem Gesundheitswesen brauchen", sagte Landrätin Sabine Sitter. Sie sei auch deswegen zur Auftaktveranstaltung gekommen, weil ihr das Thema Geriatrie sehr am Herzen liege. Den Schwerpunkt auf präventive Möglichkeiten zu legen, solle das Ziel im Landkreis sein. Sitter lobte außerdem den Ansatz als Netzwerkprojekt.

"Es ist wichtig, dass wir das Ganze vernetzen und nicht alleine tun", erklärte auch Bürgermeister Thomas Stamm. Er ist Schirmherr des Projektes und appellierte an die Besucherinnen und Besucher der Auftaktveranstaltung: "Tragen sie die Idee weiter in den Bekanntenkreis. Dass man sich wirklich traut, dieses Angebot anzunehmen." Möglichst lange zuhause Wohnen zu können sei auch eine Herausforderung an künftige Wohnformen. Stamm wisse aus familiärer Erfahrung: "Man hält an der eigenen Wohnung, am eigenen Häuschen fest."
Pflegeversicherung übernimmt Kosten
Auch Erik Schmekel, Leiter des Seniorenzentrums in Marktheidenfeld, begrüßte die vorstationäre und ambulante Prävention. Es gebe eine Zunahme an gerontopsychiatrischen Erkrankungen in Deutschland. Demenz ist eine solche Krankheit. "Wir sind gefordert, uns als Gesamtgesellschaft dem Thema zu stellen und einzubringen", sagte Schmekel.
Die Kosten für die Alltagsbegleitung "ProfiL 80+" können laut Leiterin Friederike Döring ab Pflegegrad 1 von der Pflegeversicherung übernommen werden. An einer Kostenübernahme durch die Krankenkasse würden sie derzeit noch arbeiten, da das Projekt auch auf Prävention abzielt. Interessierte können sich per Mail anmelden oder bei der Beratungs- und Kontaktstelle "RuDiMAchts" anrufen.