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KARLSTADT: Offener Brief an Andreas Kümmert zu seinem Konzert am Samstag

KARLSTADT

Offener Brief an Andreas Kümmert zu seinem Konzert am Samstag

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    Stimmgewaltig: Andreas Kümmert trat am Samstag zusammen mit Sebastian Bach und Special Guest Sophia im Rio auf.
    Stimmgewaltig: Andreas Kümmert trat am Samstag zusammen mit Sebastian Bach und Special Guest Sophia im Rio auf. Foto: Foto: Klaus Gimmler

    Lieber Andreas Kümmert,

    zugegeben, ich war im ersten Moment schon ein bisschen verärgert, als ich am Samstag für die Main-Post über Ihr Konzert im Rio berichten wollte und mir der Zutritt verwehrt wurde. Die Dame an der Kasse sagte mir, dass ich nicht rein dürfe. Journalisten hätten keinen Zutritt. Das habe das Management von Ihnen so angeordnet.

    Nun, Sie ahnen es, ich war trotzdem drin, die nette Dame an der Kasse sagte mir auch, dass sie mich als Privatperson natürlich reinlassen könne. Also brachte ich die Kamera in die Redaktion zurück und besuchte so Ihr Konzert.

    Mein Ärger über den zunächst nicht gewährten Zutritt ist längst verflogen, denn es war ein tolles Konzert, das Sie mit Ihrem Kollegen Sebastian Bach am Keyboard abgeliefert haben. Dies haben sicher die grob geschätzt 300 Besucher im Rio auch so empfunden. Sie bekamen, was sie erwarteten. Es gab keine Zwischenfälle, zwei Durchgänge mit der bekannten Lieder-Mischung aus ehrlichem Rock und Blues, Applaus, Rufe nach Zugabe, die Sie erfüllten. Vom Ablauf ein ganz normaler Konzertabend, daher wäre es schön, wenn Sie im Umgang mit den Journalisten wieder ein normales Verhältnis finden.

    Deshalb schreibe ich diesen offenen Brief.

    Ich nehme mal an, mit dem Journalistenverbot meinten Sie nicht mich oder meine Kollegen aus den Lokalredaktionen hier in Main-Spessart. Wir sind doch alle immer respektvoll mit Ihnen umgegangen. Vermutlich meinten Sie die Schreiber von der Bild-Zeitung, die Sie in wenig freundlichen Berichten als einen Autisten beschrieben oder was da sonst noch alles zu lesen war, was passiert sein soll.

    Dass das kränkt, kann ich verstehen – nur so ist das eben, wenn man eine gewisse Berühmtheit erlangt.

    Und die haben Sie nun mal als „Voice of Germany“-Gewinner und durch ihre Teilnahme an den Ausscheidungskämpfen des Eurovision Song Contest. Das war natürlich der Hammer, gewinnen und dann ablehnen. Ganz großes Kino. Es gibt ja Stimmen, die glauben, Sie hätten das Ding in Wien gewonnen mit ihrem Lied „Heart of Stone". Wirklich schade, dass wir darüber nur spekulieren können.

    Es wäre jedenfalls spannend gewesen, Sie in diesem Wettbewerb zu sehen. Nicht nur, weil Ihre Reibeisen-Stimme natürlich außergewöhnlich ist, sondern weil Sie auch der komplette Gegenentwurf zu all den Schlagersternchen und Marionetten sind, die genau wissen, nach welcher Schrittfolge sie in welche Kamera zu lächeln haben. Wer will das noch sehen?!

    Aber Sie haben noch die letzte Ausfahrt genommen und das kann ich verstehen. Es ist nicht jedermanns Sache, im Rampenlicht zu stehen. Der ganze Trubel ist nicht Ihr Ding. Wer A sagt, muss nicht B sagen, er kann auch erkennen, dass A falsch war. Und da gehört noch viel mehr Mut dazu.

    Trotzdem – die Mühlen, nach denen das Showbusiness funktioniert, sind längst angelaufen. Sie wollten diesen entfliehen und das Gegenteil ist erst einmal eingetreten. Durch Ihre Absage wurde dies erst einmal gesteigert. Menschen in ganz Deutschland wollen wissen: Wie kann jemand auf die Aussicht auf Ruhm, Ehre und Geld verzichten?

    Ich bitte daher um Verständnis: Wenn jemand wie Sie in unserer Kreisstadt spielt, dann müssen wir als lokale Medienvertreter dahin. Das ist unser Job, schließlich sind Sie immer für eine Überraschung gut. Es war ja auch der Nachholtermin für das Konzert, das Sie ein paar Tage nach dem Eklat abgesagt hatten. Es hätte ja sein können, dass Sie dem Publikum Ihre Bewegründe erklären. Da müssen wir natürlich dabei sein.

    Ihr Konzert am Samstag war super.

    Dies muss nicht weiter erklärt werden, über Ihr Können wurde schon oft genug geschrieben. Eine Klasse-Mischung aus selbstinterpretierten Coversongs und eigenen Liedern, Rock und Blues. Die Besucher ihres Konzerts waren so alt wie viele Ihrer Lieder – von 17 bis 70, erschien es mir. Die Jugend war dabei, aber auch viele Silberlocken.

    Eine Kritik habe ich, wenn Sie mir die erlauben. Ich habe mich während des Konzerts gefragt, ob Sie sich wohlfühlen. Hatten Sie denn Freude daran, zu spielen und zu singen? Das taten Sie mit großer Leidenschaft, aber da Sie weder die Songs ankündigten und kaum sonst etwas sagten, blieben Sie fürs Publikum verschlossen.

    In zwei Liedern wurden Sie von einer Sängerin unterstützt, die Sie als Special Guest mit dem Namen Sophia vorstellten. Das Duett mit ihr war sehr gelungen. Das Lied „To love Somebody“ von den Bee Gees war eine der ersten Platten, die ich mir gekauft habe. Hervorragend. Ich habe von dem Auftritt mit Sophia ein Bild mit dem Handy gemacht. Da kam dann doch wieder der Journalist in mir durch, ich hoffe, Sie verstehen das. Es ist etwas unscharf, aber meine große Kamera hatte ich ja nicht dabei.

    Als Fazit kann ich sagen, dass es für mich ein gelungener Abend war. Ihnen wünsche ich weiter viel Erfolg und wieder ein unverkrampftes Verhältnis zur Presse. Sie werden Ihren Weg schon gehen,

    herzlichst Klaus Gimmler

    Redakteur Karlstadt

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