Eine tote Schleiereule hat der Retzbacher Alois Rosel am Mainwanderweg auf der Benediktushöhe oberhalb der Winzerhütte gefunden. Eine Kollision mit einem Auto schließt der 80-Jährige aus. Dort fahren keine. Er bedauert, dass diese Eulenart selten geworden ist. Der Kreisgruppenvorsitzender Hartwig Brönner vom Landesbund für Vogelschutz sagt, es gebe zwar keine gesicherten Statistiken für Main-Spessart, aber auch er habe den Eindruck, dass der Bestand der Schleiereulen rückläufig sei. "Die Schleiereule hat's besonders schwer."
Der Grund dafür liege auf der Hand. Die Schleiereule ist ein Kulturfolger. Sie brütet vorzugsweise in Scheunen von alten Bauernhöfen. Im Englischen heißt sie passenderweise auch "barn owl", also Scheuneneule. Solche alten Scheunen aber werden zunehmend abgerissen oder saniert. Dabei werden dann die vormaligen Öffnungen verschlossen. Die Eule steht im wahrsten Sinne vor verschlossener Tür.
Eulenkästen können helfen
Selbst bei Kirchturmsanierungen werden teilweise frühere Öffnungen verschlossen, auch um Tauben fernzuhalten. In Waldzell, so Brönner, sei jedoch kürzlich dafür gesorgt worden, dass der Kirchturm offen bleibt. Wer den Tieren helfen will, kann einen Schleiereulenkasten im Inneren eines Schuppens, einer Halle am Ortsrand oder eines Dachbodens anbringen. Eine Bauanleitung gibt es auf der Homepage des Nabu (Naturschutzbund Deutschland). Es sollte sich aber niemand entmutigen lassen, wenn nicht sofort die gewünschten Bewohner einziehen.

Der Retzbacher Bund-Naturschutz-Ortsvorsitzende Norbert Hörning weiß, dass im Zellinger Kirchturm vor etlichen Jahren Schleiereulen gebrütet haben. Sie hatten sogar sieben Junge. Im Kirchturm von Retzstadt hat die BN-Jugendgruppe vor vielen Jahren einen Eulenkasten installiert. Dort seien dann aber Turmfalken eingezogen und inzwischen Tauben. In einem Bauernhof außerhalb von Himmelstadt gebe es einen Eulenkasten, der von Schleiereulen angenommen wurde.
Schleiereulen ernähren sich fast ausschließlich von Mäusen. Auch diese waren früher bei der offenen Getreidelagerung häufiger. Zudem jagt die Schleiereule im Offenland. Dort waren es früher harte Winter, die der Population stark zusetzten, weil die Mäuse als Nahrung fehlten. Brönners Vorgänger, der aus England stammende Richard Sims, berichtet, dass in England Schleiereulen – warum auch immer – häufig auch am Tag zu beobachten sind. "Es gibt kaum etwas Schöneres, als eine Schleiereule fliegen zu sehen", erzählt er begeistert.
Eulen in Wäldern und Steinbrüchen haben es besser
Im Gegensatz zu diesem Kulturfolger geht es dem Waldkauz gut, berichtet Brönner. Das sei allgemein bei Waldvögeln der Fall, da sich dort weniger verändert habe als Dörfern und Städten.
Deutlich zugenommen hat der Bestand bei der größten hiesigen Eulenart, dem Uhu. War er vor 50 Jahren in Bayern so gut wie ausgerottet, weiß Brönner inzwischen von acht bis zwölf Brutpaaren im Landkreis Main-Spessart. Sei brüten in Steinbrüchen, aber auch in Naturfelsen zwischen Karlstadt und Würzburg. Dank Absprachen mit den Steinbruchbetreibern gelinge immer wieder eine Aufzucht von Jungen.
Bliebt noch die Frage, woran die Retzbacher Schleiereule gestorben ist. Rosel hält es nicht für ausgeschlossen, dass Gift im Spiel war. Und Brönner kann sich vorstellen, dass sie an anderer Stelle von einem Auto gestreift wurde und es gerade noch bis zur Benediktushöhe geschafft hat.
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