Dass Max Breitenbach selbst einmal sagen würde, er möchte gerne wieder in die Schule gehen, hätte der Sendelbacher in anderen Zeiten sicherlich nicht gedacht. In diesem Jahr hat der Schüler seine Schule noch nicht besuchen dürfen. Dennoch heißt es für ihn, genauso wir für Tausende weitere Schüler, jeden Morgen aufstehen und dem Online-Unterricht am Laptop folgen. Ohne Klassenkameraden Konzentration und Motivation beizubehalten, fällt vielen Kindern und Jugendlichen schwer.
Fünf Online-Stunden hat Max an diesem Tag mit verschiedenen Lehrern des Franz-Ludwig-von-Erthal Gymnasiums in Lohr absolviert. Bis zum Nachmittag sind die Hausaufgaben des Sechstklässlers erledigt. Vieles hat sich in den Abläufen seit der ersten Schulschließung im vergangenen Frühjahr seitens der Schulen professionalisiert. Doch trotz der Anwesenheitspflicht am Morgen und der genaueren Kontrollen der Hausarbeiten durch Lehrer verläuft die Vermittlung des Schulstoffes immer noch völlig anders.
Stundenplan im Esszimmer
Gemeinsam mit seinem Bruder Hannes, der die dritte Klasse der Sendelbacher Grundschule besucht, wird Max an Schultagen um 6.30 Uhr von seiner Mutter geweckt. Petra Breitenbach achtet bereits am Vorabend darauf, dass die Materialien für den Tagesunterricht am Arbeitsplatz ihrer Kinder vorliegen. Ein Stundenplan für die laufende Woche hängt für ihre beiden Söhne im Esszimmer. "Wie beim Schulbesuch wird erst einmal gefrühstückt", erklärt die 42-Jährige den Tagesbeginn. Breitenbach selber arbeitet seit diesem Jahr ebenso von zu Hause aus.
Um 7.30 Uhr muss sich Max im digitalen Klassenzimmer seiner Schule anmelden. In einer lockeren Runde, in der je nach Lehrer die Kinder auch kurz miteinander chatten können, überprüft die jeweilige Lehrkraft, ob die ganze Klasse anwesend ist. Immer wieder kommt es bei technischen Problemen vor, dass ein Mitschüler nicht online dabei sein kann. Max sitzt anschließend bis zur Mittagspause am Laptop in seinem Zimmer, die meisten Unterrichtsfächer erstrecken sich über eine Schulstunde.
Hausaufgaben aus der Cloud
"Wir beginnen fast immer mit den Verbesserungen der Hausaufgaben", erklärt der Schüler seinen Schultag. Dabei werden einzelne Kinder von der Lehrkraft aufgerufen und lesen ihre Arbeiten vor. Arbeitsblätter kann die Klasse direkt während des Unterrichts einsehen, Arbeitsaufträge und Hausaufgaben muss sich Max aus der Cloud der Schule herunterladen und zu Hause ausdrucken.
"Ich habe mich daran gewöhnt und komme gut mit", sagt der Elfjährige. Es gibt weniger Hausaufgaben als im Präsenzunterricht, dafür stehen am Nachmittag und am Wochenende Wiederholungen an: Vokabeln lernen, Arbeitsblätter vervollständigen, basteln. "Manche Lehrer loben uns und machen auch mal Späße, da kommt ein bisschen Klassengemeinschaft auf", beschreibt Max seine Eindrücke. Trotzdem leiden die sozialen Kontakte: kein Training im Fußballverein, keine Albernheiten in den Pausen und auf dem Schulweg.
Bewegung ist wichtig
"Wir achten darauf, dass wir regelmäßig spazieren gehen", sagt Petra Breitenbach. Bewegung ist der Familie wichtig. Ehemann Carsten trainiert normalerweise die U13-Mannschaft des TSV Lohr, bei der auch Max mitspielt. "Max kommt ganz gut mit, weil er älter ist, bei Hannes muss ich öfters nachschauen", sagt Petra Breitenbach. Rückmeldungen mit den Lehrern über E-Mail würden gut funktionieren. »Im Vergleich zum Frühjahr ist alles wesentlich besser organisiert.«
Dennoch hakt es hier und da: Ständig wechselnde Stundenpläne erschwerten die Schularbeit. Petra Breitenbach kann auch nicht verstehen, warum beispielsweise an anderen Schulen Videokonferenzen möglich sind. Am Lohrer Gymnasium sei dies aus datenschutzrechtlichen Gründen hingegen nicht möglich. Eine Sorge, die Petra Breitenbach mit anderen Eltern teilt, ist die Frage nach dem Wissensstand der Kinder: "Wie weit sind die Lehrer mit dem Stoff, und wo müssen Wiederholungen erfolgen?", fragt sie sich. "Natürlich ist das eine zusätzliche Belastung für jede Familie, denn Schule haben wir gefühlte sieben Tage in der Woche."
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