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LOHR/OUISTREHAM: Silberhochzeit im Haus Lohr-Ouistreham

LOHR/OUISTREHAM

Silberhochzeit im Haus Lohr-Ouistreham

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    Seit vielen Jahren gibt es einen lebhaften Austausch der Jugendzentren: Das Bild zeigt die deutschen und französischen Jugendlichen bei einer Kajakfahrt auf der Orne bei Ouistreham im Jahr 2015.
    Seit vielen Jahren gibt es einen lebhaften Austausch der Jugendzentren: Das Bild zeigt die deutschen und französischen Jugendlichen bei einer Kajakfahrt auf der Orne bei Ouistreham im Jahr 2015. Foto: Foto: JUgendzentrum

    1992: Am 26. September in Ouistreham-Riva-Bella und am 24./25. Oktober beim Rambourfest in Lohr fand im feierlichen Rahmen die Unterzeichnung der Städtepartnerschafts-Urkunden durch die Bürgermeister der beiden Städte, André Ledran und Siegfried Selinger, statt. Es sei eine „Liebesheirat“, betonen die Bürgermeister mehrfach, aber eingefädelt wurde sie vom Bezirk Unterfranken, der solche Partnerschaften zwischen Städten aus Unterfranken und dem Departement Calvados damals vermittelte und besonders förderte.

    Kulturamtsleiter Meinrad Amrhein und Peter Neuchel hatten im Herbst 1990 im Auftrag der Stadt die ersten Kontakte geknüpft. Die erste größere Delegation aus Lohr, angeführt von Amrhein und dem Stellvertretenden Bürgermeister Richard Freund, machte sich von 9. bis 12. Mai 1991 auf den Weg vom Main zum Atlantik und wurde dort herzlich empfangen. „Wir feiern heute abend so etwas wie eine Verlobung“, meinte André Ledran beim Abendessen in der „Grange aux Dimes“. Die ehemalige Zehntscheune dient der Stadt als Festhalle. Der Gegenbesuch der Franzosen in Lohr fand von 31. Oktober bis 3. November 1991 statt.

    Unterschiede ziehen an

    Es waren wohl die Kontraste zwischen der fränkischen Stadt am Main und Spessart einerseits und dem Seebad am Atlantik und auch die Unterschiede in der Mentalität der Menschen, die sich gegenseitig anzogen. Nicht nur auf der offiziellen Ebene, sondern auch von Mensch zu Mensch waren die Kontakte bei beiden Begegnungen herzlich. Und das blieb so. In den ersten Jahren war es noch ein Partnerschaftskomitee, seit 1992 ein Partnerschaftsverein, der sich in Lohr mit Erfolg um die gegenseitigen Beziehungen kümmerte.

    Unter den vielen Begegnungen, die im Lauf der Jahre stattfanden, seien nur einige besonders hervorgehoben:

    44 Lohrer reisten zum Friedensfest am 8. Mai 1995 nach Ouistreham. Anlass war das 50-jährige Jubiläum des Kriegsendes. Dabei wurden am „Place de la Paix“, einem Rondell die Flaggen die Flaggen Europas und seiner Mitgliedsländer gehisst. Außerdem hatten die Lohrer Grundschüler eigens für diesen Tag eine „Friedensfahne“ bemalt, die unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von Schülern aus Ouistreham aufgezogen wurde.

    Getoppt wurde dieses Fest 2014, als Bürgermeister Mario Paul, noch ganz frisch im Amt, von seinem ebenso neuen Kollegen Romain Bail aus Ouistreham zu den Gedenkfeiern an die Landung der Allierten in der Normandie eingeladen wurde, an denen auch Königin Elizabeth und die Präsidenten Barack Obama, Wladimir Putin und Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Mächtige der Welt teilnahmen.

    Bei vielen Gelegenheiten trafen sich am Main und am Atlantik Vereine und Gruppen zum Austausch, trieben Sport, sangen, musizierten, tanzten, aßen und tranken miteinander. Im Mai 2006 kam es auch zur ersten tatsächlichen Ehe zwischen Lohr und Ouistreham: Lena Schwaiger heiratete Simon Leroux.

    Es hat zwar in den letzten 25 Jahren zeitweilig auch „Durchhänger“ gegeben. Aber es zeigte sich, dass die Partnerschaft auf vielen Säulen steht. Sowohl Bürgermeister Ernst Prüße wie sein Nachfolger Mario Paul ließen sich in Lohr die Fortsetzung der Beziehungen angelegen sein und schon bei den ersten Begegnungen zwischen Paul und dem neuen Maire von Ouistreham zeigte sich, dass die beiden auf einer Wellenlänge liegen.

    Die Schulen, vor allem aber auch die Jugendzentren und viele Vereine und Interessengruppen in beiden Städten sorgten immer wieder mit gegenseitigen Besuchen dafür, dass der Partnerschaftsgedanke an die nächsten Generationen weitergegeben wird. Das ist auch dem Partnerschaftsverein ein großes Anliegen. Deutsche und Franzosen aus Lohr und Ouistreham haben also am Wochenende genug Anlass zu feiern, vor allem aber den, dass aus über 400 Jahren angeblicher „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und Frankreich in 70 Jahren eine herzliche Freundschaft geworden ist.

    Partnerschaften wie die zwischen Lohr und Ouistreham spielen dabei eine wichtige Rolle, mehr noch vielleicht als die Bemühungen der Politiker. Und jeder, der auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen hat, darf sich als Mitinhaber des Friedensnobelpreises fühlen, der vor einigen Jahren der Europäischen Union verliehen wurde.

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