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Wärme, die aus der Tiefe kommt

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Wärme, die aus der Tiefe kommt

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    Um Erdwärme nutzen zu können, bohrte die Firma Terra-Therm am
Neubau der Mittelsinner Familie Linke bis zu 92 Meter tief. Den Bohrvorgang
begutachten Bauherr Hans-Georg Linke (rechts) und der Chef der
Heizungsbaufirma Ries, Bastian Weikinger (links). Auf dem Bohrwagen
steuert der Meister die Technik.
    Um Erdwärme nutzen zu können, bohrte die Firma Terra-Therm am Neubau der Mittelsinner Familie Linke bis zu 92 Meter tief. Den Bohrvorgang begutachten Bauherr Hans-Georg Linke (rechts) und der Chef der Heizungsbaufirma Ries, Bastian Weikinger (links). Auf dem Bohrwagen steuert der Meister die Technik. Foto: FOTO JÜRGEN GABEL

    Die Bundesrepublik Deutschland hat sich auf der internationalen Klimakonferenz in Rio de Janeiro verpflichtet, künftig 25 Prozent Kohlendioxid einzusparen. Dafür muss der Verbrauch an fossilen Energieträgern erheblich zurückgefahren werden. In Deutschland wird die meiste Energie in den Haushalten, vor allem bei der Raumheizung verbraucht. Das war der Auslöser für das Ehepaar Linke, sich bei der Planung ihres Neubaus besonders mit dem Thema Energie zu beschäftigen. Intensiv diskutierten sie über Treibhauseffekt, fossile Energien und klimaschädliche CO2-Emmissionen und entschlossen sich, die Erde als Energiequelle anzuzapfen.

    Zwei 92 Meter senkrecht in den Boden gebohrte Sonden sollen Erdwärme gewinnen. Architekt Wolfgang Müller (Sterbfritz) holte mit der Firma Terra-Therm aus Fulda, einer Tochter der hessischen Überlandwerke Fulda, einen kompetenten Partner ins Boot.

    Die Bohrtiefe ist vom Wärmebedarf abhängig. Diesen ermittelte Heizungsbauer Bastian Weikinger von der Obersinner Firma Heizungsbau Ries. Wie Weikinger erklärt, hängt der Bedarf nicht nur von der Wohnfläche, sondern auch von der Außendämmung ab. Die U-förmigen Doppelsonden sind in den Tiefbohrungen durch eine eingepresste Zementmischung mit dem umgebenden Erdreich fest verbunden. Durch die Sonden wird "Sole" gepumpt, Wasser, das gegen Frost mit einer umweltverträglichen Glykollösung geschützt ist. Die parallel laufende Wärmepumpe entzieht beim Hinunterpumpen und Aufsteigen dem Erdreich Wärme, so dass die Soletemperatur mit zirka 10 Grad die Erdoberfläche erreicht.

    Hans-Georg Linke erläutert, dass die Wärmepumpe im Prinzip wie ein Kühlschrank funktioniert. Dem Umweltmedium Erde wird Wärme entzogen und an das Heizwasser weitergegeben, dessen Temperatur sich erhöht. Die wieder in den Boden fließende Sole kann auf bis zu null Grad abkühlen. Das Haus wird über eine Fußbodenheizung erwärmt.

    Für die Tiefenbohrung ist eine wasserrechtliche Genehmigung nötig. Um auf Dauer Gewinn bringend zu arbeiten, müssen alle Komponenten der Erdwärmesondenanlage aufeinander abgestimmt sein. Planungsfehler können zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht vollständig korrigiert werden, unterstreicht Weikinger, der sich auf das Gebiet alternative Energien spezialisiert hat.

    Zur Wirtschaftlichkeit meint Linke, die Kosten für die einmalige Anschaffung sowie der Preis für Energie, Wartung und Kapital müssten getrennt betrachtet werden. Bei den Investitionen lägen Wärmepumpe und Heizkessel preislich etwa gleich. Dazu kommen Kosten für die Bohrung, die in der Regel höher sind als die für Öltank, Gasanschluss, Kamin, Kaminkehrer und Ölbrennerreinigung. Die Investition liege um ein Viertel über der für eine Ölheizung.

    Eine Erdwärmeheizung benötigt jedoch nur etwa ein Viertel des Betriebsstroms, den eine herkömmliche Öl- oder Gasanlage verbraucht. Außerdem bietet E.ON Bayern einen Sondertarif. Die Eheleute Linke rechnen damit, dass sich ihre Erdwärmeanlage in acht bis zehn Jahren amortisiert hat. Die Wärmepumpe wird mit Strom betrieben. "Beim Öl bin ich von den Multis abhängig. Strom hingegen wird es immer geben, ob aus Kernenergie, Wasser, Windkraft oder Sonne", sind die Linkes optimistisch.

    Das Mittelsinner Ehepaar liegt damit wohl im Trend: Das auf Erdwärmeanlagen spezialisierte Fuldaer mittelständische Unternehmen Terra-Therm mit 20 Beschäftigten ist auf sechs Monate hinaus ausgebucht. Keine Sorge macht sich der Bauherr über die Lebensdauer der Anlage. Der Schweizer Kooperationspartner der Fuldaer Firma hat Erfahrung mit 5000 Anlagen gesammelt. Eine Störungsanalyse aller Anlagen , die mindestens 20 Jahre in Betrieb waren, habe ergeben, dass "nicht eine Sonde defekt war." Aus diesem Grund sind Bauherr Linke und die beteiligten Firmen überzeugt davon, dass sich der Betrieb der Erdwärmanlage rechnet, Zukunft hat und vor allen Dingen die Umwelt schont.

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