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KARLSTADT/PALLO: Wasser für Senegal – Ein Ehepaar aus Karlstadt hilft mit

KARLSTADT/PALLO

Wasser für Senegal – Ein Ehepaar aus Karlstadt hilft mit

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    _ Foto: Wilke

    Pallo ist der Hauptort mehrerer Dörfer in Senegal im Süden der Sahelzone. Wegen des Klimawandels wird diese Region immer lebensfeindlicher. Einst lebten hier 4600 Einwohner, jetzt sind es noch 2500. Die Menschen zieht es in die größeren Städte – oder nach Europa. Dass inzwischen einige bleiben oder auch aus der Stadt wieder zurückkehren, daran wirkt das Karlstadter Ehepaar Doris und Holger Wilke mit.

    Der Geologe und die Diplom-Kauffrau unterstützen die Menschen in der Nähe Pallos beim Bau von Brunnen und Wasserleitungen. Schon seit vielen Jahren investiert Holger Wilke einen Großteil seines Urlaubs für solche Projekte – organisiert zum Teil über Misereor. Doch das, was das Ehepaar jetzt angepackt hat, reicht weit über die Wassergewinnung hinaus. Es geht um nachhaltigen Landbau.

    Wasser ist Frauensache

    2013 kamen sie in Kontakt mit dem Verein „Hilfe für Afrika – Wasser für Senegal“. Zu jener Zeit stand ein Gerücht im Raum. Angeblich raubte ein 80 Meter tiefer Brunnen, den die Bundeswehr gebaut hatte, den einheimischen Brunnen das Grundwasser. Der Geologe empfahl Tests mit einer Drucksonde, um herauszufinden, was an dieser Vermutung dran ist.

    „Dabei ist es entscheidend, die Bevölkerung mitzunehmen“, sagt der Afrika-Experte. Zu tief sitze die Erfahrung aus der Kolonialzeit, als die Meinung der Einheimischen nicht zählte. Auch war es wichtig, dass Doris Wilke dabei war. Sie recherchierte, wie viel Wasser tatsächlich entnommen wurde. Denn Männer haben an den Brunnen nichts zu suchen. Wasser ist Frauensache. Sie ziehen es in Kanistern aus den traditionellen, bis 80 Meter tiefen Schachtbrunnen heraus und transportieren es in großen Wannen auf ihren Köpfen. Das Gerücht erwies sich letztlich als haltlos.

    Ohne Treibstoffkosten

    Inzwischen geht es um den Bau einer nachhaltigen Wasserversorgung. Aus 100 Metern Tiefe soll mittels einer Solarpumpe kostengünstig Trinkwasser gefördert werden. Bisher wurden Brunnenpumpen mit Diesel betrieben, sodass stets Kosten für den Treibstoff anfielen. Das Wasser soll über eine sechs Kilometer lange Leitung in die acht Dörfer um Pallo verteilt werden.

    Zusätzlich – und das ist neu – soll mit Hilfe des „Solarwassers“ eine ertragreiche, ganzjährige Landwirtschaft ermöglicht werden. Es ist geplant, das erzeugte Gemüse professionell zu vermarkten. Die 2500 Einwohner der sieben Dörfer von Pallo sollen davon profitieren und damit auch den Betrieb der Anlage finanzieren. Dafür wurde eine Genossenschaft gegründet, in der alle Familien vertreten sind.

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    _ Foto: Wilke

    Derzeit noch müssen sie bis zu sieben Kilometer laufen, um gegen Entgelt sauberes Wasser aus dem Tiefbrunnen zu holen. Ansonsten stehen nur hygienisch völlig unzureichende Wasserlöcher zur Verfügung, die im Sommer trockenfallen. Die Landwirtschaft in dem früher fruchtbaren Hügelland ist zusammengebrochen.

    Mithilfe von Doris Wilkes betriebswirtschaftlichem Fachwissen wurde ein ausgefeilter Antrag zur Finanzierung des Projekts in Pallo an das Entwicklungshilfeministerium (BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gestellt. Immerhin geht es um einen Finanzierungsplan für drei Jahre mit einem Gesamtvolumen von einer Drittel Million Euro. Im September wurde der Antrag bewilligt. Ein Viertel der Kosten übernimmt der Verein „Hilfe für Afrika – Wasser für Senegal“.

    Es ist wichtig, dass der Projektleiter einheimisch ist und dass die Bevölkerung für das Vorhaben geschult und jahrelang begleitet wird, beispielsweise in eigener Saatgutgewinnung, intelligenter Fruchtfolge oder in der Wasserverteiltechnik. „Bisher wurde das Gießwasser großzügig aus einem offenen Becken entnommen und von oben auf die Pflanzen gegossen, wobei 30 Prozent über Verdunstung verloren gingen“, erklärt Holger Wilke. Künftig wird das Wasser über Tröpfchenbewässerung direkt an die Wurzeln gelangen. Ziel sind jährlich drei Ernten auf den zunächst jeweils 250 Quadratmeter großen Parzellen.

    Derzeit wird das Fundament des 100 Kubikmeter fassenden Wasserturms gebaut. Fertig ist der vom Staat Senegal finanzierte Brunnen. Im Januar war Holger Wilke in Senegal. Da waren gerade 50 Mann dabei, die sechs Kilometer lange Wasserleitung zu bauen. In Handarbeit wird der 80 Zentimeter tiefe Graben dafür ausgehoben. Außerdem ging es um die Installation der Solarpumpe und die Sensibilisierung der Dorfbevölkerung.

    Anfang Mai werden Doris und Holger Wilke wieder nach Senegal fliegen. Sie werden neben technischer Beratung mit den „Séreres, den um Pallo lebenden Menschen, den Fortgang des Projekts besprechen. Geplant ist, dass im Herbst das Wasser fließt und die neue Landwirtschaft ihren Betrieb aufnimmt.

    Mehr Informationen unter www.wasserfuersenegal.de

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