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Weidennester für Storchenpaare

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Weidennester für Storchenpaare

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    Weidengeflechte werden auch in Deutschland von Störchen gerne angenommen wie hier in Hochstadt in Oberfranken auf dem Dach des Bezirksklinikums.
    Weidengeflechte werden auch in Deutschland von Störchen gerne angenommen wie hier in Hochstadt in Oberfranken auf dem Dach des Bezirksklinikums. Foto: Foto: Harald Koch

    Die Anfrage von jenseits der französischen Grenze kam für das Zellinger Ehepaar Sabine Dluczek und Volker Wingenfeld völlig überraschend. Der in Deutschland geborene und mittlerweile in Lothringen praktizierende Tierarzt Dr. Ullrich Schaar orderte drei „XXL-Störchennester“ aus Weidenmaterial in den Größen 115, 70 und 40 Zentimeter Durchmesser. Sabine Dluczek und Volker Wingenfeld, die das Weidenflechten vor circa fünf bis sechs Jahren als ihre große Leidenschaft entdeckten, freuten sich besonders, weil sie den Auftrag aus Frankreich auch als Dienst an der Natur sahen.

    So wird das Heimatdorf von Dr. Ullrich Schaar, Sarr Ablé, regelmäßig von 30 bis 40 Störchen besiedelt. Da natürliche Nistplätze für Störche in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker verschwunden sind, sind sie heute vielerorts auf von Menschen angefertigte Nester angewiesen.

    Über das Internet ist Ullrich Schaar dann auf das Zellinger Ehepaar aufmerksam geworden und so gingen die beiden Zellinger Weidenflechter an die Arbeit und investierten pro Weidenkorb je nach Größe zwischen fünf und zehn Arbeitsstunden. Bei der Abholung der Nester vor gut zwei Wochen fiel die Resonanz des Auftraggebers Dr. Ullrich Schaar und seiner Frau dann glücklicherweise sehr positiv aus. „Alles steht und fällt jetzt damit, ob die Störche ihre neuen Nistplätze auch annehmen“, sagt Volker Wingenfeld. Das Naturmaterial Weidenholz sei hierfür besonders geeignet, da man aus Erfahrung wisse, dass Nester aus Kunststoff oder anderen synthetischen Materialien eher gemieden werden.

    Seitdem das Zellinger Ehepaar vor knapp fünf Jahren das Handwerk mit den Weidenruten für sich entdeckt hat, fertigten sie schon viele verschiedene Exponate an. Der Renner seien Körbe und Dekoartikel, aber auch Laternen, Windlichter und Vogelhäuschen finden immer wieder Abnehmer.

    An größere Aufträge wie Weidenzäune oder Möbel haben sich die beiden bis dato aber noch nicht herangewagt.

    Volker Wingenfeld berichtet, dass das Weidenflechten immer weiter in Vergessenheit gerät, auch weil die Generation, in der das Flechthandwerk noch ein gängiges Berufsbild war, immer älter wird. Früher seien Weidenflechter von Ort zu Ort gezogen, um dort ihre Produkte zu verkaufen. Gerade im Winter, wenn in der Landwirtschaft nicht so viele Arbeiter benötigt wurden, war die Herstellung von Weidenprodukten eine wichtige finanzielle Einnahmequelle.

    Gerade die hohe Stabilität des Flechtwerks erlaube es, auch schwere Güter, wie beispielsweise Steine, zu transportieren.

    Mit dem Kunststoffhype in den 60er Jahren haben Flechtprodukte allerdings stark an Bedeutung verloren. Umso mehr freut sich Volker Wingenfeld, dass in den vergangenen Jahren eine Rückentwicklung hin zu natürlichen Produkten zu erkennen sei, die wenn sie kaputt sind, leicht verfeuert oder kompostiert werden können. So will das Ehepaar auch seinen Teil dazu beitragen, das Umweltbewusstsein der Bürger wieder zu schärfen.

    Sabine Dluczek: „Wie fast jedes Handwerk ist auch das Weidenflechten ein Prozess ewigen Lernens. Es erfordert viel Geschicklichkeit und hohe Fingerfertigkeit.“ Nicht umsonst könne ein billiger Weidenkorb, der in Fernost produziert wurde, nicht mit einem Handwerksprodukt mithalten, bei dem qualitativ hochwertige Weidenruten verwendet werden und auch dementsprechendes Knowhow dahinter steckt. Das Zellinger Ehepaar bezieht die Weidenruten vorwiegend aus der Region.

    Dabei liege der Reiz des Korbflechtens, das Volker Wingenfeld als sehr meditativ beschreibt, auch darin, dass man gänzlich auf Strom und Maschinen verzichtet. Vielmehr steht die Verbundenheit mit der Natur im Vordergrund.

    Dies war auch der Ausgangspunkt, dass Sabine Dluczek und Volker Wingenfeld mit dem Bund Naturschutz Kontakt aufgenommen haben. So stünde zur Diskussion, auch in Zellingen Nistplätze für Störche zu installieren und darüber hinaus Weidenbäume auch als Nahrungsquelle für Bienen und Insekten anzupflanzen.

    Kontakt: www.weidenflechten-zellingen.de

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