Für den Erhalt ihrer Cocktailbar „Coconut“ in Langenprozelten hat Inhaberin Claudia Messer viel Aufwand betrieben, um der Nichtraucherschutzregelung gerecht zu werden. Zuerst nutzte sie die Möglichkeit, ihre Cocktailbar als Raucherclub auszuweisen, in den man für einen Euro eintreten konnte. Von Januar bis August 2008 durften Mitglieder des „Smoker's Island Club e.V“ nur freitags und samstags qualmen. Ansonsten herrschte Rauchverbot. „Das hat bei uns ein Umsatzminus von 35 Prozent verursacht“, so Messer. Danach hat sie sich umgestellt: Montag und Dienstag sind seitdem Ruhetage. An den übrigen Tagen war die Cocktailbar ab 17 Uhr geöffnet, ab 20 Uhr war „Geschlossene Gesellschaft“.
Messer hat seitdem wieder gute Umsätze gemacht. Damit in ihrer Cocktailbar nach dem geänderten GSG jetzt geraucht werden darf, musste diese den „getränkegeprägten Einraum-Gaststätten, mit weniger als 75 Quadratmetern Gastfläche“ entsprechen. So heißt es auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit. Dafür hat sie die Grundfläche verkleinert. Wäre ihr Betrieb größer, hätte sie ihn aufgeteilt in Raucher- und Nichtraucherbereich.
Filteranlage sorgt für saubere Luft
Jugendliche unter 18 Jahren hatten schon vorher keinen Zutritt. Wer das „Coconut“ besucht, dem kommen trotzdem keine Dunstwolken entgegen. Spezielle Filteranlagen halten die Luft sauber. Messer betont: „Bei uns ist die Luft sauberer als in so manchen Nichtraucherlokalen. 85 Prozent aller Schadstoffe werden durch die Filter gereinigt.“ Sie selbst findet, dass der Gast entscheiden sollte, ob er ein Raucherlokal besucht oder nicht.
Eberhard Imhof stimmt der Idee zu, dass man die Gastronomen entscheiden lassen sollte, wie sie ein Rauchverbot handhaben. Der Inhaber des Hotel-Gasthofs „Letzter Hieb“ in Langenprozelten regelt das neue GSG mittels der Geschlossenen Gesellschaft. Imhof begründet: „Die Tür in den Bereich bleibt dann einfach zu. Wer rauchen will, kann das dort machen“. Seine Fremdenzimmer sind zur Hälfte Nichtraucherzimmer. Diese würden auch öfter genutzt als die, in denen Rauchen erlaubt ist. „Was die Gäste allerdings auf ihren Zimmern machen, kann ich nicht kontrollieren“, so Imhof.
Die Inhaberin des Gasthofs „Koppen“ in der Gemündener Innenstadt, Jutta Richter, findet auch, dass Gäste wie auch Eigentümer durch ein gesetzliches Rauchverbot „bevormundet“ würden. Vor allem sei es ihrer Meinung nach für rauchende Gastronomen schlecht, dass sie in ihrem eigenen Lokal davon nicht ausgenommen sind. Sie selbst ist Nichtraucherin. Vor der Einführung des allgemeinen Rauchverbots war der Gasthof bereits weitgehend rauchfrei. Nur die „Gaststube“ war davon ausgenommen. An dem seitdem ganzheitlichen Nichtraucherlokal hat sich auch nach dem 1. August nichts geändert. Laut Richter gab es keine Einbrüche in den Gästezahlen.
Theo Michler, Wirt des gleichnamigen Landgasthauses in Adelsberg, sagt zu der Neuerung des GSG: „Entweder so oder so“. Sein Lokal ist vollkommen rauchfrei. Im Sommer kann man sich zum Rauchen in den Biergarten setzen. Wer im Winter qualmen will, muss genauso vor die Tür. Theo Michler, selbst Raucher, hält sich ebenso daran und sieht dabei kein Problem. Die Regelung mit gesonderten Raucherbereichen hält er für „Quatsch“.
Inkonsequente Regelung
Im Gasthaus Schubert herrscht striktes Rauchverbot. Betreiber Herman Wilts betont: „Mein Lokal bleibt sauber“. Als ehemaliger Raucher, der aus gesundheitlichen Gründen aufgehört hat, hat er das Rauchverbot für Gaststätten begrüßt. Dass dieses seit dem ersten August 2009 wieder gelockert wurde, findet er inkonsequent. „Wer rauchen will, muss raus“, ist seine Meinung. Deswegen wird er sein Lokal wie seine Fremdenzimmer so belassen, wie sie sind: komplett rauchfrei.
Elfriede Egert sieht das anders. Die Betreiberin der Langenprozeltener Gaststätte „Zum Schlappen“ hat die Gesetzeslockerung begrüßt. Das vorher strikte Rauchverbot hat bei ihr Einbußen in den Gästezahlen verursacht. Von einigen rauchenden Gästen hat sie im Winter oft gehört „Ich gehe [zum Rauchen] doch nicht vor die Tür“. „Auf jeden Fall“, so Egert, habe sie daher die Möglichkeit genutzt und einen separaten, mit einer Glasschiebetür abgetrennten Raucherbereich eingeführt. Elfriede Egert erhofft sich durch diese Änderung wieder mehr Gäste, behält sich aber ein vorschnelles Urteil vor. „Ich möchte erst einmal abwarten, wie sich die Gästezahlen in der kalten Jahreszeit herauskristallisieren“.