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Das Feuer von Burgstall

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Das Feuer von Burgstall

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    Mittwochabend, 22 Uhr, in Burgstall. Noch immer steigt Qualm auf, lodern Flammen. Die Luft riecht verbrannt. Die Feuerwehren haben die Lage jetzt im Griff, aber unter den immer wieder durch die verkohlten Balken fahrenden Windböen fliegen noch Funken.

    Drei Notfallseelsorger, zwei Notärzte und zwei Veterinäre unterstützten den Einsatz der Feuerwehren, die selbst von Lauda, aus Rothenburg und dem Kreis Uffenheim angerückt sind. Landrat Georg Denzer hat sich vorhin ein eigenes Bild von der Lage in Burgstall gemacht. Er ist von Kreisbrandmeister Wirsching verständigt worden. Bürgermeister Hartmut Holzwarth, sein Stellvertreter Karl Haag und Ortsvorsteher Fritz Danner laufen durch die Straßen, können nicht fassen, was sie sehen.

    Vier Familien verlieren soeben einen Großteil ihrer Stallungen, Wirtschaftsgebäude und Scheunen. Dass niemand verletzt ist, dass das Feuer nicht auf die Wohnungen übergegriffen hat, erachten die Menschen hier als ein Wunder. Bürgermeister Hartmut Holzwarth hingegen schreibt es dem "schnellen und taktisch richtigen Eingreifen", insbesondere der Creglinger Wehr zu, die sehr schnell am Brandort eingetroffen sei.

    Um 1744 Uhr geht ein Notruf in der Rettungsleitstelle ein. 25 Fahrzeuge und rund 220 Einsatzkräfte rasen nach Burgstall. 18 Fahrzeuge kommen aus dem Main-Tauber-Kreis, Wehren aus Rothenburg und Uffenheim unterstützen die Brandbekämpfung. Aus Creglingen, Bad Mergentheim, Markelsheim, Lauda und Weikersheim rücken Feuerwehren an, die Niederstettener Feuerwehr und die Flugplatzfeuerwehr Niederstetten sind ebenfalls sofort zur Stelle. Feuerwehrleute aus Adelshofen, Blumweiler und aus Finsterlohr sind im Einsatz.

    Kreisbrandmeister Alfred Wirsching lobt die Crew der Einsatzleitung. Das Team habe sich bei diesem Großbrand in den vergangene n Stunden hervorragend bewährt.

    Es riecht nach Qualm. Immer noch. Aber nicht mehr so beißend wie am frühen Abend. Bis zur buchstäblich letzten Minute haben die Anwohner und Feuerwehrleute versucht, möglichst viel Vieh aus den Ställen zu retten. Und noch immer sieht man die Menschen hier aufgeregte Tiere zusammentreiben.

    Die Einsatzleitung schätzt, dass 20 bis 30 Kühe und 60 bis 70 Säue dem Feuer bislang zum Opfer gefallen sind, etlichen Tieren müssen die beiden Veterinäre den Gnadenschuss geben. Landwirte aus der Nachbarschaft kommen mit Viehtransportern zu Hilfe, um die überlebenden Tiere andernorts unterzubringen.

    Bis weit über den Parkplatz an der Keltenschanze hinaus stehen Fahrzeuge von eilig herbeigerufenen Helfern. Zwei Giebel müssen niedergelegt werden, um einen möglichen unkontrollierten Einsturz zu verhindern. Von der Baustelle Oberrimbach ist ein Bagger der Firma Wüst angerückt, beseitigt die Gefahrenherde.

    Sicher scheint, dass das Gewitter nichts mit dem Brand zu tun hat: Das Feuer hat schon gelodert, als die ersten Blitze über den Himmel zuckten. Nach der langen Trockenheit und angesichts der hohen Temperaturen der letzten Wochen haben die Balken dem Feuer keinerlei Widerstand geleistet. Aufgrund der ebenfalls durch die Dürre verursachte frühe Ernte sind in den Höfen allenthalben Strohfetzen zu finden.

    Das Feuer hat viel Nahrung gefunden heute Abend. Durch Funkenflug und den vor dem Gewitter auffrischenden Wind haben die Flammen leichtes Spiel gehabt. Die über Burgstall aufsteigenden Rauchsäulen waren kilometerweit zu sehen. Gründliche Untersuchungen über die Ursache des verheerenden Brandes werden eingeleitet.

    Für die Nacht ordnet Kreisbrandmeister Wirsching nun den Verbleib von zwei Tanklöschfahrzeugen an, um angesichts der schwierigen Löschwasserversorgung auf der Höhe, der noch vorhandenen Glutnester und des immer wieder auffrischenden Windes kein Risiko einzugehen. Vorsichtshalber lässt man auch die Schläuche zum Teil unter Druck in Einsatzbereitschaft.

    Die Creglinger DRK-Bereitschaft löst die Rot-Kreuz-Kräfte aus Mergentheim und Rothenburg ab, um auf mögliche Verletzungen der Feuerwehrleute vorbereitet zu sein.

    Aus den Gehöften ziehen Rauchschwaden. Hier haben Feuerwehrmänner vorhin noch Tiere herausgezogen, als die Giebel bereits loderten. Es ist eine schreckliche Nacht in Burgstall. Für den Bürgermeister des kleinen Dorfes hat das Wort Leben und Gesundheit in dieser Nacht im doppelten Sinn eine ganz tiefe Bedeutung: Seine Frau liegt im Kreißsaal, das Baby ist auf dem Weg ins Leben.

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