Ginolfs
(aks)
„Ich geh' mal raus zum Ottmar!“ Diesen Satz hat jeder alteingesessene Ginolfser schon ausgesprochen. Damit gemeint ist die Werkstatt „Landmaschinen Lörzer“, ein Aushängeschild des Rhönortes. Besagter „Ottmar“, ein Ginolfser Urgestein, feiert nun an diesem Sonntag mit seiner Frau Maria, Diamantene Hochzeit.
Ottmar wurde 1930 geboren und wuchs – sozusagen mit dem Schraubstock in der Hand – mitten in Ginolfs auf. Schon früh wurde seine Leidenschaft für landwirtschaftliche Maschinen geweckt, denn sein Vater Leo betrieb eine kleine Werkstatt. Nach der Schulzeit war es für Ottmar klar, sich ganz dem Familienbetrieb zu widmen. So zog er mit dem Vater als Handelsvertreter von Ort zu Ort. „Es hatte ja eigentlich jeder Landwirtschaft und so fiel immer irgendwo eine Reparatur an oder es wurde ein Ersatzteil benötigt“, so der passionierte Schrauber.
Auch wenn Ottmar viel unterwegs war, so blieb doch Zeit, sich mit Nachbarn und Freunden bei Musik und Tanz zu vergnügen. Wie der Zufall es wollte, war auch Maria unter ihnen. Sie wurde 1923 als Maria Omert geboren – und wohnte Familie genau gegenüber Ottmars Werkstatt. „Wenn in der Gegend abends aufgespielt wurde, hat Ottmar mich oft mit dem Moped mitgenommen. Wir haben ja gleich beieinander gewohnt“, erzählte Maria, deren Herz schon von klein auf für die Landwirtschaft und die Gartenarbeit schlug.
Aus Nachbarskindern wurden Freunde und ein Liebespaar, das am 31. Juli 1951 Hochzeit feierte. Über die Jahre wuchs nicht nur die Liebe heran, sondern auch die Werkstatt. Bald wurden die Gebäude im Dorfkern zu klein. Deshalb baute man 1970 eine größere Werkstatt mit Wohnhaus am Rande des Dorfes.
Während Ottmar den Fuhrpark der örtlichen Bauern umsorgte, kümmerte sich Maria um Heim, Garten, die beiden Söhne Gerhard (jetzt 58) und Berthold (jetzt 55). Bevor der neue Betrieb errichtet wurde, war sie sogar noch für die nebenbei geführte Landwirtschaft zuständig. Natürlich kamen auch die fünf Enkelkinder in den Genuss der Großmutterliebe, genauso wie heute die drei Urenkel.
Obwohl sich Ottmar nach seinem 60. Geburtstag in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedete und sein Sohn Gerhard „Landmaschinen Lörzer“ übernahm, zog es ihn doch immer wieder zurück an die Werkzeugkästen. „Es juckte halt doch ab und an noch in den Fingern. Auch heute noch, mit 81 Jahren, schaue ich noch rüber in die Werkstatt“, erzählte Ottmar.
Fragt man das Jubelpaar, was sie sich für die Zukunft wünschen, so steht Gesundheit an erster Stelle. „Die Arbeit hat uns lange jung gehalten. Heute gehen wir viel spazieren und sind an der frischen Luft, das hält fit“, fügte Maria hinzu. Das Rezept für eine glückliche Ehe, die mindestens 60 Jahre hält, verriet Ottmar auch seiner Enkelin Nina, die vor kurzem selbst heiratete: „Arbeit tut gut – die Arbeit an der Ehe. Wenn man dabei nicht immer nur den eigenen Kopf durchsetzen will, sondern auch Kompromisse eingeht, sind 60 Jahre ein Klacks.“