Ein Leistungsnachweis war es natürlich auch. Vor allem aber war es ein Angebot zu mitreißender Unterhaltung für Freunde swingender, jazziger Musik: das Frühlingskonzert der beiden Big Bands des Gymnasiums Mellrichstadt, bei dem auch die „Schlappen-Orgel“ erklang.
Musiklehrer Urs John stellte die Junior Big Band vor: 32 Nachwuchsmusikanten – eine erstaunliche Zahl, wenn man bedenkt, dass die andere, die Senior Big Band, noch einmal 28 Mitglieder zählt. Das Martin-Pollich-Gymnasium vereint mit seinem musischen Zweig offensichtlich Talente aus dem ganzen Landkreis.
Spielkunst der Orchester
Besucher, die die Junior Big Band noch nicht kannten, waren erstaunt über die Spielkunst der Schüler aus der Unter- und Mittelstufe. Mit fünf Stücken bewiesen sie, dass ihre Instrumentalausbildung zusammen mit dem Spiel im Orchesterverband weit fortgeschritten ist. Stücke mit so fantasievollen Namen wie „Chameleon“, „All about that Bass“, „Swing Machine“, „You Raise me up“ und „Backrow Politics“ wurden heiß und schnell gespielt, hart akzentuiert und auch mal weich und fast hymnisch. Als Solisten brillierten die Sängerin Katharina Straus, mit ihren Saxofonen Vincent Tschanter und Cosima Wagner, ebenso wie Felix Hoch mit der Trompete und Phillipp Müller am Schlagzeug.
Das Publikum spendete Sonderbeifall für die Soloeinlagen und langen Schlussapplaus.
Voluminös, mitreißend
Urs John hat Aufbauarbeit geleistet, seit Jahren schon, und davon profitierte auch die Senior Big Band, wie Marcel Steinrichter, der andere Musiklehrer, anerkannte. Dass seine Schützlinge noch ein ganzes Stück musikalisch gereift waren, war schon an den ersten Takten zu hören. Das war Big-Band-Sound satt, voluminös, mitreißend. Dabei stellten die Stücke eine Herausforderung für die Musikanten (vor allem aus der Oberstufe) dar. Neun Stücke und zwei Zugaben erklangen – mitreißende Musik, die Puls und Atem der Zuhörer schneller gehen ließen. Dazu trugen vor allem die Soli bei, von den Sängerinnen Yasmin Dankert und Katharina Schock sowie von Sarah Beck (Alt-Saxofon), Johannes Stumpf (Posaune), Timo Schneider (mit der Gitarre), Peter Diestel (an den Drums) und Sophie Räder mit dem Tenor-Saxofon dargeboten.
Petra Georgiadis aus dem Orchester moderierte zusammen mit Marcel Steinrichter den Abend und kündigte mit passenden Kommentaren „In the Stone“ an, ebenso „My little Suede Shoes“, „Somewhere“ aus der West Side Story und einen klassischen Bepop-Jazz.
Der Sound der Plastikröhren
Nach der Pause ging es weiter mit „Dream of Return“ mit einem gefühlvollen Posaunen-Solo, mit der Filmmusik „Alfie“ und der Ballade „Sway“; „In your Dreams“ schloss sich an mit einem Tenor-Saxofon-Solo, dem das lateinamerikanische Jazz-Stück „Samba ti kaye“ und „Song for my Father“ folgten. Dabei kam ein Musikinstrument zum Einsatz, das einmalig ist: eine Anordnung von großen Plastikröhren, die man wegen ihrer Vergleichbarkeit als Pan-Röhrenorgel bezeichnen kann. Die Musikanten von der Band nennen sie allerdings die „Schlappen-Orgel“, weil die Röhren mit einem Schuhsohlen-ähnlichen Filzlappen bespielt werden. Und das Ganze in schwindelnder Höhe von oben. Dazu war die Bühne umgebaut worden. Nils Simon als der Virtuose auf diesem dumpf klingenden Instrument musste mehrere Tische aufeinander stellen und hinaufsteigen, bevor er dieses spektakuläre Konstrukt zum Klingen bringen konnte.
Am Schluss wurde es noch einmal besonders eng auf dem Musikantenpodium, denn zum Ausklang spielten beide Big Bands noch ein Stück zusammen. Aber der gewaltige Sound, den sie dadurch entwickelten, ließ Umbau und Enge als nebensächlich erscheinen. Ein eindrucksvoller Schlussakzent der Bands.