Was treibt Menschen dazu, sich diese Strapazen anzutun? Wir haben einige der Starter beim Braveheart-Battle in Bischofsheim über ihre Motive und Erfahrungen befragt:
Philipp Reuß
Zum ersten Mal dabei und gleich den Spitzenplatz erobert: Philipp Reuß aus Mellenbach-Glasbach (Thüringen) ist Braveheart 2016. Ein Erfolg, mit dem er nie gerechnet habe, sagt der 21-Jährige Student erschöpft, aber strahlend. Der Bischofsheimer Braveheartbattle war für den früheren Biathleten die größte Laufleistung seines Lebens. „Mir war schon klar, dass es hart wird, am Schluss hat es aber richtig gezogen“, erklärt er. „Ab Kilometer 24 war es einfach die Hölle“. Das Erfolgsrezept eines echten Bravehearts? Zähne zusammenbeißen! Und: „Ein bisschen verrückt muss man schon sein“.
Max Böttner
Max Böttner quälte sich als Zweiter über die Ziellinie. „Ich war letztes Jahr schon einmal dabei, dieses mal waren es deutlich mehr Kilometer, es war deutlich schwerer“, stöhnt der 24-Jährige aus Jena. „Ich bin eigentlich gerade in der Prüfungsphase und hatte wenig Zeit um zu trainieren“.
Dennoch hat er die Schlammschlacht mit einer Glanzleistung gemeistert, auch wenn an einigen Stellen die Puste knapp wurde. Die Anstiege im Wals, bei denen die Läufer auf rutschigen Terrain etliche Male hoch und runter rennen mussten, waren für ihn das härteste Hindernis: „Die haben einen ganz schön nachig gemacht, auch die Wasserhindernisse waren richtig knackig“.
Tim Dally
Tim Dally aus Netphen (Nordrhein-Westfalen) war bereits beim Braveheartbattle in Münnerstadt am Start und hat einen klaren Herausforderungsfavoriten: „Der Lauf in Bischofsheim ist viel, viel schwerer, es ist einfach viel härter“, keucht er. Ihn stellte die Brend, die außerhalb der Extremlaufzeiten eigentlich als sanft plätschernder Ruheort fungiert, vor eine Mammut-Aufgabe: „Durch den Fluss zu kriechen war sehr hart“. Er ist froh, zu den ersten Läufern im Ziel zu gehören, obwohl er kurz vor Schluss noch richtig kämpfen musste: „ Fünf Kilometer vor dem Ziel habe ich mich extrem scheiße gefühlt, da habe ich mir dann immer kleine Zwischenziele gesetzt“.
Rene Boss
Rene Boss aus Albstadt (Baden-Württemberg) konnte das zu seinem Vorteil nutzen, womit alle anderen heftig zu kämpfen hatten: die Höhenmeter. „Die liegen mir, da konnte ich Boden gut machen“. Und obwohl ihm die bergige Strecke mitten in der Rhön vorbei an schneeweißen Gipfeln gut gefallen hat, sieht der 22-Jährige noch deutliches Verbesserungspotential: „Es gab einfach zu viel Gegenverkehr, Zuschauer laufen quer und andere Läufer kommen einem entgegen“. Dafür sei auf der Strecke schlichtweg zu wenig Platz, kritisiert Rene.
Kevin Berns
„Man muss bekloppt sein“, erklärt Kevin Berns lachend die Grundvoraussetzung für echte Bravehearts. Die Schlacht hat dem Marathonläufer aus Weißenburg alles abverlangt: „Die dauernden Anstiege sind echte Beinbrecher“, erzählt er unter Stöhnen. „Auch das kalte Wasser, in das man mit Gesicht und Kopf rein muss, war brutal“.
Sich selbst motivieren braucht der 24-Jährige sich auf der Strecke nicht: „Die Hindernisse geben mir den Kick, ich denke nur: Hopp! Rein! Geil!“ Mit seinem bunt bemalten Gesicht konnte er Extrapunkte bei m Publikum sammeln: „Man merkt schon, dass die Zuschauer einen dadurch mehr anfeuern“, erklärt Kevin. Den Extremlauf wird er so schnell nicht mehr vergessen: „Ich bin definitiv zufrieden, mir tut alles weh, aber es war geil!“
Simon Klinger
Simon Klinger hat die Suche nach dem Lauf-Kick vor Bischofsheim schon nach Münnerstadt verschlagen. Er teilt die Meinung der meisten Leidensgenossen: die Strecke in der Rhön ist gnadenlos. „Es war viel länger, es gibt sehr viele Höhenmeter und die Kälte war extrem hart“. Für den 32-Jährigen war das Wetter das größte Hindernis. Wie kommt man dagegen an? Seine Taktik besteht darin, keine Taktik zu haben: „Du musst einfach durchhalten, nichts denken, nur laufen“, erklärt er völlig erschöpft. „Ich werde jetzt erstmal heiß duschen und schauen, dass ich an Flüssigkeit komme“. Danach steht für ihn die Heimreise nach Schwäbisch-Hall an - zum Glück auf vier Rädern.
Florian Kretschmann
Für Florian Kretschmann war der Braveheartbattle in Bischofsheim fast ein Heimspiel. Lediglich rund 9 Kilometer ist seine Heimatstadt Oberwildflecken von der Battle-Arena entfernt - und damit nicht mal ein Drittel der Wettkampfstrecke. Mit sechs Teilnahmen gehört er zu den erfahrensten Bravehearts auf dem Feld. „Hier ist es definitiv härter als in Münnerstadt“. Die Wasserhindernisse haben ihm zu schaffen gemacht: „Die sind am härtesten! Das Wasser ist arschkalt, das zermürbt die Oberschenkel“. An Spaß und Nervenkitzel hat der 29-Jährige, der zu den erfolgreichsten Extremläufern der Umgebung gehört, nichts eingebüßt: „ Es ist einfach geil, es macht so Bock! Das Feeling ist einfach cool!“. Sorge vor den Leiden der nächsten Tage hat er keine. „Ich werde mit jetzt einfach zwei Tage lang Schmerzmittel reinhauen, dann läuft das schon wieder“.
Michael Sperver
Michael Sperver aus Lingen (Niedersachsen) ist gleich mit einer ganzen Busladung von Mitläufern und Fans in die Rhön angerückt. Zusammen mit 23 Freunden aus dem Ort hat er sich in die Schlammschlacht gestürzt, knapp 20 Väter und Mütter haben ihnen dabei zugejubelt. „Wir sind schon zum vierten Mal dabei, aber so hart war es noch nie“, keucht er im Ziel. „Es ist das Sport-Highlight im Jahr“. Seine Battle-Erfahrung konnte dem 25-Jährigen nur teilweise helfen: „Ich hatte Krämpfe ab Kilometer 18, das Wasser war arschkalt“. Und dennoch hat er es als Erster seiner Gruppe ins Ziel geschafft. Da müsse er wohl noch ein Bier ausgeben, sagt er grinsend. Gelegenheit dazu gab es noch am gleichen Tag: „Wir gehen jetzt zusammen schön essen und ein bisschen feiern“. Ein großes Lob gab es noch für die Bischofsheimer: „Die Zuschauer sind einfach geil!“
Boris Schmitt
Auch Boris Schmitt aus Hohen-Sülzen (Rheinland-Pfalz) hat sich Verstärkung aus der Heimat mitgebracht. Seine Familie feuerte den 48-Jährigen unentwegt an, die Kinder sind seine größten Motivatoren. Und die waren bitter nötig: Schon bevor der Startschuss zur sechste Braveheart-Schlacht fiel, hatte der Familienvater mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Sein langjähriger Laufkumpel, mit dem er sich auf das Highlight vorbereitet hatte, musste wegen einer Erkältung absagen. Während dem Extremlauf ging es dann richtig zur Sache. „Die Berge waren zermürbend, es war glatt ohne Ende“, stöhnt er. Doch das war längst nicht die einzige Hürde: „Mit dem Kopf unter Wasser zu müssen war brutal, einfach Wahnsinn“. Auch das Bischofsheimer Spezial - die Schneekanonen - haben ihre Spuren hinterlassen. „Die haben dich genadelt ohne Ende“.
Ludmilla Hertle
Ludmilla Hertle gehört zu den knapp 300 Läuferinnen, die sich in die Matschgruben gewagt haben - und kam als Erste von ihnen ins Ziel. Die 32-Jährige feierte aus Bad Rappenau (Baden-Württemberg) feierte - genau wie Bischohfsheim - am Samstag ihre Braveheart-Premiere und war von der Gnadenlosigkeit des Extremlaufs überrascht: „Es war härter als ich gedacht habe“, erklärt sie. Ihr Trick, um möglichst viele Kräfte auf der Strecke zu sparen: „Ich habe versucht, möglichst kurz im Wasser zu bleiben, es wird sonst alles gleich taub“. Ihre Top-Leistung wird Ludmilla an diesem Tag nur noch im Stillen feiern. „Ich werde jetzt heiß duschen und mich danach nur noch ins Bett legen“, sagt sie lachend.
Christoph Zitzmann
Christoph Zitzmann gehört zu den Überfliegern des Braveheartbattle 2016 - im wahrsten Sinne des Wortes. Mit seinem selbst genähten Superhelden-Kostüm sticht der 47-jährige sogar aus den Bravehearts, die nun wirklich nicht zu dem optisch einfallslosesten Sportlern gehören, hervor. Die Nürnberger Lokalgröße - er führt eines der exklusivsten Autohäuser des Landes und war Teil einer Fernsehshow - bereiste bereits die halbe Welt, um an Extremläufen teilzunehmen.
Das event in Bischofsheim stellt ihn trotzdem vor Herausforderungen. „Man muss total bekloppt sein, um da mitzumachen“, lacht er. „Und man bezahlt sogar noch Geld, um so einen Scheiß zu machen, eigentlich müssten wir etwas dafür kriegen“. Missen möchte er den Braveheartbattle auf keinen Fall: „Es ist geil, einfach geil!“
Sandra Fritzsch
Bei Sandra Fritzsch aus Pobershau (Sachsen) konnte Bischofsheim mit dem Grund trumpfen, für den es eigentlich bekannt ist - ruhige, naturbelassene Landschaft und eine einzigartige Lage zwischen schneebedeckten Gipfeln. „Die Strecke ist sehr, sehr schön, vor allem die Berge“, schwärmt sie. Wenn da nur nicht noch einer der extremsten Läufe Europas wäre, der keine Zeit zum Genießen lässt…„Das eiskalte Wasser war am härtesten“, sagt die 39-Jährige um Luft ringend. „Kinder kriegen ist einfacher als da durch zu tauchen“, lacht sie. Ohne das Publikum wäre sie nicht so schnell im Ziel gewesen. „Die Zuschauer machen wirklich viel aus“, lobt Sandra.
Marian Leitlof
Wenn es nach Marian Leitlof geht, hätte Veranstalter Joachim von Hippel ruhig noch eine Schippe drauflegen können. „Ich habe es mir ein bisschen krasser vorgestellt“, erklärt der 26-Jährige aus Möllen (Nordrhein-Westfalen). Nichts desto trotz muss er zugeben: „Das war der härteste Hindernislauf, den ich je gemacht habe“. Während der Schlacht hat er das Ziel immer vor Augen. „Wenn du weißt, dass du bald ankommst, läuft man einfach weiter“. Auch die zahlreichen Zuschauer lassen den Krafttank nochmal volllaufen. „Sie sind einfach die Besten!“, strahlt Marian.
Sven Kirchhöffer
Sven Kirchhöffer und sein Bekanntenkreis sind sehr geteilter Meinung - zumindest wenn es um seine Leidenschaft geht: Extremläufe. „Die sagen, ich bin bekloppt, ich sage, man muss einfach nur gut trainiert sein“, sagt er augenzwinkernd. Sven, der aus seiner Heimatstadt Halle/ Saale (Sachen-Anhalt) angereist ist, hat mit seinen 43 Jahren schon einige Kilometer hinter sich, der Respekt vor dem Braveheartbattle ist trotzdem groß. „Es war knüppelhart, das hat mir lauftechnisch alles abverlangt“. Mit einer Portion Farbe im Gesicht konnte er sich eine Extra-Ladung Motivation abholen. „Man bekommt an der Strecke einfach mehr Applaus“.
Jens Kunze
Jens Kunze sieht aus, als wäre er direkt von einem schottischen Schlachtfeld vor hunderten von Jahren an die Startlinie des Braveheartbattles gebeamt worden. Mit seinem gewagten Kleidungsstil „Kilt sonst nichts“ ist der 50-Jährige der Liebling der Fotografen und Kamerateams - und mit der fünften Teilnahme auch ein echter Experte in Sachen Extremläufe. „Die Hindernisse waren viel komprimierter als in Münnerstadt, das Ambiente der Stadt ist sehr schön, aber die Höhenmeter machen einem zu schaffen“, erklärt er. Er freut sich für die Bischofsheimer, dass sie nun ein solches Event vor der Haustüre haben - und die Bischofsheimer freuen sich über ihn und sein Outfit. „Wenn man schon beim Braveheartbattle mitmacht, dann doch auch richtig“, sagt er lachend. Ob er auch nächstes Jahr noch einmal in den Schottenrock schlüpft, weiß Jens noch nicht. Er müsse erst einmal überlegen, ob das in seinem Alter noch funktioniere.