So manches Stoßgebet dürfte in den letzten drei Jahre beim Blick auf die schiefe Burgläurer Kirchturmspitze in Richtung Himmel gegangen sein, doch die notwendige Sanierung gestaltete sich nicht leicht. Und das lag an den gefiederten Untermietern im Turm.
Das Untergeschoss des Kirchturms stammt aus dem Jahr 1508 und gehört zu einem Kirchenbau, den Burgherr Bernhard von Steinau errichten ließ. Knapp 100 Jahre später wurde das Langhaus durch Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn aufgestellt. 1661 erfolgte die Erhöhung des Kirchturms. Und dessen Spitze geht wohl in die Geschichtsbücher als "schiefe Kirchturmspitze von Burglauer" ein.
Trägerholz der Spitze war marode
Untersuchungen vor drei Jahren hatten ergeben, dass das Trägerholz der Spitze marode und sanierungsbedürftig ist. Ein letztes Mal grüßte der goldene Gockel, der auf dem Kreuz des Gotteshauses saß. Nachdem der "Kaiserstuhl" abgebaut war, wurde alles wetterfest verpackt. Anfang 2018 wurde zum ersten Mal ein Kostenvoranschlag eingeholt. 180 000 Euro wurden damals vom Gemeinderat abgesegnet. Im Oktober 2018 lagen dann neue Zahlen auf dem Ratstisch- auf 260 000 Euro waren die veranschlagten Kosten gestiegen. Die Kosten sollen die katholische Kirchenstiftung und die Gemeinde je zur Hälfte tragen.

Mit der Baugenehmigung wurde zugleich die Denkmalschutz-rechtliche Genehmigung beantragt. Die Untere Naturschutzbehörde legte ein Veto gegen eine Sanierung im Sommer ein, denn während sich die Gläubigen im Langschiff vor dem Altar treffen, fühlen sich Dohlen im Kirchturm recht wohl. Und die stehen unter besonderem Schutz, vor allem während der Brutzeit im Frühjahr und den Monaten der Aufzucht ihres Nachwuchses. Somit können die Bau- und Sanierungsmaßnahmen nur über die oft frostigen Wintermonate erfolgen. Genehmigt wurde eine Bauzeit zwischen September und März.

Über 200 Stufen führen zur Spitze
Jetzt präsentiert sich der Turm, eingerahmt von einem riesigen Gerüst mit über 200 Stufen, im "Baumodus". Statt dem goldenen Gockel erstrahlt auf der Spitze nun ein großer Stern. Aktuell liege man im Zeitplan und im Rahmen der Kostenkalkulation, erklärt Bürgermeister Marco Heinickel. Ob der finanzielle Rahmen aber am Ende eingehalten werden kann, werde sich am Ende zeigen. "Es sieht aber gut aus", fügt das Gemeindeoberhaupt an.
Die Sanierung soll im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein - rechtzeitig vor dem Nestbau der Dohlen. In die goldene Kugel, in der Geschichtsträchtiges aufbewahrt wird, soll, bevor sie wieder angebracht wird, auch ein Mund-Nasen-Schutz kommen - als Erinnerung an das Jahr 2020, das vom Thema Corona bestimmt wurde.
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