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Bad Neustadt: Der rechte Weg zum Rhön-Klinikum Campus

Bad Neustadt

Der rechte Weg zum Rhön-Klinikum Campus

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    Laut der Beschilderung ist der Fall klar: Zum Rhön-Klinikum-Campus fährt man vorbildhaft über die NES 20 und nicht durch Herschfeld. 
    Laut der Beschilderung ist der Fall klar: Zum Rhön-Klinikum-Campus fährt man vorbildhaft über die NES 20 und nicht durch Herschfeld.  Foto: Ines Renninger

    Viele Wege führen nach Rom, mindestens zwei Autostrecken von der Bad Neustädter Innenstadt zum Rhön-Klinikum-Campus: die altbekannte Route durch Herschfeld oder die Umgehung über die Bundesstraße 279 und die neue NES 20. Von den Ortskundigen favorisiert wird nach wie vor die Ortsdurchfahrt – sehr zum Leidwesen der Anwohner.

    Wirklich überraschend ist das nicht: Der Mensch ist schließlich ein Gewohnheitstier. Und fährt gerne die Strecke, die er eh und je wählte. Wie aber den Bad Neustädter dazu bewegen, seine ausgetretenen Pfade zu verlassen? Mithilfe der Ampel-Lösung, die seit längerem für Falltor-/Königshöfer Straße diskutiert wird?

    Die Herschfeld-Route ist schneller und deutlich kürzer?

    Hätten die Verantwortlichen am Tag der offenen Campustür im Dezember ein Zeichen setzen sollen? Warum, fragte Peter Högn, Herschfelder und Bad Neustädter Stadtrat, kürzlich in einer Stadtratssitzung, fuhren die Shuttlebusse an jenem Tag nicht vorbildlich über die NES 20 zum Campus, sondern kurvten im Fünfminutentakt durchs enge Herschfeld?

    Die Frage und die sich daraus entwickelnde Diskussion um den rechten Weg, nimmt diese Redaktion zum Anlass, beide Weg-Varianten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen:

    Grafik für Online / LD - Zufahten zum Rhön-Klinikum-Campus
    Grafik für Online / LD - Zufahten zum Rhön-Klinikum-Campus Foto: Jutta Glöckner

    Ausgangspunkt zweier Testfahrten ist die Baywa-Kreuzung, Ziel die Einfahrt zum Parkhaus am Rhön-Klinikum-Campus. Gefahren wird an einem Werktag kurz nach 12 Uhr mittags. In punkto Länge und Schnelligkeit gewinnt klar die Herschfeld-Route. In nur halb so vielen Kilometern (circa 4 versus 8,3 Kilometer) erreicht die Redakteurin circa eine Minute schneller (6,24 versus 7,22 Minuten) das Medizin-Zentrum.

    Entlastung durch die neue NES 20

    Nur eine Minute Zeitersparnis? Eine Minute, die durch parkende Autos oder andere Hindernisse natürlich schnell schrumpfen könnte. Pluspunkt der Umgehungsvariante ist die größere Bequemlichkeit: kaum Verkehr, gute Straße, kein Rangieren bei Gegenverkehr. Dagegen ist das Gekurve durch Herschfeld ein holpriges Vergnügen. Nicht zu unterschätzen ist allerdings der psychologische Aspekt: Muss man doch bei der Umgehungsvariante den Bad Neustädter Ortsausgang für einen vermeintlich weiten Umweg passieren.

    Ist Herschfeld seit dem Bau der neuen NES 20 entlastet? Landrat Thomas Habermann äußerte schon bei der Einweihung der neuen Kreisstraße im Mai Zweifel. Aktuelle Zahlen zur Nutzung der neuen NES 20 liegen derzeit nicht vor, erklärt Benjamin Bühner vom Straßenbauamt des Landkreises auf Anfrage. Turnusgemäß – der Verkehr wird alle fünf Jahre erfasst – wurde 2018 zwar von der Bundesanstalt für Straßenwesen der Verkehr gezählt, die Auswertung erwartet der Landkreis allerdings erst in einigen Wochen bis Monaten.

    Das Landratsamt selbst hat zuletzt im September 2017 über einen Zeitraum von 14 Tagen sämtliche Fahrzeuge an mehreren Stellen der NES 20 erfasst. Damals zeigte sich: Die erhoffte Entlastung für Herschfeld war ausgeblieben. Der Verkehr zwischen Falltorstraße und Ortsausgang Herschfeld hatte ganz im Gegenteil im Vergleich zu 2015 leicht zugenommen (3871 statt damals 3759 Autos).

    Weshalb die Shuttlebusse durch Herschfeld fuhren

    Weshalb hat sich das Rhön-Klinikum im Vorfeld des Tags der offenen Campustür für die Herschfeld-Route der Shuttlebusse entschieden? „Mit der Anfahrt über die NES 20 hätte der Fünf-Minuten-Rhythmus nicht eingehalten werden können“, so Jochen Bocklet, Geschäftsleiter des Rhön-Klinikum-Campus. „Vor dem Hintergrund des sehr großen Interesses der Öffentlichkeit mit mehr als 15 000 Besuchern war dies auch im Nachhinein der richtige Ansatz.“

    Prinzipiell versuche das Unternehmen in Zusammenarbeit mit den Behörden, eine Anfahrt der Besucher, Patienten und Mitarbeiter über die NES 20 zu erreichen. „Hierauf ist auch die örtliche Beschilderung ausgerichtet“, so Bocklet. Auf der Internetseite des Unternehmens ist unter „Anfahrt & Parken“ der Weg von der Autobahnabfahrt über die NES 20 zum Rhön-Klinikum beschrieben. Bewusst habe man darauf verzichtet, einen Weg von der Innenstadt zum Campus zu empfehlen. Verwiesen wird auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Für die Bauphase wurden die Firmen gebeten, die NES 20, soweit fertiggestellt, für die Anfahrt zu nutzen.

    So fahren die Rettungsdienste

    Mit Rettungsdiensten oder Taxi-Unternehmen gebe es kein irgend geartetes „General Agreement“, die Route über die NES20 zu wählen, so Bocklet. „Aus unserer Sicht müssen – im Interesse der Patienten – die Rettungsdienste auf dem direkten/schnellsten Weg zur Klinik fahren, um keine Patientengefährdung zu riskieren“, so der Geschäftsführer weiter.

    Eine interne Weisung, eine Route zu bevorzugen gebe es weder beim Roten Kreuz noch bei den Maltesern, bestätigen Richard Rockenzahn, stellvertretender Rettungsdienstleiter beim Roten Kreuz, und Jürgen Jäger, Rettungsdienstleiter bei den Maltesern. Über die Route entscheide stets die Rettungsdienst-Besatzung im konkreten Fall, so Jäger. „Wenn möglich und zeitlich vertretbar fahren wir über die NES 20 an“, erklärt Rockenzahn, „die Sorgen und Nöte der Herschfelder können wir natürlich gut nachvollziehen.“ Schließlich erfahre der Rettungsdienst immer wieder, wie knapp es in Herschfeld im Begegnungsverkehr zugeht.

    Kein Einfluss auf Navi- und Ortungsdienste

    Rockenzahn stellt aber auch klar: „Im Zweifel entscheiden wir uns immer für den Patienten.“ Bei einem Herzstillstand könne die Minute lebensrettend sein. Dann werde natürlich durch Herschfeld gefahren. Notfalls könne der Rettungsdienst auch über Mühlbach/Neuhaus kommend die Schranke bedienen.

    Weniger ein Problem für Ortskundige als vielmehr für Auswärtige ist die Tatsache, dass die neue NES 20 in vielen Navis noch nicht berücksichtigt ist. Viele Karten in Autonavis seien noch auf einem alten Stand. Wie Bocklet erklärt, versuche das Rhön-Klinikum seit vielen Jahren mit Navigations- und Karten-Diensten eine Optimierung der Zielführung zu erreichen. „Leider war das bisher erfolglos.“ Somit würden die Routen nach den Datenlagen der Anbieter errechnet und den Autofahrern empfohlen.

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