"Komm rein, schön, dass Du da bist!" Diesen Willkommensgruß sieht jeder, der im Hause Völkl in Oberstreu zu Gast ist. Den 80. Geburtstag an diesem Donnerstag wird Edelbert Völkl allerdings nur mit seiner Frau Marianne feiern. Corona erlaubt es zurzeit nicht, dass die Kinder mit ihren Familien kommen. Allerdings wird das Telefon sicher des Öfteren klingeln.
Der Jubilar ist seit 1965 mit seiner Marianne, geborene Mock aus Oberstreu, verheiratet. Der Sohn und eine Tochter leben mit ihren Familien in München. Völkl wurde am 28. Januar 1941 in Horhausen (Rheinland-Pfalz) geboren. Dort wuchs er mit seiner Schwester überwiegend bei den Großeltern auf. Sein Vater war im Krieg gefallen. Nach der Volksschule lernte er Einzelhandelskaufmann. Weil Edi Völkl Soldat werden wollte, verpflichtete er sich bei der Bundeswehr auf Zeit. 1960 kam er nach Wildflecken und zwei Jahre später zur 5. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 352 nach Mellrichstadt. Dort war er bis zu seiner Verabschiedung im Dezember 1992 stationiert war.
Über 400 Soldaten ausgebildet
Unter dem damaligen Kommandeur Oberstleutnant Günther Zirpel bildete er 18 wehrpflichtige Soldaten für den Brigade-Jagdtrupp-Wettbewerb aus. Ein Erfolg, denn der damalige Oberfeldwebel Edelbert Völkl belegte mit seiner Truppe in der Einzelkämpfer-Ausbildung erste Plätze auf Brigade- und Divisions-Ebene. 1971 leitete Edi Völkl unter anderem die dreimonatigen Unteroffiziers-Grundlehrgänge und bildete insgesamt knapp 400 Soldaten aus.
Ein Kommandeurswechsel war der Grund, dass Edi Völkl, inzwischen Hauptfeldwebel, zur Versorgungs-Kompanie Castlemartin im englischen Wales abkommandiert wurde. Sechs Jahre war er dort Kompanie-Feldwebel. Seine Frau Marianne erinnert sich gern an diese Zeit, trotz der räumlichen Trennung. Denn einmal im Monat traf sich die Familie zu einem gemeinsamen Wochenende in London, und während der Schulferien kam die Familie nach Wales.
Und Oberstleutnant Dieter Hintelmann charakterisierte Stabsfeldwebel Völkl beim Abschied 1992 als einen hervorragenden Soldaten und Kameraden, der für alle, die ihn kannten, ein Vorbild war. Er sei als Mensch mutig und zugleich bescheiden, als Vorgesetzter fordernd, aber fürsorglich gewesen. Edi Völkl ist vor allem durch seine Hilfsbereitschaft bekannt. Dabei galt für ihn stets: "Nicht darüber reden, einfach anpacken."
Ein Mann für die Malteser
Mit dem Aufbau des Malteser-Kreisverbandes Mellrichstadt 1989 wurde Edi Völkl auch hier aktiv. 1990, nach dem offiziellen Ende der Revolution in Rumänien, unterstützten die hiesigen Malteser die Kameraden in Ungarn. Gemeinsam mit Karl Schneider, damals Chef der Mellrichstädter Malteser, erwarteten beide in Budapest einen Hilfsgüter-Transport von Ameri-Care. Edi Völkl begleitete den ersten von vier Hilfs-Konvois nach Rumänien, auch ein Filmteam von CNN und der Leibarzt des amerikanischen Präsidenten waren dabei.

Als 1993 der Auslandsdienst der Malteser in Köln um Unterstützung in Ostslawonien/Kroatien bat, war Völkl sofort dabei. "Eine damals gefährliche Aufgabe, da in Vinkovci, unserem Einsatzgebiet, die Frontlinie verlief", sagt er. Hier wurde ein Flüchtlingsdorf mit 250 Häusern für 2500 Vertriebene, meist ungarnstämmige Kroaten aus der Region Ostslawonien errichtet. Seine Aufgabe war, die sozialen Belange im zukünftigen Dorf "Blace" zu regeln. Dabei nutzte er seine Kontakte zu den Maltesern Mellrichstadt, um zwei Tonnen Hilfsgüter für die Flüchtlinge zu besorgen.
Viele Hilfstransporte organisiert
Ein Tiefschlag war eine Krebserkrankung, die ein Arzt in Pecs in Ungarn, feststellte. Eigentlich sollte er sofort nach Deutschland zurück, aber noch waren die Ambulanz, der Kindergarten und die Kapelle im Einsatzgebiet nicht fertig. "Ich habe zum Herrgott gesagt: Lass mich das erst noch fertigstellen, und er hat es getan." In Schweinfurt fand die Operation statt, die gut verlief. Zwei Jahre später war Edi Völkl in Zagreb, um Lebensmittel der UN und der EU an serbische, bosnische und kroatische Hilfsorganisationen zu verteilen. Von 1995 bis 2013 organisierte er den Auslandsdienst der Malteser Mellrichstadt mit jährlich bis zu 20 Hilfstransporten nach Ungarn, Kroatien und Bosnien.
Für sein enormes Engagement wurde der Oberstreuer in den ungarischen christlichen Ritterorden Ordo Ladislaus Sancti aufgenommen. Zudem ist er Ehrenritter des Ordo Militaris Teutonicus. In München hatte ihn der ungarische Botschafter mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn ausgezeichnet.
Nun genießt Edelbert Völkl den Ruhestand mit seiner Ehefrau Marianne. Das Imkern, das Veredeln von Obstsorten oder eine gemütliche Lesestunde in seiner Gartenlaube prägen seine Freizeit. Gerne geht er auch mit seiner Marianne auf Reisen, wenn es Corona wieder zulässt.
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