Ob uns nach dem nass-kalt grauen Schmuddelwetter der letzten Tage nun im Januar Frau Holle ordentlich mit Frost und Flockenwirbel beglückt? Der Monat erhielt seinen Namen von den alten Römern. Entlehnt ist er dem lateinischen "(mensis) ianuarius", was so viel wie "Türöffner" oder "Pförtner" bedeutet. Unsere Vorfahren bezeichneten den gewöhnlich kältesten Monat des Jahres als "Hartung" - abgeleitet vom althochdeutschen Wort "hartimanot" mit "hart" im Sinne von "kalt" bzw. "gefroren". Weitere einstige Bezeichnungen für den ersten Jahresmonat waren auch "Winter-", "Schnee-" oder "Eismond".
"Rauhnächte" und länger werdende Tage
Seit dem 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende und des kalendarischen Winteranfangs, wird es nun täglich ein bisschen heller: "Die Tage werden länger: Weihnacht um einen Mückenschritt, Neujahr um einen Hahnentritt, Dreikönig (6. Januar) um einen Hirschensprung, Lichtmeß (2. Februar) um eine ganze Stund'.“ Die Altvorderen maßen in ihrem Brauchtum den Tagen und Nächten um den Jahreswechsel eine besondere Bedeutung zu.
Seit alters her "Zeit zwischen den Jahren" genannt, galten und gelten noch immer diese Tage auch der Besinn- und Nachdenklichkeit, des Rück- und des Vorausblickens. Und in so genannten "Rauhnächten", die in der Nacht nach dem Heiligen Abend begannen und in der Nacht vor dem Dreikönigstag endeten, ginge nach altem Volksglauben das im Nachtschlaf Geträumte angeblich in Erfüllung. In dieser besonderen Zeit sollte jedoch keine Wäsche gewaschen und zum Trocknen aufgehängt, das Essen von Hülsenfrüchten vermieden, Nähen und Spinnen, Stall ausmisten oder Kehricht zusammenfegen unterlassen werden. Die Bezeichnung "Rauhnächte" rührte daher, dass in dieser noch dunklen und einst vielen Menschen nicht ganz geheuren Zeit Wohnungen und Ställe mit Kräutern und Weihrauch (aus-)geräuchert wurden, um böse Geister und Dämonen zu vertreiben, undsegenbringende willkommen zu heißen. "Räucher-", "Rauch-" oder eben "Rauhnächte" also. "Raues" Wetter war nicht gemeint.
Kalt, aber sonnig
Unsere bäuerlichen Vorfahren schätzten einen Januar, der zwar kalt, aber sonnig daherkommt. Ihre "Bauernregeln" beruhen auf über Jahrhunderte hinweg gemachte und von Generation zu Generation weitergegebene Wetter- und Naturbeobachtungen. Demnach galt das Wetter im ersten Jahresmonat auch als Omen für das kommende Frühjahr und den Sommer: "Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte gut soll sacken", "Klirrt der Frost im Januar, gibt's ein gutes Erntejahr" bzw. "Knarrt im Januar Eis und Schnee, gibt's zur Ernte viel Korn und Klee". Jedoch: "Ist der Januar gelind, Lenz und Sommer stürmisch sind" sowie "Wenn's im Januar viel Regen gibt, oft um Ostern Schnee noch stiebt." Zu den jahrhundertealten Witterungserfahrungen gehört auch: "Kommt der Frost im Januar nicht, zeigt im Lenz er sein Gesicht". "Auf trockenen, kalten Januar folgt viel Schnee im Februar" und "Ist der Januar hell und weiß, kommt ein Frühling ohne Eis, wird der Sommer sicher heiß", aber: "Ist der Januar feucht und lau, wird das Frühjahr trocken und rauh" sowie "Wirft der Maulwurf seine Hügel auf im Januar, dauert der Winter bis Mai sogar" und "Wenn bis Dreikönig kein Winter ist, kommt keiner."
Lostage sollen Auskunft über das Wetter geben
Unter besonderer Beobachtung stand früher das Witterungsgeschehen an den so genannten Lostagen. Das waren vor allem bestimmte Namenstage von katholischen Kirchenheiligen, an denen das "Los", also das künftige Wetterschicksal, bestimmt würde. Für den 1. Januar zum Beispiel meinten die mittelalterlichen Wetterpropheten und Kalendermacher: "Ist's die Neujahrsnacht still und klar, deutet's auf ein gutes Jahr"; jedoch: "Morgenrot am ersten Januartag viel Unwetter bringt und große Plag'." Die Bauernregel für den 6. Januar heißt: "Ist Heiligdreikönig sonnig und still, der Winter vor Ostern nicht weichen will."
Für den 15. Januar, dem Tag des Heiligen Paulus, solle gelten: "Sankt Paulus kalt mit Sonnenschein, wird das Jahr wohl fruchtbar sein" bzw. "Ist der Paulustag gelinde, folgen im Frühjahr rauhe Winde." Nicht uninteressant erscheint auch die Aussage für den 17. Januar, den Sankt-Antonius-Tag: „Wenn zu Antoni die Luft ist klar, gibt's ein trockenes Jahr". Der 20. Januar, der Tag der Heiligen Fabian und Sebastian, war für die Witterungsprognose mit Blick auf das kommende Frühjahr bedeutsam, sagte man doch: "An Fabian und Sebastian fängt der Saft zu steigen an". Und für den 25. Januar, den Tag Pauli Bekehrung, hieß es: "Pauli Bekehr, der halbe Winter hin, der halbe her", "Ist zu Pauli Bekehr das Wetter schön, wird man ein gutes Frühjahr seh'n" sowie "Ist Pauli Bekehrung hell und klar, so hofft man auf ein gutes Jahr". Für den 31. Januar, dem Tag des Heiligen Vigilius, lautete die Bauernregel: "Friert es auf Vigilius, im Märzen Kälte kommen muss."
Prognosen des Hundertjährigen Kalenders
Schenkt man den Vorhersagen des Hundertjährigen Kalenders Glauben, soll es ja vom 1. bis 11. Januar kalt sein, es vom 12. bis 18. Januar trübe und recht milde Witterung geben, es vom 19. bis 23. Januar sonnig und kalt sein und dann vom 24. Januar an bis zum Monatsende recht regnerisch werden.
Also, schauen wir einmal, welche Trefferquote die alten Wetterprognosen dieses Mal haben werden. Schließlich gilt es ja dabei ja außerdem noch die Wirkungen der aktuell sich vollziehenden Erderwärmung, also des menschengemachten Klimawandels mit all seinen Wetterextremen und -kapriolen mit einzukalkulieren. Und wenn auch die jahrhundertealten Bauernregeln die Leistungen der modernen Meteorologie nicht ersetzen können, sollten sie doch immer einmal wieder in das Bewusstsein jüngerer Menschen gehoben werden. Geht doch in der Hektik unserer schnelllebigen Zeit das Gespür für die Vorgänge in der Natur und die Fähigkeit der Beobachtung solcher Vorgänge zunehmend verloren.
Einen guten Start in das Jahr 2021 - und lassen wir uns doch einfach vom Januarwetter 2021 überraschen. Am Monatsende werden wir ja wieder schlauer sein.
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