(hf) In der Rathaushalle von Ostheim stellt an diesem Samstag Ulrich Genßler, ein gebürtiger Ostheimer und Verfechter der Ostheimer Mundart, sein Lexikon zur Ostheimer Mundart vor. Er löst damit ein Versprechen ein, das er gegeben hatte, als im Jahr 2005 der Kulturpreis an ihn verliehen wurde.
Ulrich Genßler aus Rimpar bei Würzburg ist gebürtiger Ostheimer. Die Verbindung zu seiner Heimatstadt hat er nie verloren, ebenso wenig seinen Uestemer Dialekt. Das hat er schon bei vielen Vorträgen und Mundartabenden gezeigt. Der Realschullehrer an der Mädchenschule der Franziskanerinnen in Volkach hat schon in seiner Jugendzeit begonnen, Mundart zu sammeln – Ausdrücke, die er von Eltern und Großeltern hörte. 7500 Wörter sind es mittlerweile, die nun in einem drei Bände umfassenden Lexikon herauskommen. Dieses Lexikon wird nun beim Schaidmart, um 13.30 Uhr im Rathaus, vorgestellt. 26 Jahre Arbeit stecken in dem Werk, sagt der Autor, der damit auch einen Schlussstrich unter seine Sammlung ziehen will.
Ulrich Genßler hat in seinem Lexikon Wörter verarbeitet, die es längst nicht mehr gibt. Dazu gehört das Wort Dotenürle, übersetzt heißt das „ein kleines bisschen“. Laut Genßler kommt das Wort eigentlich aus dem Französischen und bedeutet soviel wie „Handgeld“. Die Worte hat Genßler nicht einfach niedergeschrieben, er verwendet sie im Kontext und bildet auch Ableitungen. Er hat aber auch Redensarten in petto. Ein Beispiel: „Im Pfaffeärmel und Schulmesters Därmel konn man nie genung nei gesteck.“
Ulrich Genßler ist, was die Mundart betrifft, kein unbeschriebenes Blatt. Er moderiert, hat Gedichtbände und Weihnachtsbücher geschrieben und nun bringt er das Lexikon heraus. Aber der Ostheimer kann nicht nur die Mundart – „ich konn ach Uestemer geschwatz“ –, sondern natürlich hochdeutsch sowie englisch und französisch. Für Ulrich Genßler ist es wichtig, dass heute schon teils unbekannte Worte zumindest schriftlich festgehalten sind. Er verweist aber auch auf zahlreiche „alteingesessene Ostheimer, die als bodenständige Gewährspersonen denn Dialekt noch unverfälscht sprechen und seine Fragen beantworten konnten. Es gibt nämlich Unterschiede hinsichtlich der Aussprache und Bedeutung einiger Ausdrücke.
„Unsere Mundart ist eine sehr lebendige Sprache, die sich mit der Zeit und den Menschen ständig wandelt“, erklärt der Autor. Ulrich Genßler erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit in seinem Lexikon. Er verweist darauf, dass die Dialekte schon von dem einen zum anderen Ort ganz verschieden sein können. Für die Rhöner ist die Mundart aber ein Stück lieb gewordene Heimat. „Die Mundart soll man deshalb pflegen und nicht wegwerfen“, sagt er.
Mit dem neuen Lexikon hofft Ulrich Genßler mit dazu beizutragen, ein Stück Rhöner Mundart zu erhalten und als Erbe an die Nachkommen weiterzugeben. Wichtig ist es ihm, der Mundart einen gebührenden Stellenwert einzuräumen und die Verbundenheit der „Uestemer“ mit der Rhöner Heimat zu stärken.
Eines ist bereits sicher: Wer in dem Lexikon von Ulrich Genßler schmökert, der hat viele Aha-Erlebnisse und noch dazu viel Spaß. Ganz sicher ist sich der Autor auch, dass so manch einer beim Lesen und Nachschlagen bei etlichen Wörtern um ein erstauntes Schmunzeln und Grinsen nicht herumkommt. Seine Empfehlung: „Schwatz groadnaus, bi der de Schnoabel gewoasse es!“
Die drei Bände kosten übrigens 69,90 Euro und sind bei Ulrich Genßler sowie bei der Stadt Ostheim erhältlich.