Am vierten Adventssonntag war für den TSV Bad Königshofen nach dem Heimspiel gegen den deutschen Meister 1. FC Saarbrücken TT Halbzeit der Saison 2020/21. Gelegenheit für einen Rückblick auf die erste Hälfte seiner vierten Tischtennis-Bundesliga-Saison, die Ende März begann. Da war die vergangene Runde soeben vor dem letzten Spieltag, 22. März, abgebrochen worden. Mizuki Oikawa flog nach Japan, bekam ein paar Tage später seine Pandemie-bedingte Bitte um Vertragsauflösung erfüllt und das Basteln an der neuen Saison begann.
So viel war klar: Für den gleichen Preis war gleich guter Ersatz nicht zu bekommen. Die Entscheidung fiel auf den Franzosen Abel-Kader Salifou, womit für den TSV-Manager Andy Albert klar war: "Vermutlich sind wir etwas billiger, dafür etwas schwächer geworden." Was Stand jetzt nach vier Siegen in Serie deutlich widerlegt wurde vom Quartett Steger/Ort/Zeljko/Salifou.
Vor einem Jahr stand man nach elf Spieltagen mit 10:12 Punkten auf Platz 7. Heute sind es 12:10 Punkte und Platz 6, punktgleich mit dem Fünften. Andy Albert hatte seine Zielvorgabe für diese Runde unter den damals nicht absehbaren Corona-Bedingungen noch differenzierter verfasst: "Wir müssen sehen, dass wir gesundheitlich, wirtschaftlich und sportlich unbeschadet durchkommen." Kurz bevor es losging, am 2. September, kam die Nachricht von der Corona-Infizierung eines TSV-Spielers in seiner Trainingsgruppe in Saarbrücken.
Filip Zeljko haut nichts um
Es folgten zwei Ausfälle von Kilian Ort. Und selbst „Mister zuverlässig“ Bastian Steger wurde zum sechsten Spieltag nicht mehr rechtzeitig fit. Doch erneut besiegte man das eigene Handicap und den Gegner Grünwettersbach mit 3:1. Gesundheitlich ungeschoren kam nur der als Ersatzmann angedachte Filip Zeljko durch. Mit ihm ist zugleich einer der Gründe genannt, weshalb es auch ohne Mizuki Oikawa bisher so gut weiter ging. Albert hatte es ja angekündigt, als er ihn für seine sechste Saison beim TSV verpflichtete. "Er hat mächtig an sich gearbeitet und wird uns noch viel Freude machen.“ Ganz schön gewagt bei einem Sportler, den das Bad Königshöfer Publikum trotz tief negativer Bilanzen besonders ins Herz geschlossen hat. Aber Filip haute nichts um. Von seinen neun Einzeln gewann er fünf, von den drei Doppeln zwei und er war in eins bis zwei Spielen der gefühlte Matchwinner. Der andere Grund, weshalb man den Abgang von Oikawa kompensieren konnte, war die Formsteigerung von Kilian Ort, der von seinen neun Einzeln sechs gewann.
Ausnahmestellung im Landkreis
Wie kam der TSV bisher wirtschaftlich durch? Dort ist man trotz der dunkelroten Zahlen auf der Einnahmen-Seite froh darum, dass man als einziger Verein im Landkreis überhaupt Sport treiben darf. Es kann nur spekuliert werden, was aus der Mannschaft, den Spielern und dem Bundesliga-Standort Bad Königshofen überhaupt würde, wenn die ganze Saison ausgefallen wäre. Die Geschäftsführer der aus dem TSV ausgegliederten Bundesliga-Tischtennis-GmbH, Andy Albert und Udo Braungart, konnten mit Hilfe der Sponsoren einen Etat zusammenzustellen, mit dem man im Normalfall ohne Zuschauer-Einnahmen über die Runden kommen wird. Auch die Spieler selber verzichteten von sich aus auf einen Teil ihres Gehalts. Was nicht ins Budget mit einberechnet werden konnte, sind die Einnahmen von rund 7000 Zuschauern sowie der Umsätze bei elf Heimspielen. Von den Inhabern der bereits verkauften Saisonkarten haben, so Udo Braungart, mehrere schon signalisiert, auf eine Rückerstattung zu verzichten.
Volltreffer per Freistoß
Was anfangs von manchem als Eigentor gesehen wurde, der Internet-Livestream, der Zuschauer koste, hat sich in der Corona-Zeit langfristig wohl als Volltreffer per Freistoß erwiesen. Dass außer den Sponsoren auch die Regional-Presse, -Rundfunk und -Fernsehen dem Tischtennissport die Treue halten bzw. ihn sogar noch mehr in den Blickpunkt rücken, „motiviert uns“, so Udo Braungart, „diese Mehrarbeit mit all den Hygienemaßnahmen zu leisten und die Zuschauer – hoffentlich bald – wieder in die Halle zu kommen.“
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