Deutschlandweit werden im Jahresdurchschnitt rund 29 Millionen Tonnen Müll verbrannt. Die jährlich etwa 14 000 bis 15 000 Tonnen aus Rhön-Grabfeld werden seit 1994 im Gemeinschaftskraftwerk (GKS) im Schweinfurter Hafen verfeuert. Jedenfalls bis Mitte 2019 war das so. Seit dem 1. Juli wird Müll aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld aber nicht mehr nur zur Verbrennung nach Schweinfurt in das GKS gefahren. Ein Teil landet seitdem auch in Sachsen-Anhalt, in der Müllverbrennung in Leuna.
Gerald Roßhirt, Leiter des Bereichs kommunale Abfallwirtschaft am Landratsamt in Bad Neustadt, erklärt warum. In Schweinfurt reiche die Kapazität einfach nicht mehr aus, um den Müll der zehn kommunalen Teilhaber am GKS thermisch zu verwerten - so heißt das im Fachjargon. Einer dieser kommunalen GKS-Teilhaber ist der Landkreis Rhön-Grabfeld.
Immer mehr Müll
Derzeit gibt es allgemein einen Trend zu größeren Müllmengen, erklärt Roßhirt. Dabei spielt der Haushaltsmüll aber offensichtlich keine so große Rolle. Seit Jahren sei dessen Menge im Landkreis stabil. Wie der Chef der Abfallwirtschaft aber schon in der Sitzung des Kreis-Umweltausschusses berichtete, ist jedoch beim Sperrmüll und beim Gewerbemüll ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.
Beim Sperrmüll allein war es in Rhön-Grabfeld von 2013 bis 2017 eine Zunahme um zehn Prozent. Und auch Gewerbemüll aus den Unternehmen nehme zu. Auch der müsse nach brennbaren Stoffen sortiert werden. Außerdem wird in Rhön-Grabfeld nur Gewerbemüll akzeptiert, der von Unternehmen aus dem Landkreis stammt.
Müll des GKS
Rein rechtlich ist das alles Müll des GKS, wie Roßhirt erläutert. Er sitzt für den Landkreis Rhön-Grabfeld in der Gesellschafterversammlung des Gemeinschaftskraftwerks. Das GKS muss also dafür sorgen, dass die überschüssigen Mengen entsorgt werden, nicht der Landkreis. Von Bad Neustadt aus gehen immerhin rund 20 000 Tonnen Müll nach Leuna in die Verbrennungsanlage. Die gehört dem Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie. Diese 20 000 Tonnen stammen allerdings nicht komplett aus Rhön-Grabfeld. Nur etwa die Hälfte davon kommt aus dem Landkreis. Der Rest komme aus den Landkreisen Haßberge und Bad Kissingen. Es sei nur logistisch einfacher, vom Sammelpunkt Rhön-Grabfeld aus nach Leuna zu fahren, erklärt Roßhirt.
Zusätzliche Kapazitäten für die Müllverbrennung zu finden ist gar nicht so einfach, erklärt der Chef der Kreis-Abfallwirtschaft. Die seien deutschlandweit ziemlich ausgeschöpft. Im nahe gelegenen Würzburg, so Roßhirt weiter, ist derzeit sogar eine Verbrennungslinie mit einer Jahreskapazität von 60 000 Tonnen wegen nötiger Arbeiten außer Betrieb. Dass jetzt Müll aus Rhön-Grabfeld nach Leuna gefahren werden könne, sei den guten Beziehungen der Verantwortlichen des GKS mit denen in Leuna zu verdanken.
Erst einmal für zwei Jahre
Zunächst sind die Müll-Lieferungen nach Leuna auf zwei Jahre begrenzt. Man hofft, dass sich die Lage bis dahin beruhigt hat und wieder der komplette Müll aus Rhön-Grabfeld nach Schweinfurt gefahren werden kann. Im Moment sehe es wieder eher nach einer Entspannung der Situation aus. Eines habe Roßhirt in seiner Zeit in der Gesellschafterversammlung des GKS gelernt: Bei der Müllentsorgung kann sich Vieles ziemlich schnell ändern. Vor zehn Jahren zum Beispiel sei alles ganz anders gewesen: Es gab so wenig Müll, der im GKS angeliefert wurde, dass man sich Sorgen um die Auslastung machen musste.
Auch wenn der Müllanfall derzeit höher ist, müssen sich die Bürger keine Sorgen machen, dass es wegen der zusätzlichen Verbrennung in Leuna zur Erhöhung der Müllgebühren kommt. Roßhirt beruhigt: "Die sind auf zwei Jahre festgeschrieben". Das bedeutet: bis Ende 2020 müssen die Rhön-Grabfelder auf jeden Fall nicht mehr für die Müllentsorgung zahlen.
Wem das GKS gehörtRhön-Grabfeld ist Gründungsmitglied der 1987 ins Leben gerufenen Gesellschaft zum Betrieb des GKS und hält 6,25 Prozent der Anteile. Das GKS besteht aus einem Kohlekraftwerk (seit 1990), einer Mühlverbrennungsanlage (seit 1994) und einem Spitzenlastkraftwerk. Erzeugt werden Strom und Fernwärme für das Stadtgebiet von Schweinfurt. Neben Rhön-Grabfeld sind weitere neun kommunale Körperschaften und drei Schweinfurter Großunternehmen Teilhaber am GKS. Mit unter 100 Euro pro Tonne entsorgtem Müll gehört das GKS zu den günstigsten Müllverbrennungsanlagen in Bayern.