"Damit haben wir wieder einen Teil dieses bedeutsamen Fundes hier in Kaltensundheim", sagte Dr. Gottfried Böhme bei der Präsentation der riesigen Fundstücke. Karl-Friedrich Abe, Leiter der thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, hatte nach langen Bemühungen die Abdrücke der gigantischen Knochen erhalten und um sie herum eine ganze Ausstellung zu den ausgestorbenen Tieren organisiert.
Das Prunkstück der Ausstellung ist ein gut 1,30 Meter langer Mastodon-Oberschenkel-Abdruck, der den Besuchern ein gutes Bild davon vermittelt, wie groß die Tiere waren, die vor fast drei Millionen Jahren durch die Rhön wanderten. Außerdem ist ein Unterkiefer mit riesigen Stoßzähnen zu sehen.
Darüber hinaus sind auch ein Unterschenkel und ein fünf Meter breites Panorama-Bild ausgestellt, dass die Flora und Fauna der Rhön vor Millionen von Jahren zeigt. Besonders interessant ist ein nach geologischen Daten gefrästes Modell der Region, das sich auseinander schieben lässt und einen Einblick in die Erdschichten der Region ermöglicht. Die Ausstellung in Kaltensundheim soll daher nach und nach um weitere Abdrücke erweitert werden.
Bei Rohrverlegungsarbeiten waren Arbeiter im Dezember 1957 in nur 70 Zentimeter Tiefe auf die ersten Zähne vorzeitlicher Tiere gestoßen. Zuerst gingen die Experten davon aus, dass die Beißer eiszeitlichen Elefanten gehören würden, doch schon bald sollte sich herausstellen, dass die Fundstelle eine Sensation für die Wirbeltierpaläontologie ist.
Das bis dahin weltweit vollständigste Skelett eines Mastodonten der Art "Mammut borsoni" konnte bei den Ausgrabungsarbeiten 1958 geborgen werden. Außerdem fanden sich bis in einer Tiefe von zwei Metern das komplette Skelett eines Hirsches, Reste von Fischen, Amphibien und einer ausgestorbenen Hasenart. Bekannte Wissenschaftler eilten zur Fundstelle, um bei der einmaligen Fundbergung dabei zu sein.
Die Mastodonten sind nahe Verwandte der Elefanten, unterscheiden sich aber von diesen durch ihren primitiveren Schädel- und Zahnbau. Zusätzlich zu den oberen Stoßzähnen besaßen die meisten Arten bis auf wenige Ausnahmen noch zwei kleine Stoßzähne im Unterkiefer. Zu einer damals geplanten Aufstellung des gesamten Skeletts ist es allerdings nie gekommen.
Die Funde von 1958 und 1963 konnten bei einer erneuten Grabung zwischen 1976 und 1978 sogar noch übertroffen werden. Damals fand sich ein zweites fast vollständiges Skelett eines erwachsenen Mastodonten.
Damit hat allein die Fundstelle Kaltensundheim innerhalb der letzten 40 Jahre die bisher weltweit besten Fossilnachweise der oberpliozänen Mastodon-Art "Mammut borsoni" geliefert.
Durch Ausspülungen entstand vor gut 2,6 bis 2,8 Millionen Jahren ein tiefer Erdfalltrichter mit steilen Ufern, der sich schnell mit Wasser füllte und als Wasserstelle diente. Die Tiere, die sich zu weit in das Gewässer vorwagten, sind aller Wahrscheinlichkeit abgerutscht und ertranken in dem tiefen See, der einen Durchmesser von 120 Metern hatte.
Durch ausreichende Kalkzufuhr aus den umgebenden Gesteinen überstanden die Skelette der Tiere die Zeit bis zu ihrer Entdeckung. Das originale Skelettmaterial ist heute im Museum Schloss Bertholdsburg in Schleusingen zu sehen oder wird in Weimar aufbewahrt.
Im Blickpunkt
Die Ausstellung
Das Museum in Kaltensundheim ist
lediglich donnerstags von 14 bis 16
Uhr geöffnet. Weitere Termine
gibt es nach Absprache unter
Tel. (03 69 46) 2 07 96 geöffnet.