Sie sind liebevoll, nervenstark und erledigen ohne Mühe mehrere Dinge gleichzeitig. Sie erklären gerne alles Wichtige oder auch weniger Wichtige vom Einmaleins bis zur Funktionsweise einer Kläranlage, während Sie sich gleichzeitig für die Arbeit fertig machen. Entspannung brauchen sie nicht allzu oft. Und wenn, dann stört es Sie nicht, wenn im Hintergrund mehrere Kinderstimmen miteinander streiten oder lautstark "Papa" oder "Mama" rufen.
So könnten die Anforderungen in einer Stellenanzeige lauten, die auf die Tätigkeit passt, die für Eltern auch in Rhön-Grabfeld derzeit Alltag ist. Denn Schulen und Kindergärten bleiben noch bis mindestens Ende Januar geschlossen, wurde jüngst von der Bayerischen Staatsregierung verkündet. Drei Familien-Mütter haben dieser Redaktion erzählt, wie sie ihre derzeitige Mehrfachrolle meistern.
Der achtjährige Luca braucht Hilfe bei seinen Hausaufgaben. Levi (5) möchte auch dabei sein und direkt daneben malen, gleichzeitig verlangt Jonah (er wird im Juni zwei Jahre alt) nach Essen. Solche und ähnliche Szenen kennt Natascha Holz in diesen Zeiten zur Genüge. "Die Situation momentan ist sehr fordernd für Eltern, da man gleichzeitig Lehrerin, Mutter, Erzieherin und Hausfrau sein muss", schildert die dreifache Mutter, die mit ihren drei Söhnen und Ehemann Manuel in Hohenroth lebt.
Hinzukommt, dass Manuel Holz in 12-Stunden-Schichten arbeitet. Natascha Holz befindet sich derzeit noch in Elternzeit, arbeitet aber bereits wieder sechs bis sieben Tage im Monat in ihrem Beruf als Krankenschwester. Da beide Elternteile Schicht arbeiten, nütze ihnen auch die Notbetreuung wenig, da Arbeitsbeginn und -ende oft sehr früh am Morgen oder sehr spät am Abend seien. Nataschas Eltern springen bei Bedarf ein und betreuen die Kinder. Normalerweise besucht Luca die 3. Klasse der Grundschule, Levi geht in den Kindergarten. Jonah wird daheim betreut. Doch normal ist in Zeiten des Corona-Lockdowns wenig - Schulen und Kindergärten sind geschlossen.
"Luca den Stoff zu vermitteln, klappt gut, er macht fleißig mit - aber ich bin eben keine Lehrerin. Und man merkt einfach, dass den Kindern die sozialen Kontakte fehlen." Was Natascha Holz am meisten Sorgen bereitet, ist die Bildung der Kinder und deren berufliche Zukunft. "Was ist, wenn es ein Kind vielleicht auf eine höhere Schule geschafft hätte, dies nun aufgrund der Lücken durch die Schulschließungen aber nicht geht?", fragt sie sich. Ihr wäre Präsenz- oder zumindest Wechselunterricht lieber gewesen. Dennoch gewinnt sie der ganzen Situation auch Positives ab. "Der Alltag wird entschleunigt und man hat mehr Zeit für die Familie. Zeit, die wir sehr genießen und intensiv nutzen können."
Familie Sauer genießt die Zeit mit ihren Kindern
Dass die Kindergärten momentan geschlossen sind, stellt Franziska Sauer aus Fladungen, Redakteurin in Elternzeit, ebenfalls vor Herausforderungen. So kann ihr dreijähriger Sohn Severin derzeit nicht die Kita besuchen und wird zusammen mit seinem Bruder Henning (1) daheim betreut. Doch die Familie versucht, das Beste aus der Situation zu machen und den Blick nach vorne zu richten.

"Auch wenn die Tage momentan oft zäh, lang und dunkel sind. Und die Vorstellung, dass es bis in den Frühling so weitergeht, mir nicht sonderlich gefällt. So habe ich doch das Wichtigste jeden Tag um mich: meine Kinder. Mit denen ich, egal wie anstrengend die Tage sind, am liebsten zusammen bin. Wir genießen die Zeit und ich bin dankbar dafür, dass wir alle gesund sind. Denn ich weiß, dass es viele gibt, denen es nicht so gut geht. Die um ihre Existenz bangen, um Angehörige trauern, die komplett alleine sind in dieser Zeit. Insofern fällt es mir leicht, unseren Alltag durchzustehen. In der Hoffnung, dass bald wieder ein Stück 'Normalität' möglich sein wird", sagt Franziska Sauer.
Große Unterschiede beim Homeschooling
Janine Werner aus Eyershausen hat drei Schulkinder zuhause. Elisa (6) besucht die 1. Klasse der Irena-Sendler-Schule in Großbardorf, Silas (10) die fünfte Klasse der Bad Königshöfer Mittelschule und Lara (15) die 10. Klasse der Dr.-Karl-Grünewald-Realschule Bad Königshofen. Janine Werner ist freiberufliche Fotografin und beobachtet große Unterschiede beim Heimunterricht ihrer drei Kinder.
"Es läuft sehr unterschiedlich. Die Kleine bekommt teilweise mehrere Hausaufgaben an einem Tag, die wir uns dann einteilen und sie macht gut und gerne mit. Unser Mittlerer hat erst seit kurzem eine neue Lehrerin, das muss sich erst finden. Teilweise ist er aber überfordert damit, sich den Stoff selbst beizubringen", erklärt Janine Werner. Ihre älteste Tochter sei schon sehr selbständig, der Kontakt zur Schule sei gut und der Austausch per E-Mail funktioniere meist problemlos.
Den Kindern fehlt die gewohnte Struktur
Untereinander würden sich die beiden Töchter und der Sohn mitunter auf die Nerven gehen - bei drei Kindern in diesem Alter bleibe dies nicht aus. "Außerdem vermissen sie ihre Mitschüler, meine Jüngste auch ihre Lehrerin", sagt sie. "Insgesamt fehlt oft die Struktur, die die Kinder aus der Schule gewohnt sind. Es ist nicht leicht, die Kinder immer wieder zu motivieren, oft ist einfach alles zu viel", fügt sie hinzu.
Die Frage, ob sie mit Blick auf die aktuelle Zeit lieber Wechsel- oder normalen Präsenzunterricht statt des Distanzlernens hätte, möchte Janine Werner nicht pauschal beantworten. "Das ist schwer zu sagen. Ich habe großen Respekt vor Corona, will mich und die Kinder keiner Gefahr aussetzen. Ich nehme es wie es kommt, mache das Beste aus der Situation und richte mich jeweils nach dem, was die Regierung beschließt."
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