In Stockheim sind sich die offizielle Seite, die ihren Segen geben muss, und die, die eine Jugendeinrichtung nutzen will, einig: Die Organisation ist unverzichtbar. So äußerten sich der 18-jährige Volker Bauer, erster Vorstand des Stockheimer Jugendhauses, und Bürgermeisterin Burgunde Bahr.
"Eingehalten werden müssen meine Regeln, da bin ich streng", so Bahr. Doch wie schauen Anweisungen aus, wenn Jugendliche unter sich sind? Und: Werden diese dann auch befolgt? Es gibt es in ihrem Häuschen an der Streu einen festen Putzplan. Und ganz viel Wert legt Bahr auf rücksichtsvollen Umgang mit den Nachbarn: Ihre knatternden Mopeds schieben die 16- bis Mitte 20-jährigen von den anliegenden Häusern weg zur Hauptstraße, wenn's mal wieder spät war. Feiern sind okay, aber alles muss einen gewissen Rahmen haben, merkt Bahr an. Und Rauchen ist ein Tabu.
Die Geschichte hin zum eigenen Treff ist schnell erzählt: 1996 kamen einige Teenager aus dem Dorf auf Bahr zu mit ihrem Anliegen, was Eigenes für ihre Verabredungen zu haben. Schnell war den Gemeinderäten klar, dass das ehemalige Kühlhaus der Raiffeisen dafür bestens geeignet sei. Nun gibt es einen großen Raum mit vielen Sofas und einer Küche. Die hält natürlich so aufwendigen Spezialitäten wie Pizza locker stand.
Genutzt wird das Haus zum Karten spielen, Fernsehen und natürlich, um sich über den Verlauf des Abends klar zu werden. "Da machen wir schon mal zwei Autos voll und gehen Eis essen oder ins Kino" , berichtet Volker. Bahr ist zufrieden, bei Ärger wäre sie aber in jedem Fall konsequent, denn sie engagiere sich gern, "aber meine Vorgaben müssen schon eingehalten werden".
Pittorf weiß, was abgeht
Willmars hat seinen Jugendtreff im Erdgeschoss des Rathauses. Von gegenüber kann an den Abenden, wenn die Dorfjugend dort zusammen sitzt, Bürgermeister Wolf Pittorf ein Auge auf sie werfen : "Ich weiß, was da abgeht, und die wissen das auch". An sich sei er zufrieden mit der Situation, zwar ändere sich die Besetzung immer wieder, aber größere Vorkommnisse könne er keine nennen. Völkershausen und Filke haben nicht sehr viele Jugendliche und die einzelnen Teenager kämen auch mal nach Willmars zu den Anderen, klärt Pittorf über die Lage in den Nachbardörfern auf.
In Hendungen pflegen die Jugendlichen seit Jahren gleich drei private Buden. Diese Tradition kennt sogar noch Bürgermeister Martin Balling, und er fand das in seiner Jugendzeit schön. Die Johnny Miller Bar - der Name ist Programm - ist den älteren Jugendlichen, also eher den Twens, vorbehalten. Dann gibt es für die echten Teenies noch die Hendunger Hütte. Beide Treffs sind in Bauwagen auf privatem Grund untergebracht.
Hinter der Bude versteckt sich ein von den Besitzern ungenutztes Gartenhäuschen, das einigen Dorfjugendlichen offensteht. Dort läuft allabendlich das Gleiche, wie in den anderen Gemeinden auch: Reden, Karten spielen oder gemeinsam auf Tour gehen.
In Rappershausen hat die evangelische Landjugend die Organisation und Verantwortung für den Rappershäuser Jugendtreff übernommen, erklärt Balling. Im Keller der Turnhalle des Schullandheimes, der seit den 80er Jahren von der Gemeinde Hendungen angemietet wird, treffen sich regelmäßig etwa zwölf Teenager: Tischtennis spielen, Darten, Musik hören und von den Eltern mal ungestört sein, das steht dann auf dem Programm. Dass der Raum nötig ist in Rappershausen, darin ist sich Balling absolut sicher.
Ein Fest fürs Dorf
Die Ober- und Mittelstreuer Jugend pflegt ebenfalls die Tradition der Buden-zumindest in der Namensgebung. So gibt es in der Oberstreuer Mehrzweckhalle den Junggesellenclub, der alljährlich sein Fest für die Bevölkerung auf die Beine stellt und vielleicht sogar mal den einen oder anderen Einblick in das Leben eines Singles gewährt. Aber keine Angst, es handelt sich bei den Junggesellen um die etwas ältere Jugend, die mitten in den Zwanzigern steht, versichert Bürgermeister Stefan Ledermann.
In Mittelstreu residieren die Teenies seit etwa drei Jahren in ihrer Hühner-Bude am Rande des Ortes im Kleingartengebiet. Auch dort steigt jeden Sommer ein Fest, nämlich das Hühnerbudenfest. Ob der Name nun aber auf den Typ des Domizils der Jungen hinweist oder das Ganze einfach eine Schnappsidee war, das sei nun mal dahin gestellt. Jedenfalls kann Ledermann über keine größeren Probleme berichten, weder in Form von Eierkatastrophen noch was Lautstärke und ähnliches betrifft.