„Literarische Zeitreisen“ lautete der Titel der 13. Lesenacht der geo-net Gerolzhofen. Sie zeigte auf, wie verschieden und vielfältig der Begriff Zeit in der Literatur verarbeitet wird.
Zahlreiche Bürger kamen in den Spitalhof, neugierig auf das, was ihnen geboten wird. „Zeitreisen sind wie die Zeit selbst: besonders und einzigartig, tiefsinnig und hintergründig, abwechslungsreich und abenteuerlich genussreich und voller Leben“, so begrüßte Birgid Röder, Kreis- und Stadträtin von Bündnis90/Grünen, die Zuhörer.



Nachkriegszeit
Irmgard Fröhlings Zeitreise begann im Jahre 1946 mit Wolfgang Borcherts Kurzgeschichte „Das Brot“. Ein „Trümmerwerk“ der Nachkriegszeit, in der Brotknappheit herrschte und die Beziehung eines Ehepaares durch das heimliche Verzehren einer Brotscheibe auf die Probe gestellt wurde. Die Literaturliebhaberin rezitierte nach der Pause Gedichte durch die Jahrhunderte: „Westwind“ von Marianne von Willemer, aus dem Zyklus „Liebesfrühling“ von Friedrich Rückert und letztlich ihr ganz persönliches Lieblingsgedicht „Das Ende vom Lied“ von Mascha Kaleko.
Humor
Dreimal durfte das Publikum raten, welchen Beitrag Josef Schäfer, Redakteur des Schweinfurter Tagblattes, wohl bringen wird. Er las, wie jedes Jahr, aus Egon Erwin Kischs unerschöpflicher Reportagensammlung „Eliptische Tretmühle“. Kisch beschreibt auf drastische Art und Weise das Spektakel um das 6-Tage-Rennen in der Berliner Sporthalle. Nach der Pause legte Schäfer dann noch einmal zu, mit der Geschichte „Bei den Heizern des Riesendampfers“. Mit wuchtigen Worten beschreibt der Reporter die unerträglichen Arbeitsbedingungen auf dem Dampfer „Vaterland“.
Vicky West, seit vielen Jahren in der Offenen Behindertenarbeit des Diakonischen Werkes in Schweinfurt aktiv, wählte aus Georg Paulmichls Buch „Ins Leben gestemmt“ die Gedichte „Kinder“, „Amerika“, „Maulwurf“ aus. Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Kürnach las aus Wolf Küpers Buch „Eine Million Minuten“. Die rührende Geschichte eines Vaters, der sich von den Träumen seiner Tochter Nina anstecken lässt und zusammen mit der Familie die Reise ihres Lebens unternehmen.
Birgid Röder las „Einstein‘s Dreams“ von Alan Lightman. Der Autor lässt Einstein von Welten träumen, in denen die Zeit still steht, langsamer fließt springt oder rückwärts läuft. Das Genie nimmt die Leser auf 30 Traumreisen mit. Für schmunzeln und lachen sorgte Dr. med. Reginhard von Hirschhausen, Facharzt für Innere Medizin und Stadtrat aus Schweinfurt, der aus dem Buch seines Cousins zweiten Grades, Dr. med. Eckhard von Hirschausen „Praxisgebühr - halber Eintritt für Hypochonder“ las. Die Praxisgebühr sei ein Abo für den Arztbesuch und ein Hypochonder ist einer, der die Diagnose, aber keine Therapie will. Sibyelle Jäcklein präsentierte Auszüge aus dem Buch „Yol var – Es gibt einen Weg“ des Gerolzhöfer Autors Reinhard Dümler. Der „innerer Reiseführer“ beschreibt insgesamt vier Reisen, wahr und erfunden, in die Türkei.
In der Pause konnten sich die Besucher am Buffet, das die geo-net Frauen gezaubert hatten, für den zweiten Teil stärken. Die Band „Isabellas“ aus Volkach zog die Zuhörer mit ihrer musikalischen Zeitreise in den Bann. Angefangen mit Meckie Messer aus dem Jahre 1927, über den Protestsong „If I had a Hammer“, Elvis Presley, den Beatles und Leonhard Cohen bis in die 1990er-Jahre, vertreten durch Eros Ramazzotti.
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