Die an der Kulturwerkstatt Disharmonie angesiedelte Schweinfurter „Initiative gegen das Vergessen“ ist erster Preisträger des von der SPD Unterfranken vergebenen Felix-Freudenberger-Preises. Für die Initiative nahm Klaus Hofmann den Preis am Sonntag in der Akademie Frankenwarte Würzburg entgegen. Einen Förderpreis erhielt das Würzburger Flüchtlingsprojekt „Willkommen mit Musik – Theater am Neunerplatz“. Die Preise sind mit 1000 und 500 Euro dotiert.
Ins Leben gerufen hat den künftig alle zwei Jahre zu vergebenden Preis SPD-Bezirksvorsitzender MdB Bernd Rützel (Gemünden). Auszeichnen wolle man Menschen, die auch die in der Wiege der SPD liegenden demokratischen Grundwerte Zivilcourage, Kultur, Bildung und Erinnern glaubhaft verkörperten, so Rützel.
Der in Würzburg geborene Felix Freudenberger (1874 bis 1927) war Buchhändler und eröffnete 1899 in Würzburg eine Buchhandlung. Schon vier Jahre zuvor war er der SPD beigetreten. Er wirkte als Stadtrat, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, wurde aber bespitzelt und war Zielscheibe rechtsradikaler Hetze. Freudenberger starb während eines Klinikaufenthaltes im Schwarzwald. Beerdigt ist er im jüdischen Friedhof Würzburg. Seine Frau Rosa wurde im KZ Auschwitz ermordet, Tochter Sophie (1901 geboren) konnte nach England entkommen. Nach Freudenberger ist ein Platz am Mainkai in Würzburg benannt.
Ralf Hofmann, SPD-Fraktionschef im Stadtrat Schweinfurt, hob in seiner Laudatio die seit über 30 Jahren trotz vieler Widerstände mit „nimmermüder Überzeugungskraft“ tätige Initiative hervor. Die Akteure hätten trotz mancher Empörung konservativer Kreise weitergearbeitet, ruhig, mitunter provokativ, aber immer offen mit Gesprächsangeboten. Neben Veröffentlichungen gibt es heute Stadtführungen und Gedenkorte zur Erinnerung an die teils schlimmen Schicksale der über 10 000 Zwangsarbeiter in Schweinfurt. Mit einem Geschichtswettbewerb animiere die Initiative aktuell junge Menschen auch zum Umgang mit den dunklen Seiten der Geschichte. Klaus Hofmann dankte für Preis und Preisgeld „für unsere Arbeit, die aufgrund der aktuellen Entwicklungen noch wichtiger wird“. Aufrufe zu Gewalt, Brandstiftung, Angriffe auf Flüchtlinge, ja sogar Morddrohungen, „so haben auch die Nazis angefangen“, sagte er.
Mit einem ersten Konzert startete der Förderpreisträger Ende 2014 bei den Erlöserschwestern unter Leitung des Musikstudenten Jonas Hermes, um gerade erst Verfolgung und Tod entkommenen Flüchtlingen „ein wenig Aufmunterung, Abwechslung und Zuversicht zu vermitteln“, so Muchtar Al Ghusain (SPD) in seiner Laudatio. Der Anspruch, Menschen aller Kulturen musikalisch-kulturelle Bildung zukommen zu lassen, hätte Freudenberger entzückt, merkte Würzburgs Kulturreferent an.
Ein sichtlich gerührter Hermes berichtete von mittlerweile 70 Konzerten mit weit über 700 Zuhörern. Wichtig sei, dass die Flüchtlinge im Projekt nicht mehr nur Zahlen seien. Zu denken geben sollte, dass beide Preisträger bei kleinen Kulturträgern angesiedelt seien, die „genauso förderwürdig sind“. Anna Mavrommatis (Violine) und Rosa Faerber (Gitarre) vom ausgezeichneten Musikprojekt sorgten für die passende Musik.