Große Ideale, viel Begeisterung und ein klares Ziel: Ute Solf und Martin Ludwig wollen zurück zur Landwirtschaft der Naturvölker, um eine „enkeltaugliche Lebensweise“ zu schaffen. Dass sie damit bei Bürgermeister Hans Fischer auf offene Ohren gestoßen sind, verwundert nicht. Er hat ihnen für ihr „Projekt Waldgarten“ gleich ein 6700 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung gestellt. Jetzt ging es darum, Mitstreiter zu finden.
35 Interessenten kamen, um sich zu informieren. Solf stellte kurz die Ideen der Permakultur vor, nach deren Prinzipien auch der Waldgarten gestaltet werden soll. Die Permakultur will wieder natürliche Ökosysteme schaffen, die dauerhaft und nachhaltig genutzt werden können.
Die Grundidee, die ursprünglich vor allem die Landwirtschaft betraf, ist inzwischen vom achtsamen Umgang mit der Erde ausgeweitet worden auf den achtsamen Umgang mit Menschen und die Idee der Selbstbegrenzung und Überschussverteilung. Die Permakultur spannt den Bogen vom Waldgarten über das Passivhaus bis hin zur gewaltfreien Kommunikation.
In einem Waldgarten würden naturnahe Waldwirtschaft und umfangreiche Nahrungsmittelproduktion miteinander kombiniert, erklärte Martin Ludwig. Was auf dem Grundstück Fröschbach entstehen soll, ist ein „essbarer Wald“: Walnuss- und Obstbäume, Beerensträucher, Gemüse und Salat sollen in kooperierenden Pflanzengesellschaften zu einem sich tendenziell selbst erhaltenden Garten ausgebaut werden. Wie das alles konkret aussehen soll, das wollen die beiden Initiatoren mit ihren potenziellen Mitstreitern festlegen. Das aber war den meisten Anwesenden dann doch zu wenig.
„Wie wollt ihr das organisieren, wird ein Verein gegründet?“, fragte einer. Nein, sagte Solf, Vereine seien so ein großer bürokratischer Aufwand, es solle eine Initiative bleiben. Man könne Vereine auch „schlankstricken“, meinte der Besucher und gab zu bedenken, dass eventuelle Spenden dort leichter zu bekommen seien. Der Bürgermeister sprang Solf zur Seite, auch er fand erst einmal eine lockere Gruppe besser, Spenden könnten über den Ökofonds der Gemeinde fließen, bot er an.
„'Initiative Waldgarten‘, ich wünsche mir für das Kind einen schöneren Namen“, bemängelte Günter Leutsch. Eine Besucherin fragte nach einem „groben Konzept“. Wenn man beispielsweise Baumspenden bekäme, dann bräuchte es doch auch eine Struktur. Die beiden Initiatoren taten sich schwer mit ihrer Idee, alles offen zu lassen und erst mit der entstehenden Gruppe in die Planung einzusteigen. „Ich möchte gerne, dass viele mitmachen, teilhaben und etwas lernen“, betonte Solf. Sie will die Planung zusammen mit vielen Interessenten in einem Workshop mit einem erfahrenen Dozenten der Permakultur Akademie erarbeiten. Aber einen Grundriss und eine Grobeinteilung brauche man trotzdem, bekräftigte ein Besucher. Schließlich versprach Solf, selbst gelernte Permakultur-Designerin, wenigstens ein Rahmenkonzept vorzubereiten.
Fast die Hälfte der Anwesenden bekundete am Ende Interesse, der „Initiative Waldgarten“ beizutreten. Diese will sich im November als Gruppe konstituieren und sich einen schöneren Namen suchen. Bürgermeister Hans Fischer freute sich, dass sich sowohl jüngere als auch ältere Menschen beteiligen, denn „für so ein Projekt braucht man einen langen Atem, man muss in Generationen denken“, betonte er. Und, ganz Realist, bot er noch einmal seine Hilfe an, auch mit technischem Gerät, denn „wer 6700 Quadratmeter mit Spaten und Hacke bearbeiten will, der verliert schnell seine Euphorie“.
Wer im Waldgarten mittun will, ist eingeladen zu einem ersten Gruppentreffen am 7. November um 18.30 Uhr im Bürgerhaus.
Vortrag im Vorfeld: Einblick in die Permakultur gibt Ute Solf in einem Vortrag am 16. Oktober um 18.30 Uhr in der Aula der Grundschule.