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Schweinfurt: 6583 offene Stellen in Main-Rhön: Warum es in der Region dringend noch mehr Zuwanderung aus dem Ausland braucht

Schweinfurt

6583 offene Stellen in Main-Rhön: Warum es in der Region dringend noch mehr Zuwanderung aus dem Ausland braucht

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    Nicht nur im Pflege-Bereich suchen Unternehmen händeringend Mitarbeiter. Auch in anderen Branchen  fehlen Fachkräfte, von Elektrikern bis hin zu Köchen, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit, Thomas Stelzer.
    Nicht nur im Pflege-Bereich suchen Unternehmen händeringend Mitarbeiter. Auch in anderen Branchen  fehlen Fachkräfte, von Elektrikern bis hin zu Köchen, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit, Thomas Stelzer. Foto: Getty Images

    Historischer Höchststand, ein Rekordjahr – Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, klingt nicht zurückhaltend, wenn es darum geht, ein Fazit zum Jahr 2022 auf dem Arbeitsmarkt zu ziehen. In Stadt und Landkreis Schweinfurt, in den Haßbergen, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen, für die die Agentur für Arbeit zuständig ist, kletterte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen auf 179.176 Personen. So viel waren es noch nie, auch nicht vor Corona.

    Die größten Zuwächse gab es im Bereich der technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen, in der öffentlichen Verwaltung und beim Verarbeitenden Gewerbe.

    Höchststand auch bei den offenen Stellen: 6583 sind es in der Region. Eine "noch nie dagewesene Zahl", sagt Stelzer und verweist auf 2019, da waren bei der Agentur noch 4991 offene Stellen gemeldet. Die Lage hat sich geändert: Heute müssten Unternehmen und Betriebe um Arbeitnehmerinnen und -nehmer werben, etwas bieten. Es zählen neue Werte, vor allem bei den Jungen – von Work-Life-Balance bis hin zu der Frage, wie nachhaltig der Betrieb ist, in dem man arbeiten möchte. Für die Unternehmen eine "große Herausforderung", sagt der Leiter der Agentur für Arbeit, die sich selbst als Arbeitgeber um Bewerberinnen und Bewerber bemühen muss.

    Auch wenn die Chancen am Arbeitsmarkt gut sind, Qualifizierung bleibt der Schlüssel

    Mit 2,4 Prozent ist die Quote der zwischen 15- und 25-Jährigen in der Arbeitslosenstatistik in der Region so niedrig wie nie seit 1990. "Wer gesund ist und motiviert", der fände auch einen Arbeitsplatz, sagt Stelzer. Vom guten Trend auf dem Arbeitsmarkt profitiert auch eine Gruppe, die der Agentur für Arbeit "immer gewisse Sorgen macht": die der Langzeitarbeitslosen. Menschen, die seit über einem Jahr ohne Job sind, fallen darunter. Auch ihre Zahl sank dank des großen Bedarfs auf dem Arbeitsmarkt leicht: von 2530 im Jahr 2021 auf 2313 Langzeitarbeitslose im vergangenen Jahr. 

    Eines sei auch klar: Ohne Qualifizierung geht nichts am Arbeitsmarkt, sie bleibt der "Schlüssel", wie Stelzer es nennt. 3845 Personen suchten im vergangenen Jahr sogenannte Helferstellen, also Jobs, die keine Qualifikation voraussetzen. Angeboten hatten die Arbeitgeber aber nur 1400 solcher Stellen. Die Menschen zu qualifizieren, das sei eine der Aufgaben der Agentur für Arbeit, betonte Stelzer.

    Zuwanderung als Chance: Wie die Agentur für Arbeit Unternehmen unterstützt

    Eine weitere Aufgabe geht in eine ähnliche Richtung, aber weit über die Grenzen des Arbeitsamtsbezirks hinaus: Das Anwerben von Beschäftigten aus dem Ausland, auch über Europa hinaus. Das wird nicht nur bundesweit an Bedeutung gewinnen, Hunderttausende Beschäftigte aus dem Ausland müssten nach Aussagen der Regierung im Jahr einwandern, um die Lücken im deutschen Arbeitsmarkt zu schließen, die sich immer mehr auftun.

    Sieht große Herausforderungen, aber auch Chancen auf dem Arbeitsmarkt in der Region der Agentur für Arbeit Schweinfurt, zu der Stadt und Landkreis Schweinfurt, die Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kisingen gehören: Thomas Stelzer, Leiter der Agentur in Schweinfurt.
    Sieht große Herausforderungen, aber auch Chancen auf dem Arbeitsmarkt in der Region der Agentur für Arbeit Schweinfurt, zu der Stadt und Landkreis Schweinfurt, die Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kisingen gehören: Thomas Stelzer, Leiter der Agentur in Schweinfurt. Foto: Helmut Glauch

    Im Bezirk des Arbeitsamts Schweinfurt wird die Quote der Beschäftigten aus dem Ausland eher noch höher sein müssen, sagt Stelzer und nennt dafür zwei Gründe: die im Vergleich ältere Bevölkerung in der Region und die Pendler-Quote aus benachbarten Bundesländern, die angesichts der hohen Spritkosten sinken könnte. Im Juni 2022 waren von den rund 180.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rund 63.700 zwischen 50 und 65 Jahre alt. Im Vergleich: Bei den unter 25-Jährigen liegt die Zahl bei etwas über 20.000.

    Was hinter dem Anstieg der Beschäftigtenzahlen hauptsächlich steckt

    Das Anwerben von Kräften aus dem Ausland ist nichts Neues am Arbeitsamt Schweinfurt, wird aber immer intensiver. Und anders. Fachkräfte, beispielsweise für die Pflege, im Ausland zu finden, funktioniert nicht mehr. Die Lösung: Menschen hier ausbilden, genau in den Bereichen, in denen Arbeitskräfte gebraucht werden. Damit sie kommen und vor allem bleiben, brauche es nicht nur Jobangebote, sondern auch Infrastruktur, Kindergartenplätze und vor allem eine Willkommenskultur, damit sie sich hier wohl fühlen, sagt Alexandra Elbert, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Schweinfurt.

    Zuwanderung als Chance nutzen, das wünscht sich auch Agentur-Leiter Stelzer. Dass sie längst schon ein Teil des Arbeitsmarkts ist, zeigen Zahlen. Denn am Rekordhoch bei den Beschäftigtenzahlen haben Menschen aus dem Ausland einen hohen Anteil. Er stieg im Jahr 2022 um 12,2 Prozent und bescherte den Beschäftigtenzahlen in Main-Rhön überhaupt ein Wachstum, betont Stelzer. 15.799 Beschäftigte aus dem Ausland arbeiteten zum Stand der neuesten Statistik in der Region. Stichtag: 30. Juni. Die Hälfte dieser Beschäftigten stammt aus Europa, die Hälfte aus Drittländern. Auch viele Flüchtlinge, die hier ein neues Zuhause gefunden haben, zählen dazu.

    Wie weit die Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt wirklich ist

    Noch im Fluss ist die Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt, die zwar bürokratisch leichter ist, aber auch nicht ohne Hürden. Die größte ist die Sprachbarriere. Rund 2500 Geflüchtete aus der Ukraine leben in Main-Rhön, inklusive Kinder und Jugendlicher. 70 Prozent derjenigen, die im erwerbsfähigen Alter sind, sind Frauen. Einige haben schon einen Job gefunden, der Großteil absolviert aber aktuell Sprachkurse.

    Dass viele von ihnen in ihr Heimatland zurückkehren wollen, weiß Stelzer, auch wenn er hofft, dass dem Arbeitsmarkt in der Region am Ende einige erhalten bleiben werden. Denn der wird auf Zuwanderung aus verschiedenen Bereichen angewiesen sein.

    Weniger Arbeitslose, weniger Kurzarbeit in der Region Main-Rhön

    Denn trotz aller Krisen – von Corona, dem  Krieg in der Ukraine und seinen Folgen, Inflation und Engpässen – zeigt sich der Arbeitsmarkt stabil. Die Arbeitslosenzahl ging erneut zurück, um 0,1 Prozent auf 3,2 Prozent. Damit waren 7836 Menschen ohne Job. Auch Kurzarbeit war kein so großes Thema mehr wie im Jahr zuvor, als noch 85.000 Personen davon betroffen waren. Vergangenes Jahr waren es im gleichen Zeitraum nur noch 16.700. Bis Juni 2022 wurden über die Agentur für Arbeit Schweinfurt 11,6 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld und Sozialversicherungsbeiträgen ausgezahlt.  Geld, das laut Stelzer in vielen Fällen Insolvenzen verhindert hat, vor allem die kleinerer Betriebe, die das Instrument in der Krise am stärksten genutzt hatten. 

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