Neue Besen kehren gut, heißt es im Volksmund. Für das Caritas-Sozialzentrum mit dem Flaggschiff Wohnstift Steigerwald trifft das derzeit besonders zu. Gerade mal vier Monate ist Isabella Steinmüller im Amt als neue Geschäftsführerin. In dieser kurzen Zeit hat sich schon viel verändert.
Die Veränderungen beziehen sich sowohl auf das Pflege- und sonstige Personal als auch auf die Bewohner in dem Haus mit gut 140 Plätzen. Die Schwestern haben nun frisch renovierte Stationsräume. Aber ihre Arbeit wird sich gravierend verändern, denn die Dokumentation ihrer Pflegetätigkeit wird nicht mehr händisch ausgeführt, sondern auf EDV umgestellt. Damit werden die dicken Aktenordner verschwinden, die bisher auf den Zimmern der Bewohner lagen.
Den Bewohnern etwas bieten
Eingerichtet wurde bereits WLAN-Zugang für Bewohner und Gäste. „Unserer Bewohner müssen viel zahlen für ihren Aufenthalt, deswegen sollen sie auch etwas geboten bekommen“, sagt Isabella Steinmüller. An den Eingängen stehen jetzt Kaffeeautomaten, die Senioren und Gäste nutzen können. Jetzt in der heißen Jahreszeit gibt es auch eine neue Eistruhe.
Zum Vorteil der rund 170 Mitarbeiter (davon 110 in der Pflege) ist es auch, dass sie jetzt ihre Arbeitskleidung vom Haus gestellt und auch gewaschen bekommen. Für das Personal soll es erstmals eine eigenen Weihnachtsfeier geben.
Die traditionellen Feste im Haus will die neue Chefin belassen, allerdings teilweise anders gestalten. Das Sommerfest soll zum Beispiel in einem Jahr gemeinsam, im nächsten dann wie bisher stationsweise gefeiert werden. Aus dem Herbstfest wird ein Oktoberfest, heuer mit Spanferkel.
Deko etwas moderner gestalten
Die jahreszeitlich ausgerichtete Dekoration will die neue Chefin beibehalten, aber etwas moderner ausrichten. Ihr gefallen auch die vielen alten Möbelstücke in den Gängen nicht so recht. Meist stammen sie aus dem Nachlass von gestorbenen Heimbewohnern.
Ganz wichtig ist Isabella Steinmüller der Kontakt mit der Außenwelt. So sollen möglichst oft die Kinder der Gerolzhöfer Kindergärten ins Haus kommen, denn Kinder sind immer ein bereichernde Abwechslung des Heimalltags. Mit dem Modehaus Iff hat Isabella bereits eine Modenschau für Senioren vereinbart.
Energetische Sanierung
2020 soll die gesamte Außenfassade des großen Baukomplexes energetisch saniert werden. „Die Außenmauern des Hauses sind recht dünn; ich glaube, da verheizen wir ziemlich viel Energie an die Umgebung“, hat die examinierte Altenpflegerin festgestellt. Der älteste Teil des Wohnstift-Komplexes stammt vom Ende der 60er Jahre.
Außerhalb des Wohnstifts strebt die 40-Jährige den Ausbau der Tagespflege von zwölf auf 18 Plätze an. Bedarf dafür sei genügend vorhanden. In der Sozialstation will Steinmüller die gesamte Fahrzeugflotte auf E-Mobile umstellen. Das erste Auto ist bereits bestellt.
Kernaufgabe aber ist und bleibt die Altenpflege. „Hier wollen wir uns von anderen Heimen abheben“, sagt Steinmüller. Beim Personal liegt die Fachkraftquote bei 61 Prozent. Gefordert sind 50 Prozent. Freundlichkeit, ja Herzlichkeit gegenüber den alten Menschen hält Isabella Steinmüller für extrem wichtig. Bei den Heimbewohnern hat sie in ihrer bisherigen Berufszeit eine deutliche Veränderung festgestellt. „Die erste Nachkriegsgeneration war noch bescheiden. Aber sie stirbt langsam aus. Jetzt werden auch alte Menschen immer anspruchsvoller.“ Hausmannkost beim Essen reiche zum Beispiel nicht mehr.
Ausflüge sollen Alltag bereichern
Zur Altenpflege gehört auch der Sozialdienst, der mit Zeitungslesen, Spielen, Gymnastik und Gedächtnistraining den Alltag der Senioren auflockern will. Hier kann sich die neue Geschäftsführerin auch ab und zu einmal einen Ausflug vorstellen.
Mit der personellen Situation ist Isabella Steinmüller zufrieden, auch mit der Lage beim Nachwuchs, der teils im Haus ausgebildet wird. Wünschenswert wäre für die Leiterin etwas mehr Zeit für die menschliche Begegnung mit den Senioren. Doch das sei angesichts der Arbeitsvorgaben schwer. Es wird Isabella Steinmüller aber nicht davon abhalten, nach Möglichkeiten zu suchen.
„Ich wollte einfach wieder sesshaft werden“, sagt Steinmüller zu ihrer Motivation, nach Gerolzhofen zu kommen. Bei ihrem letzten Arbeitgeber war sie ständig im Außendienst unterwegs. Als sie dann bei ihrem Vorstellungsgespräch das Haus sah, steigerte das ihren Wunsch, hier zu arbeiten.
Personal und Bewohner ziehen mit
Seit vier Monaten ist sie nun als Geschäftsführerin am Philipp-Stöhr-Weg tätig, nicht nur für das Wohnstift, sondern auch für die Sozialstation mit Kurzzeit- und Tagespflege und das Betreute Wohnen. Besonders dankbar ist Steinmüller ihrem Personal gegenüber, das bei den zahlreichen Veränderungen in kürzester Zeit voll mitgezogen habe. Gleiches gelte für die Bewohner und die Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Kreiscaritasverbands mit Klaus Seger an der Spitze sowie den Geistlichen Stefan Mai und Paul Schneider.