Im Oktober 2010 hat Alt-Oberbürgermeister Kurt Petzold einen Lehr- und Wanderpfad durchs Höllental hinauf zur Mainleite bis nach Schonungen angeregt. Die ungewöhnlich große Zahl an natur- sowie geschichtsbezogenen Sehens-, Denk- und Merkwürdigkeiten in diesem Bereich hat ihn auf die Idee gebracht. Vor Jahresfrist hat diese Zeitung in einem Zwischenbericht mitgeteilt, dass sich der Lehrpfad nun auf der Zielgeraden befindet.
Das war offensichtlich zu optimistisch, wenngleich die neuesten Nachrichten jetzt doch Hoffnung machen: Die Finanzierung der rund 20 000 Euro steht und die erklärenden 14 Hinweistafeln für den Weg sind in Auftrag gegeben. Stadtrat Thomas End (SPD), der die Koordination übernommen hat, rechnet mit einer Eröffnung des Wegs nach den Sommerferien, drei Jahre nach der Initiative Petzolds.
Die Kosten für die 14 Hinweistafeln mit Geschichte und Geschichten sowie ein Flyer mit den Hinweisen stehen mittlerweile fest: 19 635 Euro. Das bestätigte Schweinfurts Wirtschaftsförderer Hans Schnabel auf Anfrage. Der Tourismuszweckverband Schweinfurt Stadt und Landkreis trägt 60 Prozent davon, die Stadt rund 4700 und die Gemeinde Schonungen 3400 Euro. Eine Beteiligung der vom Weg tangierten Nachbargemeinde war von Anfang klar, die Zusage kam kürzlich.
Der Weg trägt den langen Namen „Lehr- und Wanderpfad Höllental-Mainleite-Dianenslust“. Ihn Kurt-Petzold-Weg zu nennen, wollte der Initiator selbst nicht. Dennoch machte genau diese Bezeichnung die Runde, was folgenden Grund hatte: Den Donnerstags-Waldläufern, allesamt mit Petzold befreundet, ging die Realisierung zu zäh. Um die Mühlen der Verwaltung in Schwung zu bringen, bastelten sie „Kurt-Petzold-Weg“-Markierungen, die sie an einigen Stellen am geplanten Lehrpfad unübersehbar anbrachten.
Kurt Petzold freut sich, dass der Weg absehbar offiziell zur Verfügung steht. Die Ausweitung auf Schonunger Gebiet hatte er anfangs gar nicht im Auge. Ex-Bürgermeister Kilian Hartmann hatte sie angeregt und er, Petzold, dann aufgegriffen.
Der rund acht Kilometer lange Weg führt an einer Vielzahl tatsächlich bemerkenswerter und nicht jedermann bekannter Objekte aus Gegenwart und Vergangenheit vorbei. Nach dem Biotop im Höllental als Ausgangspunkt ist das Hexenbrünnle am Fuß des Brambergs unterhalb des Almrösls Station Nummer zwei. Der Weg führt weiter zu zwei historischen Grenzsteinen. Einer war Markierung des ehemaligen Gutes Deutschhof, der andere erinnert an die fürstbischöfliche Zeit. Weiter geht es vorbei an einem der größten Speierlingsbäume.
Nächste Stationen sind der Schindturm und der Beerhüterturm oberhalb der Peterstirn. Bis zu zehn Weinbergswächter saßen in den letzten sieben Wochen vor der Ernte dort oben und bewachten die Weinbeeren vor Dieben, Beerhüter eben.
Dann Bismarckhöhe auf der Mainleite, Ernst-Sachs-Eiche, Schloss Mainberg und Ziegelhütte, der einstigen Ziegelei in Mainberg. Schließlich Hain-Wald und die Forstabteilung Dianenlust mit dem ehemaligen Forsthaus gleichen Namens.
Die Dianenlust soll als Beispiel für eine der Infotafeln stehen: Dianenlust oder Jägerhäusle wurde 1824 errichtet und nach der römischen Göttin der Jagd ernannt. Max Joseph, an den die Inschrift über der Eingangstüre erinnert, stammte aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher, er wurde 1799 Kurfürst, 1806 König von Bayern. Die Dianenlust diente als Stützpunkt für die Revierjäger, die in Hoppachshof ihren Standort hatten. Im Erdgeschoss wurden die Pferde eingestellt. Der Dachstuhl dient bis heute mehreren Fledermausarten als Tages- und Winterquartier. Fürwahr: Ein Lehr- und Wanderpfad.