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SENNFELD: Blumendesign für ein Hightech-Produkt

SENNFELD

Blumendesign für ein Hightech-Produkt

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    Den Rahmen umfalten: Ronni Zettner legt ihre Design-Schnittmuster um den Aluminium-Rohling.
    Den Rahmen umfalten: Ronni Zettner legt ihre Design-Schnittmuster um den Aluminium-Rohling. Foto: Foto: Holger Laschka

    Knallrote Klatschmohnblüten auf einem strahlend weißen Fahrradrahmen. Das ist nicht unbedingt Jedermanns Geschmack. Aber das Hercules Style-Bike aus der 2012er Edition ist der heimliche Renner bei Kunden und in Fachkreisen. „Auf den Messen war es in aller Munde“, sagt Marketingleiterin Katrin Pfeuffer. Auch in den Medien fand es viel Beachtung und vor allem die weibliche Kundschaft goutierte das mutige Design mit guten Abverkaufszahlen im Fachhandel.

    Die Style-Serie ist keine neue Erfindung bei Hercules. Es gibt sie seit vier Jahren. Aber in der jüngsten Edition findet sich die Handschrift der renommierten Schweinfurter Künstlerin Ronni Zettner wieder. Seit Februar 2011 zeichnet sie als Fahrraddesignerin verantwortlich für die Hercules-Modellreihe. Ein Großteil der Kollektion hat sie bereits einem sanften Facelifting unterzogen. Aktuell arbeitet sie an der neuen Optik der Jugend-Bikes für 2013. Der Klatschmohn ist dabei freilich eine künstlerische Ausnahme. Die Regel sind klare Linien, die der Rahmenform folgen – dezent und doch möglichst individuell.

    „Das freie, künstlerische Design ist einfacher als die klassischen Linien und Muster“, sagt die gebürtige Südafrikanerin. Blumen sind für sie die seltene Kür, geometrische Formen die alltägliche Pflicht. Doch auch da bemüht sie sich, unter all' dem schon da Gewesenen noch einen neuen Aspekt zu entwickeln, bei Gestaltung und Farbgebung eine individuelle Note zu entwickeln. Einfach ist das nicht – schon aufgrund der Tatsache, dass die Fahrraddesigns alle am PC entstehen. „Wenn Du etwas malst, entsteht die Individualität schon alleine aus der speziellen Motorik Deiner Hand“, sagt Zettner. Am PC aber haben alle „den gleichen Pinsel des Grafikprogramms“.

    Allzu viele Spielräume lasse der Fahrradrahmen – er kommt vorgefertigt im funktionalen Industriedesign bei der 46jährigen Diplom-Grafikdesignerin an – ohnedies nicht. „Du kannst da nicht einfach mit Querlinien oder irgendwelchen verrückten Mustern drauf gehen – das meiste gibt Dir der Materialverlauf vor.“ Freilich hat sie es schon des Öfteren mit ungestümen Entwürfen probiert, aber diese wurden bei Meetings mit dem Vertrieb, Produktmanagement und Marketing „entschärft“. So tobt sie sich eben in der Style-Serie aus, legt bei den übrigen Modellen mehr behutsam Hand an, wirkt ansonsten noch bei der Anzeigengestaltung oder der Katalogproduktion mit.

    Zettner kam nach dem Studium in ihrer Geburtsstadt Pretoria und der Arbeit dort als Art Director bei einer Firma für Verpackungsdesign 1991 nach Schweinfurt – dem „Ruf der Liebe“ folgend. Mit ihrem Mann Wolfgang – einem erfolgreichen Manager bei ZF und „total verrückten Biker“, der im Sommer regelmäßig über die Alpengipfel radelt – hat sie zwei Kinder. Während der Erziehungsphase betrieb sie freiberuflich ein eigenes Grafikbüro – erneut mit dem Schwerpunkt Verpackungsdesign –, und baute die Sommer-Kunstschule für Kinder auf. 2009 nahm sie dann ein Engagement als Marketingleiterin bei dem thüringischen Nougat-Spezialisten VIBA an, der schon länger zu ihren Kunden zählte. Und dann kam Hercules – wie gerufen, denn die Fahrten zwischen Schweinfurt und Schmalkalden waren auf die Dauer zeit- und nervraubend.

    Fahrräder sind oft kompliziert geformte Konstrukte. Die Designerin vergleicht ihr Werk deshalb mit der Arbeit einer Schneiderin: „Ich ziehe dem Bike ein Kleid an.“ Tatsächlich entwickelt sie Designs als Schnittmuster, die sie anschließend mühevoll um die Rahmen legt und klebt. Da ist sehr viel Handwerk dabei – weniger Inspiration. Die Kollegen in der Firma finden, dass sie beides gut drauf hat. Und dabei auch die Belange des Vertriebs nicht vergisst. Letztendlich stehe nicht die Kunst im Vordergrund, sondern der Erfolg im Verkaufsraum.

    Der ist bei Hercules inzwischen durchaus da. Marketing-Chefin Pfeuffer spricht von einer stetigen Steigerung der Umsatz- und Absatzzahlen seit 2007, als man zurückkehrte an den Standort Schweinfurt. Genaue Zahlen verrät das Unternehmen, das wie Winora zur niederländischen Accell-Gruppe gehört, nicht. Aber soviel: Eine 2010 begonnene Kooperation mit Bosch, dem „neuen großen Player bei den E-Bike-Antrieben“ (Pfeuffer), sei ein Glücksgriff gewesen. Gerade hier entwickle sich das Geschäft enorm. „Design wird ein immer wichtigeres Differenzierungsmerkmal im Fahrradmarkt“, ist Katrin Pfeuffer überzeugt. Die Künstlerin Ronni Zettner könnte dabei die Rolle einer Impulsgeberin spielen.

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